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Ein Tag, zwei Leben

Ein Tag, zwei Leben

Titel: Ein Tag, zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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alles Trickserei?
    Unvermittelt schnappte ich nach Luft.
    Dex sah mich fragend an und lächelte gezwungen. Dann wandte er sich wieder der Rezeptionistin zu, die einen starken, melodischen ausländischen Akzent hatte.
    Meine Gedankenspirale drehte sich weiter. Ethan hatte gesagt, dass er mich liebt. Allein dadurch, dass er das zugegeben hatte, hatte er alles riskiert. Eigentlich war er Teil des medizinischen Personals. Eigentlich sollte er mich behandeln, nicht lieben. Ganz sicher gab es keine Behandlung, die das billigen oder unterstützen würde. Aber irgendetwas war da – da war ich mir sicher. Ethan verheimlichte etwas Wichtiges vor mir, und dadurch zweifelte ich noch mehr, als ich es ohnehin schon tat.
    Dex führte seine Unterhaltung mit der Rezeptionistin fort, während er weiterhin meine Hand hielt. Schließlich drückte er sie, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. » Oh, wow, das ist großartig. Hey, Sabine, Annika hier hat unser Zimmer zu einer King Suite aufgewertet.«
    Juhu.
    Die blonde Frau nickte eifrig mit dem Kopf. » Kylla.« Sie nickte wieder. » Ich meine, ja«, verbesserte sie sich.
    Kylla? Wo hatte ich das schon mal gehört? Was für eine Sprache war das?
    » Möchtest du vielleicht hier warten, Babe? Ich muss nur schnell unsere Sachen aus dem Wagen holen«, sagte Dex.
    Ich nickte und sah dabei weiterhin die Rezeptionistin an.
    » Ähm, was für eine Sprache war das?«, platzte ich heraus, sobald Dex verschwunden war.
    Sie lächelte höflich. » Ich bin Finnin.«
    Finnisch. Oh, mein Gott. Die Worte. Die hatte ich total vergessen.
    Mist.
    » Ich … ich … Könnten Sie etwas für mich übersetzen?« Meine Hände lagen jetzt flach auf der Theke und ich beugte mich eifrig zu ihr vor. Wie war das noch mal? Ich konnte mich nicht mehr an die dummen Wörter erinnern!
    Mist.
    » Selbstverständlich.« Sie lächelte. » Was denn?«
    Shit, Shit, Shit.
    Denk nach, Sabine. Denk nach. Wie war das noch?«
    » Ähm … ähm … Ukso, nein uskon! Uskon ist das erste Wort und dann folgt noch eins. Argh, ich kann mich nicht mehr daran erinnern, irgendetwas wie sins oder …« Ich ballte meine Hand zur Faust.
    Die Rezeptionistin lächelte. » Uskon sinua?«, schlug sie vor.
    » Ja! Das ist es. Was bedeutet das?« Ich platzte fast. Ich sah, wie Dex sich mit unseren Taschen der Glastür näherte. Eindringlich wandte ich mich wieder der Frau zu. » Bitte!«
    Sie fing an zu lachen. » Es bedeutet – ich glaube dir.«
    Dex hielt meine Hand. Wir gingen durch einen Flur. Blieben vor einer Tür stehen. Wie waren wir dorthin gekommen?
    Hatte ich das Zeitgefühl verloren?
    Ich konnte nichts anderes denken als uskon sinua, uskon sinua, uskon sinua, uskon sinua.
    Ethan.
    Glaubte.
    Mir.
    Dem verrückten, weggeschlossenen, sich selbst verstümmelnden, Digoxin schluckenden affektive-Störung-zwei-Leben- Ich .
    Wir waren in einem Zimmer. Frische weiße Bettwäsche, Blumen, Obstschale. Blick über die Lichter der Stadt.
    Ethan glaubte mir.
    Plötzlich hatte ich ein Glas Champagner in der Hand. Ich nippte daran und sah wohl verwirrt aus.
    » Ich habe ihn mitgebracht«, sagte Dex, der jetzt direkt vor mir stand. » Ich wollte, dass heute Abend alles perfekt ist.« Er hielt ebenfalls ein Glas, in dem nur noch ein Schluck war.
    Wie konnte der Abend noch perfekter werden?
    Ethan glaubte mir.
    » Es ist großartig, du solltest dir mal das Badezimmer anschauen. Es gibt einen richtigen Wellnessbereich«, sagte er, als er von seiner Erkundungstour durch die Suite zurückkam und mir den Arm um die Taille schlang.
    Die Hand, mit der ich die Champagnerflöte hielt, zitterte. Was war da los? Warum konnte ich mich nicht zusammenreißen?
    Ich schluckte nervös und holte ein paarmal tief Luft, um mich wieder zu beruhigen.
    Dex strich mir mit den Händen über den Rücken, bis ganz nach unten. Zu tief, schrie eine Stimme, die tief in meinem Inneren begraben war. Ich stürzte den Champagner hinunter und hielt still.
    » Ich habe so lange gewartet, dich zu sehen, Sabine. Erlaub mir bitte, dir das Kleid auszuziehen.«
    Shit.
    Ich rang um so etwas wie Vernunft. Ich musste wieder Kontrolle über das Leben erlangen, das Ethan gerade mit den drei explosivsten Wörtern aller Zeiten gesprengt hatte. Er hatte dauernd versucht, mich davon zu überzeugen, dass genau das passieren würde, was er jetzt getan hatte. Er hatte dafür gesorgt, dass sich meine Welten kreuzten. Und jetzt … war ich hier, er war dort und alles hatte sich verändert.
    Für immer.
    Dex

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