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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Ich werde alles daransetzen, Ihre Meinung zu ändern."
    Er neigte leicht spöttisch den Kopf, sein Auge funkelte im Kerzenschein. „Gute Nacht, Mrs Halifax."
    Dann schloss er leise die Tür hinter sich.
    Einen Moment noch starrte Helen auf die Tür, dann wandte sie sich ab und sah sich um. Das sogenannte Gästezimmer war eine riesige Rumpelkammer. An den Mauern hingen unaussprechlich hässliche Wandteppiche, mitten im Raum stand ein großes Bett mit wuchtigen, gedrechselten Holzpfosten, die einen heillos verstaubten Baldachin trugen. In der Ecke gab es einen Kamin — sehr bescheiden im Verhältnis zur Größe des Zimmers. Weiter hinten hatte man allerlei Mobiliar eng zusammengepfercht. Wahrscheinlich wurde hier gelagert, was andernorts nicht gebraucht wurde. Abigail und Jamie waren völlig erschöpft aufs Bett gefallen. Vor zwei Wochen noch hätte Helen niemals zugelassen, dass sie etwas derart Schmutziges, Verstaubtes auch nur anrührten, geschweige denn darin schliefen.
    Aber vor zwei Wochen war sie auch noch die Mätresse des Duke of Lister gewesen.

2. Kapitel
Wahrsprecher blieb stehen und sah an dem düsteren Gemäuer empor. Trutzige Türme ragten in allen vier Himmelsrichtungen bedrohlich in den Nachthimmel. Gerade wollte er sich abwenden und weiter seines Weges ziehen, als das Tor knarrend aufschwang. Ein schöner junger Mann stand da, in weiße und goldene Gewänder gehüllt. Am Finger trug er einen goldenen Ring mit einem milchig weißen Stein.
    „Guten Abend, Wanderer", sagte er. „Kommt herein aus Nacht und Wind und wärmt Euch ein wenig auf."
    Die Burg war recht unheimlich, doch der Wind blies kalt, und es schneite kräftig, sodass Wahrsprecher nichts gegen ein anheimelndes Feuer einzuwenden hatte. Er nickte stumm und trat durch das schwarze Tor ...
    Aus „Der Wahrsprecher"
    E s war sehr dunkel. Sehr, sehr dunkel.
    Abigail lag in dem großen fremden Bett und lauschte in die Finsternis der Burg. Neben ihr schnarchte Jamie leise vor sich hin. Er hatte sich ganz dicht an sie geschmiegt, den Kopf fest an ihre Schulter gedrückt, und sein warmer Atem streifte ihren Hals. Sie selbst lag so nah an der Bettkante, dass sie fast hinausfiel. Auf der anderen Seite hörte sie Mama ruhig und gleichmäßig atmen. Es hatte aufgehört zu regnen, aber vom Dach tropfte es noch leise. Es klang, als würde ein kleines Männchen übers Gemäuer laufen und mit jedem Schritt näher kommen. Abigail erschauerte.
    Sie musste mal.
    Vielleicht würde sie ja, wenn sie ganz, ganz still lag, wieder einschlafen. Aber sie hatte Angst, ins Bett zu machen. Das letzte Mal, dass ihr das passiert war, war schon eine ganze Weile her, doch sie erinnerte sich noch gut daran, wie sehr sie sich geschämt hatte. Miss Cummings, ihr Kindermädchen, hatte sie gezwungen, es Mama zu erzählen. Abigail hätte beinahe ihr Frühstück erbrochen, ehe sie ihre Beichte ablegen konnte. Am Ende war Mama dann gar nicht böse geworden. Sie hatte sie nur mitleidig und irgendwie besorgt angeschaut, und das war fast noch schlimmer gewesen.
    Abigail hasste es, Mama zu enttäuschen.
    Manchmal schaute Mama sie mit ganz trauriger Miene an, und dann wusste Abigail: Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie lachte nicht wie andere Mädchen, sie spielte nicht mit Puppen und sie hatte keine Freunde. Sie war gern allein und hing ihren Gedanken nach. Und manchmal beunruhigte sie das, worüber sie nachdachte. Aber so war sie eben. Da konnte Mama noch so enttäuscht sein.
    Seufzend gab sie es auf. Sie würde den Nachttopf benutzen müssen. Vorsichtig spähte sie über die Bettkante, aber es war zu dunkel, um den Boden zu sehen. Langsam zog sie ihren Fuß unter der Bettdecke hervor und streckte ihn aus, bis sie mit dem großen Zeh den Boden berührte.
    Nichts geschah.
    Die Holzdielen waren kalt, aber es huschten wenigstens keine Spinnen oder Mäuse herum. Zumindest nicht in ihrer Nähe. Abigail holte tief Luft und glitt aus dem Bett. Ihr Nachthemd rutschte hoch über ihre nackten Beine und ließ sie frösteln. Jamie murmelte etwas im Schlaf und drehte sich zu Mama um.
    Abigail stand auf, strich ihr Nachthemd hinunter, kauerte sich hin und zog den Nachttopf unter dem Bett hervor. Dann raffte sie ihr Nachthemd zusammen und hockte sich auf den Topf. Laut traf ihr Strahl auf den blechernen Boden und übertönte sogar das Tröpfeln auf dem Dach.
    Sie seufzte vor Erleichterung.
    Da knarrte es draußen auf dem Korridor. Abigail erstarrte. Flackerndes Licht war unter dem Türspalt zu

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