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Ein Tag, zwei Leben

Ein Tag, zwei Leben

Titel: Ein Tag, zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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würde, saugte ich jeden Moment auf, lachte mit Freunden, erhielt meinen Abschluss-Händedruck, warf meinen Hut. Miriam erhielt eine lobende Erwähnung wegen ihrer Geschichtsnoten, ich wurde wegen meiner Ergebnisse in Französisch gelobt und Dex wegen seiner bemerkenswerten sportlichen Leistungen.
    Ich hörte Mom laut klatschen und winkte ihr und Dad zu. Dad sah großartig aus in seinem dunkelgrauen Anzug. Er hatte einen neuen Haarschnitt, mit dem er alles aus seinen grau melierten Haaren herausholte, was möglich war. Wahrscheinlich hatte er eine Neue. Aber er war da und applaudierte mir zusammen mit Mom, Lucas und Lyndal, die in einem schockierenden Violett gekommen war. Mom warf ihr dauernd entsetzte Blicke zu. Ich hätte wetten können, dass Lyndal das nur wegen des Kicks gemacht hatte, den es ihr gab, Mom zu ärgern.
    Nach den offiziellen Feierlichkeiten lungerten alle herum, tranken Kaffee und Tee und machten Fotos. Dex’ Eltern bestanden darauf, dass ich mit auf die Familienfotos kam, was mich eigentlich zum Strahlen hätte bringen sollen, doch stattdessen war mir ganz mulmig. Der Tag war nur allzu schnell vergangen, und alle gingen allmählich nach Hause, um sich auf das Dinner vorzubereiten.
    » Wir sind so stolz auf dich, Liebes«, sagte Dad, der mich zum Eingang der Schule begleitete, wo Miriam auf mich wartete. Miriam, Lucy und ich hatten abgemacht, uns gemeinsam für den Abend herauszuputzen.
    » Danke, Dad.«
    » Ich kann es nicht fassen, dass meine Jüngste schon mit der Schule fertig ist«, sagte er und schüttelte dabei stolz den Kopf.
    » Ja. Du wirst langsam ziemlich alt«, stichelte ich.
    Er blickte zum Himmel hinauf, als würde er ein paar diskrete Worte mit Gott wechseln, und lächelte.
    » Deine Mom und ich treffen dich dann auf der Party. Wir sind doch eingeladen, oder?«
    » Ja, aber denk daran …«
    » Nur auf zwei Drinks«, unterbrach er mich. » Danach müssen wir gehen.«
    Ich nickte und war froh, dass zumindest meine Eltern nicht unnötig lang dort herumhängen würden. Die Eltern zu den Cocktails einzuladen, war eine nette Geste und alles, aber manche wollten dann immer gar nicht mehr gehen.
    Ich entdeckte Dex, als ich gerade in Miriams Wagen einsteigen wollte. Er kam mit Noah heraus – wahrscheinlich um noch bei Brett abzuhängen, bevor der Abend anfing. Er zwinkerte und warf mir einen Blick zu, der besagte, dass er es gar nicht mehr abwarten könne bis heute Nacht. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich für diesen Blick alles gegeben hätte. Stattdessen wanderten meine Finger zu meinen Lippen und meine Gedanken in eine andere Welt. Zu einer ganz anderen Person.
    » Komm jetzt!«, schrie Miriam. » Wir haben nur etwa zwei Stunden, um uns fertig zu machen und zum Pavillon zu fahren!«
    Sie hatte recht. Ich schloss die Autotür. » Dann mal los.«
    » Ich dusche zuerst«, fauchte Lucy.
    » Wir haben drei Bäder, du Intelligenzbestie!«, erwiderte Miriam.
    » Ach so, ja.« Lucy lachte. Doch dann wurden ihre Augen schmal. » Ich benutze das Glätteisen zuerst.«
    Schweigen. Dann brach es aus Miriam und mir gleichzeitig heraus. » Vergiss es!«
    Wir alberten herum und lachten, bis wir angezogen und fertig waren.
    Lucy trug ein schimmerndes goldfarbenes Abendkleid mit winzigen Spaghettiträgern. Es harmonierte fantastisch mit ihrer olivfarbenen Haut und den perfekt gestylten dunkelbraunen Locken. Ihr Make-up war einfach, was umso besser aussah, und ihr Markenzeichen – erdbeerfarbenes Lipgloss – trug sie erst ganz am Ende auf.
    Miriam setzte ganz auf Kirschrot, ihr Kleid schmiegte sich mühelos um ihre perfekte Figur und betonte alles, was betont werden sollte. Das Haar fiel ihr offen und wellig über die Schultern und sie trug eine dicke goldene Retro-Halskette. An jeder anderen hätte sie sonderbar ausgesehen, aber Miriam hatte ihren ganz eigenen Stil.
    Ich stand neben ihnen vor dem großen Spiegel in dem schwarzen Kleid, das ich begehrt hatte, seit zum ersten Mal mein Blick darauf gefallen war. Es war schlicht, aber elegant. Es war bis ganz nach unten schmal geschnitten und war am Ende ein wenig ausgestellt. Das Oberteil des Kleides bildete quer über meiner Brust eine gerade Linie, und die Träger über meinen Schultern bestanden aus feiner Spitze, die auch im Korsett verwendet wurde. Mein Haar ließ ich offen, Miriam hatte es um mein Gesicht herum gestylt. Schwarze Riemchensandalen rundeten das Ganze ab.
    » Wir sehen perfekt aus«, sagte Miriam und klatschte in die Hände.
    Lucy

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