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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Anblick dürfte ihr heute Nacht Albträume bescheren.
    Er seufzte. Gerade hatte er sich zum Abendessen setzen wollen, da hatte er es klopfen hören. So armselig sein Mahl auch sein mochte — es gab mal wieder Porridge und Würstchen —, kalt würde es erst recht nicht schmecken.
    „Nach Carlyle Manor sind es noch zwei Meilen in diese Richtung." Alistair deutete mit dem Kopf gen Westen. Vermutlich waren die drei Gäste seines Nachbarn und vom Weg abgekommen. Nachdem das geklärt war, schloss er die Tür.
    Oder vielmehr, er versuchte die Tür zu schließen.
    Blitzschnell hatte die Frau ihren Fuß in den Türspalt geschoben. Kurz erwog er, ihr einfach den Fuß einzuklemmen, doch ein letzter Rest guter Manieren ließ ihn innehalten. Fragend sah er die Frau an und wartete auf eine Erklärung.
    Sie reckte ihr Kinn vor und sagte: „Ich bin Ihre Haushälterin." Eindeutig ein Fall von Schwachsinn! Vermutlich das Resultat aristokratischer Inzucht, denn ihren geistigen Mängeln zum Trotz waren Frau und Kinder doch ausgesprochen vornehm gekleidet. Was ihre Äußerung noch abwegiger erscheinen ließ.
    Wieder seufzte er. „Ich habe keine Haushälterin. Hören Sie zu, Ma'am, Carlyle Manor liegt gleich hinter diesem Hügel ..."
    Da erdreistete sie sich doch tatsächlich, ihm ins Wort zu fallen! „Nein, Sie haben mich nicht richtig verstanden. Ich bin Ihre neue Haushälterin."
    „Dann sage ich es noch einmal: Ich — habe — keine — Haushälterin." Er sprach ganz langsam und betonte jede Silbe mit großer Deutlichkeit, damit seine Worte zu ihrem verwirrten Verstand durchdringen konnten. „Und ich brauche auch keine Haushälterin. Ich ..."
    „Das ist doch Castle Greaves?"
    „Ja."
    „Und Sie sind Sir Alistair Munroe?"
    Argwöhnisch sah er sie an. „Der bin ich, aber ..."
    Doch sie hatte sich derweil gebückt und kramte in einer der beiden Taschen herum, die auf dem Boden zu ihren Füßen standen. Irritiert und ratlos, und ehrlich gesagt auch ein wenig erregt, blickte er auf sie hinab, denn von hier oben bot sich ihm ein eindrucksvoller Blick in ihr Dekolleté. Wäre er ein religiöser Mensch, würde er an eine Eingebung glauben.
    Mit einem Ausdruck der Genugtuung richtete sie sich wieder auf und sah ihn geradezu atemberaubend lächelnd an. „Hier, eine Referenz der Viscountess Vale. Sie hat mich als Haushälterin zu Ihnen geschickt."
    Sie reichte ihm ein ziemlich zerknittertes Stück Papier.
    Ungläubig starrte er darauf, dann riss er es ihr förmlich aus der Hand und hob die Kerze ein wenig höher, um das Gekritzel entziffern zu können. Lady Grey, seine treue Wolfshündin, war mittlerweile zu dem Schluss gelangt, dass es so bald keine Würstchen geben würde. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich neben ihm auf dem kalten Steinboden nieder.
    Alistair las; nichts war zu hören außer dem stetigen Prasseln des Regens. Als er fertig war, blickte er auf. Er war Lady Vale nur ein Mal begegnet. Sie und ihr Gatte — Jasper Renshaw, Viscount Vale — waren hier vor ungefähr einem Monat ungebeten aufgetaucht. Die Viscountess hatte ihm bei der Gelegenheit nicht den Eindruck gemacht, eine jener Frauen zu sein, die sich immerzu in alles einmischten, aber in diesem Brief stand tatsächlich, dass sie ihm eine Haushälterin schicke. Verrückt! Was hatte Vales Gemahlin sich nur dabei gedacht? Doch es war müßig, den weiblichen Verstand ergründen zu wollen. Wozu auch? Er würde seine allzu schöne, allzu vornehme Haushälterin samt ihrer beiden Sprösslinge gleich morgen früh wieder fortschicken. Damit würde die Sache erledigt sein. Kämen sie nicht auf das Geheiß von Lady Vale, hätte er sie jetzt gleich davongejagt.
    Alistair sah die Frau an und schaute in ihre unglaublich blauen Augen. „Was sagten Sie noch mal, wie Sie heißen?"
    Sie errötete so lieblich wie das erste Morgenrot eines Frühlingstages auf der Heide. „Oh, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Helen Halifax. Mrs Halifax. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf — es ist ziemlich nass hier draußen."
    Ihr spitzer Ton ließ ihn fast schmunzeln. Also doch nicht schwachsinnig. „Nun, dann sollten Sie und die Kinder besser hereinkommen."
    Die Andeutung eines Lächelns, das um Sir Alistairs Mundwinkel spielte, brachte Helen ein wenig aus der Fassung, lenkte es ihre Aufmerksamkeit doch auf seine Lippen, die schön geschwungen, sinnlich und weich und doch ausgesprochen männlich waren. Das Lächeln ließ vermuten, dass er nicht das

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