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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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Rückzieher machen. Und meine Karten … waren unschlagbar, Ehrenwort.«
    »Wie sich herausstellte, anscheinend nicht.«
    Er zuckte wegwerfend mit den Schultern.
    »Ist eben dumm gelaufen. Ich hatte eben nicht mehr Geld, um meinen Wetteinsatz zu erhöhen. Da kam mir die Idee mit dem Cottage. Komm, sei nicht sauer, es gibt immer ein nächstes Jahr, einen nächsten Sommer.«
    »Ja, aber …« Bis zum nächsten Sommer dauerte es wieder ein ganzes Jahr. Sie mochte gar nicht daran denken, was ihr missratener Bruder bis dahin alles anstellte. »Es muss eine andere Lösung geben. Geh zu Laurent und bitte ihn um das Geld.«
    »Du weißt, dass er es nicht hat.«
    Es stimmte. Ihr ältester Bruder hatte sich geopfert und mehr oder weniger eine Vernunftehe geschlossen. Damals war ihre Familie in verzweifelter Geldnot gewesen, und Winifred brachte eine lukrative Mitgift mit, denn ihr Vater, ein Kupferminen-Unternehmer in großem Stil, scheffelte säckeweise Geld.
    Das Problem war nur, dass Laurents Schwiegervater auf diesen Säcken brütete wie eine Henne auf ihren Eiern. Der alte Knauser hätte niemals vierhundert Pfund herausgerückt, um damit Spielschulden zu begleichen.
    »Ich muss weg, bevor Morland hier auftaucht«, bekannte Jack abermals. »Bitte begreif das doch.«
    Er nahm ihr die Börse ab und schüttelte die Münzen hastig heraus. Oh ja, sie hatte begriffen. Wenn sie gar nichts mehr hatten, konnten die d’Orsays sich wenigstens noch an ihren Stolz klammern.
    »Hast du deine Lektion endlich gelernt?«, fragte sie. Jack sprang bereits über die niedrige Terrassenbrüstung in den Garten. Die Münzen klirrten.
    »Pah, von wegen! Du kennst mich doch, Amelia. Ich war nie gut in der Schule. Meistens hab ich von Hugh abgeschrieben.«
    Amelia schlang die Arme um ihren Oberkörper und beobachtete, wie ihr Bruder in der Dunkelheit verschwand.
    Konnte es noch schlimmer kommen? Es war an Grausamkeit kaum zu überbieten! Briarbank, den Sommer über vermietet! An wildfremde Menschen. Bestimmt wussten sie gar nicht das schöne Cottage mit den kühlen Steinfliesen und den duftenden, liebevoll an den alten Holzbalken aufgehängten Lavendelsäckchen zu würdigen. Sie hatte sich erlesene Menüs ausgedacht und Ausflüge geplant – das alles konnte sie getrost vergessen. Ohne das Cottage war die Familie d’Orsay aufgeschmissen. Ihrem Bruder war damit jede Möglichkeit genommen, seine Trauer angemessen zu verarbeiten.
    Und was noch schwerer wog: Sie hatte keinen Rückzugsort mehr.
    Ihre Ehelosigkeit zu akzeptieren, war Amelia nicht leichtgefallen, denn an der Einsamkeit und Enttäuschung hatte sie oft zu knabbern. Aber die Sommer in dem zugigen Steincottage entschädigten sie dafür – das redete sie sich zumindest ein. Diese Sommeraufenthalte machten ihr den Rest des Jahres erträglich. Während ihre Freundinnen Spitzentücher und Leinenwäsche für ihre Aussteuer sammelten, stickte Amelia Sitzkissen für Briarbank. Andere junge Damen empfingen Besucher und Ehekandidaten, Amelia züchtete Begonien für ihre Blumenkästen. Wenn sie – eine intelligente, besonnene, wohlerzogene Lady – auf Bällen verschmäht wurde, weil die Gentlemen sich nach jüngeren, hübscheren, einfältigeren Mädchen umschauten, sah sie milde lächelnd darüber hinweg, dachte an Brombeersoße und wähnte sich glücklich.
    Oh Gott, welche Ironie. Demnach war sie Jack ziemlich ähnlich. Sie hatte ihre Hoffnung impulsiv auf einen Haufen gemauerter Steine gesetzt. Und sie hatte verloren.
    Fröstelnd stand sie allein auf der Terrasse und rang mit ihrem Schicksal, dass sich an einem einzigen Abend ihre Träume zerschlagen hatten.
    Irgendwo im Saal schlug eine Uhr zwölf Mal – Mitternacht.
    »Seine Hoheit, der Duke of Morland.«
    Mit der Ankündigung des Butlers ertönte der letzte, donnernde Schlag.
    Vom Treppenabsatz beobachtete Spencer, wie die Gäste zur Seite traten, eine Gasse bildeten und auf die Knie sanken, wie zwei Hälften eines überreifen Pfirsichs. Und am Ende der Reihe warteten regungslos die unverheirateten jungen Damen – erbebend unter seinem Blick.
    Grundsätzlich verabscheute Spencer Menschenansammlungen. Und im Besonderen herausgeputzte, selbstgefällige Menschen. Und dieses Szenario gestaltete sich nachts umso absurder: Die Elite der Londoner High Society starrte ihn mit unverhüllter Faszination an.
    Wir wissen nicht, wie wir Sie einschätzen sollen, signalisierten die Blicke.
    Umso besser. Es war eine nützliche – und häufig dankeswerte

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