Ein talentierter Lügner (Romeo & Julian) (German Edition)
ich sehe ist kein Anwalt anwesend. Heißt das, Sie wünschen nicht, von Ihrem Recht auf Beistand Gebrauch zu machen, oder warten wir noch auf jemanden?“
Keener beäugte ihn unglücklich. „Ich will die Sache einfach nur hinter mich bringen. Ich werde Ihre Fragen beantworten wenn Sie versprechen, es kurz zu machen und mich gehen zu lassen.“
Julian hob die Augenbrauen und erlaubte sich ein leises Lachen. „Warum sollten wir Sie gehen lassen? Wir wissen , dass Sie schuldig sind einen Einbruch und Diebstahl begangen zu haben und wir werden Sie dafür zur Verantwortung ziehen.“
„Aber wenn ich nicht mit Ihnen rede , werden Sie nie heraus finden was passiert ist“, gab Keener zu bedenken.
„Oh, wir wissen bereits was passiert ist“, bluffte Julian frech. „Das hier ist eine reine Formsache. Wenn Sie uns Ihre Seite der Geschichte erzählen wollen, schön. Wir hören Ihnen zu, aber wir brauchen eigentlich gar nichts weiter von Ihnen zu wissen. Tatsächlich können Sie meinetwegen so stumm wie ein Backstein bleiben, aber Sie werden dennoch angeklagt und höchstwahrscheinlich auch verurteilt werden.“
Er war froh als Keeners Augen sich vor Bestürzung weiteten. Es schien als kaufe er Julian den Bluff ab auch wenn der in Wahrheit nicht die geringste Ahnung hatte wie der Einbruch abgelaufen war. Laut Spurensicherung hatte es keine brauchbaren Spuren gegeben, weder außerhalb noch im Inneren des Gebäudes. Allem Anschein nach war der Eindringling einfach in der stattlichen Villa erschienen, hatte das Gemälde von der Wand genommen und war dann verschwunden ohne einen der Bewegungsmelder auszulösen oder die Wachhunde zu alarmieren.
Den Mund zu einer schmalen, störrischen Linie zusammengepresst, starrte Keener Julian an. „Ich wurde angeheuert“, sagte er schließlich. „Wollen Sie denn nicht wissen wer hinter all dem steckt?“
Julian zuckte gelangweilt die Schultern obwohl er innerlich auf glühenden Kohlen saß. Natürlich wollten er wissen wer dahinter steckte, aber er wäre verdammt wenn er Keener das verriet. Oder zuließ, dass der kleine Gauner entkam weil er schlau genug war sich einen guten Deal zu verschaffen. „Sie haben es getan. Das Gemälde ist wieder da, wo es hingehört. Das reicht mir. Jedenfalls ist Ihr Angebot mit Sicherheit nichts, wofür wir jemanden von dem wir wissen, dass er schuldig ist, gehen lassen würden. Und mit Ihrer Vergangenheit, Mr. Keener, werden Sie ein Weilchen hinter Gittern bleiben.“
Keener schluckte schwer und senkte den Blick. „Haben Sie denn keine Bedenken dass es wieder passieren könnte? Das jemand anderes geschickt wird um das Bild zu stehlen? Oder andere Dinge?“
Julian neigte den Kopf zur Seite. „Na und? Wir sind darauf vorbereitet. Selbst wenn jemand anderes versuchen sollte , das Bild oder sonst was zu stehlen, werden wir denjenigen mit einem netten Empfangskomitee und einem Paar hübscher Armreife für seine Handgelenke erwarten. Allerdings halte ich das für ziemlich unwahrscheinlich. Schließlich haben Sie selbst uns ja gerade erst Gelegenheit gegeben zu beweisen, dass wir unseren Mann kriegen.“
„Sie wissen aber immer noch nicht , wie ich hinein gekommen bin“, erinnerte Keener. „Was, wenn der Nächste sich einfach Zeit lässt, bis Sie keine Lust mehr haben, zu warten und dann den gleichen Weg hinein wählt? Immerhin hat das ja geklappt.“
Der arme Mann hatte offenbar verstanden , dass er sich mit seiner Verteidigung auf dünnem Eis befand und ja, er hatte durchaus Recht mit dem was er sagte. Solange sie nicht wussten, wie er den Einbruch begangen hatte, war sein Weg hinein ein Schlupfloch und natürlich hatte das FBI wichtigere Dinge zu tun als das Heim eines reichen und politisch engagierten Kunstliebhaber zu beschützen.
Romeo, der bis dahin nicht das geringste Interesse an der Unterhaltung gezeigt hatte, wozu Julian ihm noch ein paar Takte sagen wollte, stand auf. Er hatte auf einem Stuhl am anderen Ende des Stahltisches gesessen und die zugegeben ziemlich dürftige Akte in den Händen gehalten während er wieder einmal aussah , als sei er kurz davor einzuschlafen.
Er schenkte dem sichtlich überraschten Keener ein strahlendes Lächeln und ließ die Akte auf den Tisch fallen. Dann machte er ein paar gemächliche Schritte auf Keener zu. Mehr denn je zuvor erinnerte er Julian an eine Katze—nur war die Katze diesmal auf der Jagd und näherte sich ihrer Beute.
„Ach, Mr. Keener“, sagte Romeo in freundschaftlichem Ton. „Ihre
Weitere Kostenlose Bücher