Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
verantwortlich”, erklärte er abrupt und ging zu den Fahrzeugen, die sie jenseits der Bäume, die das Haus umgaben, auf einem schmalen Feldweg abgestellt hatten, der sonst von niemandem benutzt wurde.
Lucian atmete erleichtert auf, als er sich in die Sicherheit des Mietwagens zurückziehen konnte. Zwar drang noch immer etwas Sonnenlicht durch die Windschutzscheibe, aber so war es deutlich besser als unter freiem Himmel. Armbrust und Köcher steckte er in die große Reisetasche auf dem Beifahrersitz, dann setzte er sich gerade hin und sah wieder nach draußen. Bricker trug die Brünette zum Van, der eine Wagenlänge entfernt stand, während Mortimer mit beiden Waffen vor ihm herlief.
Kopfschüttelnd beobachtete er Mortimer, wie der die Hecktüren des Vans öffnete und Bricker mit der Frau auf den Armen hineinkletterte. Er wusste, die beiden hatten ihre Aktion nicht bis zu Ende durchdacht. Die Frau würde sich noch zum Problem entwickeln. Sie stöhnte und wand sich vor Schmerzen, da die Wandlung nun im vollen Gang war.
Auf ihrer Bluse prangte ein großer rostbrauner Fleck, der nichts anderes war als getrocknetes Blut, und es war bereits nach zehn Uhr. Die Hotellobby würde um diese Zeit gut besucht sein, aber irgendwie mussten sie die Frau ins Hotel bringen.
Als Mortimer die Hecktüren schloss und um den Wagen lief, um selbst einzusteigen, ließ Lucian seinen Mietwagen an und fuhr rückwärts den Feldweg entlang. Nachdem er auf die Straße eingebogen war und losfuhr, zog er sein Mobiltelefon aus der Hemdtasche und drückte die Eins für die darunter gespeicherte Kurzwahl. Im Rückspiegel verfolgte er mit, wie auch der Van zurück auf die Straße fuhr.
„Hallo?”, meldete sich eine Stimme, nachdem die Verbindung zustande gekommen war.
Lucian lächelte schwach, als er den schläfrigen Tonfall hörte. Offenbar hatte er seinen Neffen aufgeweckt. „Guten Morgen, Bastien.”
Nach einer kurzen Pause ertönte ein misstrauisches: „Onkel Lucian?”
„Richtig. Ich habe dich doch nicht aufgeweckt, oder?”
Bastien reagierte mit einem mürrischen Brummen. „Wie ist es gelaufen? Hast du Morgan gekriegt?”
„Nein, er ist mit einem anderen Mann entwischt. Jemandem mit Namen Donald.”
„Ich benötige schon mehr Informationen, wenn du willst, dass ich diesen Donald aufspüre.... ”, begann Bastien.
„Das ist nicht der Grund für meinen Anruf’, unterbrach ihn Lucian. „Wie lange würde es dauern, bis eine der Firmenmaschinen hier sein könnte?”
„Eine der Firmenmaschinen?”, wiederholte Bastien.
„Ja.”
„Hmm, im Augenblick ist nur eine verfügbar, alle anderen sind heute gebucht”, überlegte er laut. „Ich müsste den Piloten und den Copiloten anrufen. Die müssten sich fertig machen und zum Flughafen fahren, die Maschine betanken, den Flugplan erstellen und nach Kansas runterfliegen. Wie lang wird der Flug sein? Zwei Stunden? Zweieinhalb?”
„Eher zweieinhalb”, schätzte Lucian. Während des Flugs hatte er nicht genau auf die Zeit geachtet.
„Zweieinhalb”, murmelte Bastien. „Dann dürfte es mindestens vier bis fünf Stunden dauern, wahrscheinlich sogar noch etwas länger, bevor die Maschine da ist. Nein, ganz sicher noch länger”, fügte er hinzu und erklärte: „Mir fällt gerade ein, dass der einzige Pilot, der momentan zur Verfügung steht, eine Stunde vom Flughafen entfernt lebt.”
„Also sechs Stunden oder länger?”, hakte Lucian etwas mürrisch nach.
„Ich hatte dir ja angeboten, eine Maschine für dich bereitzustellen, bis du fertig bist. Aber du hast gesagt.... ”
„Ja, ja”, unterbrach Lucian ihn ungehalten. Er hasste es, sich irgendwas im Sinne von ,Ich hab’s ja gleich gesagt’ anhören zu müssen. „Schick einfach die Maschine runter. Bevor sie losfliegen, sollen sie mich im Hotel anrufen, dann fahre ich zum Flughafen und hole sie ab.”
„Okay, sonst noch was?”
„Nein.” Lucian hatte bereits aufgelegt, ehe ihm klar wurde, dass er sich weder bedankt noch verabschiedet hatte. Nachdem er schon so lange allein lebte, war aus ihm ein unhöflicher Rüpel geworden, aber zum Glück waren seine Verwandten daran gewöhnt, Bastien eingeschlossen.
Er steckte das Telefon zurück in die Tasche und nahm die nächste Abzweigung, um zum Hotel zurückzufahren. Er hatte gehofft, sich direkt zum Flughafen begeben zu können, um mit der jungen Frau auf das Flugzeug zu warten. Sechs Stunden waren eine lange Wartezeit, wenn einem vor Müdigkeit fast die Augen
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