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Ein Traum in roter Seide

Ein Traum in roter Seide

Titel: Ein Traum in roter Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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musste nur Geduld haben.
    „Wieso bist du heute zu Fuß unterwegs?" fragte sie, als sie vor dem Haus stehen blieben und die Post aus den Briefkästen nahmen.
    „Ich hatte heute Nachmittag einen Unfall", antwortete Lucille. „Mein Wagen musste abgeschleppt werden. Er ist jetzt in der Werkstatt."
    Sekundenlang betrachtete Michelle verwundert das weiße Kuvert, das im Briefkasten gelegen hatte. Die aufgedruckten Hochzeitsglocken in einer Ecke ließen darauf schließen, dass es sich um eine Einladung zu einer Hochzeit handelte. Kenne ich jemanden, der heiraten will?
    überlegte sie.
    Doch dann erinnerte sie sich an Lucilles Antwort und sah auf. „Wie schrecklich! Bist du okay?"
    „Ja. Und es war auch nicht meine Schuld. Ein Typ mit einem Sportwagen hatte so ein Tempo drauf wie der da vorn." Sie wies auf die Straße.
    Ein schwarzer Jaguar kam angebraust und hielt im Halteverbot vor dem Haus an. Blitzschnell stieg der Fahrer aus und schlug die Tür hinter sich zu.
    „Für wen hält er sich?" fragte Lucille empört. „Glaubt er, Verkehrsregeln würden nur für andere gelten?"
    „Wahrscheinlich", erwiderte Michelle leicht spöttisch. „Ich kenne den Mann. Es ist mein lieber Freund Tyler Garrison. Erin nerst du dich?
    Ich habe dir viel über ihn erzählt."
    Lucille zog die Augenbrauen hoch. „Das ist der berühmt-berüchtigte Tyler Garrison? Ah ja ..."
    „Möchtest du ihn kennen lernen?"
    „Nein, danke. Für Playboys habe ich keine Zeit, egal, wie gut sie aussehen", erklärte Lucille und eilte ins Haus.
    Michelle beobachtete Tyler, wie er um sein Luxusauto herum ging. Er 3
    war groß, schlank, breitschultrig und viel zu attraktiv. Nicht nur das, er war auch viel zu charmant und viel zu reich.
    Während er mit langen, federnden Schritten auf sie zukam, ließ sie den Blick über seinen perfekt sitzenden dunkelblauen Anzug, das blaue Seidenhemd und die eleganten italienischen Schuhe gleiten. Das gesamte Outfit betonte seine gebräunte Haut und sein goldblondes Haar. Er sah aus absolut perfekt aus.
    In den zehn Jahren, die sie sich kannten, hatte Michelle ihn noch nie anders erlebt als in jeder Hinsicht perfekt, wie sie sich etwas wehmütig eingestand. Nur einmal, im letzten Jahr auf der Universität...
    Tyler hatte mit dem College -Team Fußball gespielt und nach einem heftigen Zusammenprall mit einem anderen Spieler ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen, und man befürchtete, er hätte sich eine Wirbelsäulenverletzung zugezogen und wäre gelähmt. Als Michelle es erfuhr, ging sie nach der offiziellen Besuchszeit zu ihm. Das war natürlich nur möglich, weil er in einem Einzelzimmer in einer Privatklinik lag, wo den Kranken alle Wünsche erfüllt wur den und die besten Fachärzte alle Hebel in Bewegung setzten, die Gesundheit ihrer Patienten wiederherzustellen.
    Michelle war schockiert, als sie Tyler sah. Er war körperlich und seelisch in einem schlimmen Zustand. Eine Zeit lang gelang es ihm, unbekümmert mit ihr zu reden. Doch dann nahm sie seine Hände und sagte sanft, er sei immer noch ein liebenswerter Mensch, auch wenn sich herausstellen sollte, dass er gelähmt sei. In dem Moment hatte er sich nicht mehr beherrschen können und in ihren Armen geweint.
    Als sie sich daran erinnerte, wie beeindruckt sie gewesen war, hätte sie beinah laut aufgelacht. Sie hatte schon immer ein Herz für Schwache und Hilflose gehabt. Irgendwie tat es einer Frau auch gut, gebraucht zu werden, und an dem Abend hatte Tyler sie gebraucht.
    Glücklicherweise hatte sie damals ihre beunruhige nden Gefühle genauso rasch überwunden wie Tyler seine zeitweilige Lähmung. Es hatte sich herausgestellt, dass seine Wirbelsäule keinen dauerhaften Schaden erlitten hatte, und schon bald war er wieder auf den Beinen gewesen.
    Diese kurze Episode war nur ein unbedeutender Ausrutscher gewesen 4
    auf dem sonst so makellosen Lebensweg, der Tyler offenbar vorherbestimmt war. Er war nicht mehr und nicht weniger als der selbstbewusste Erbe eines riesigen Vermögens.
    „Hast du ein neues Auto?" fragte Michelle, als er vor ihr stehen blieb.
    „Was? Ach so, ja. Ich habe es vor einem Monat gekauft."
    Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. Tyler wechselte die Autos so oft wie seine Freundinnen. „Warst du den anderen schon wieder leid?"
    Als sie seine ernste Miene bemerkte, wur de ihr bewusst, wie ungewöhnlich es für ihn war, einfach bei ihr aufzutauchen. Und es war auch ungewöhnlich, dass er so besorgt

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