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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Eben noch hatte er gelacht, hatte von Marsmenschen und außerirdischen Schönheiten gesprochen, von jenen weiblichen Geschlechts natürlich. »Schade, daß ausgerechnet wir das nicht mehr erleben werden«, hatte er mit einem tiefen Seufzen und sehnsuchtsvollem Gesichtsausdruck verkündet. » Wisst ihr, Jungs, wie ich mir eine derart geschichtsträchtige Begegnung vorstelle … ?«
    Genüsslich grinsend hatte er mit beiden Händen seiner Phantasie Gestalt verliehen und kurvenreiche Linien in die Luft gemalt, aber dann, von einer Sekunde zur anderen, war er in Nachdenklichkeit versunken und hatte begonnen, auf der Unterlippe zu kauen. Er hatte sich nach vorne gebeugt, den bauchigen Kognakschwenker mit beiden Händen umfangen und geschwiegen.
    Der plötzlichen Stille haftete etwas Bedeutungsvolles an. Nur im Hintergrund waren noch Stimmen zu hören; gedämpft und wie aus weiter Ferne drangen sie heran. Ebenso die einschmeichelnde Lautsprechermusik. Auch sie schien die drei Männer nicht mehr zu erreichen, die in einer Nische des »White Horse House« einfach nur Entspannung suchten. Sie hatten von der Zukunft gesprochen. Von ihrem Start zur ersten bemannten Mondlandung in genau einer Woche. Sofern alles reibungslos verlief. Die Planung war wasserdicht; trotzdem gab es vieles, was schief gehen konnte. Daran, daß es ein Flug ohne Wiederkehr werden könnte, verschwendete keiner einen Gedanken.
    » ... five hundred miles away from home ... «, wisperte die Lautsprecherstimme. Bobby Bare war heute wieder in Topform, zum dritten oder vierten Mal lief das Lied bereits.
    »Ein Katzensprung ... « Zwei wasserblaue Augen fixierten den Brandy, doch ihr Blick schien sich zugleich in weiter Feme zu verlieren. Irgendwo in Raum und Zeit. Captain Reginald Bull, seines Zeichens Elektronik-Ingenieur und ansonsten gar nicht mundfaul, gab sich an diesem Abend ungewöhnlich schweigsam. Clark G. Flipper und Perry Rhodan redeten mehr.
     
    » ... ach, wär' ich doch nur schon heut'
    irgendwo, unendlich weit,
    wär' ich fünfhundert Meilen von zu Hause … «
     
    Eine steile Falte erschien über Reginald Bulls Nasenwurzel. Er lauschte der Musik, hob den Kognakschwenker gedankenverloren und kippte den spanischen Brandy in einem Zug. Gleichzeitig bemerkte er, daß die Freunde ihn amüsiert musterten.
    Ruckartig stellte Bull das Glas ab und fuhr sich mit einer Hand über das rote Stoppelhaar, das sein Gesicht noch ein wenig voller erscheinen ließ, als es dies ohnehin war. Die Sommersprossen auf den Wangenknochen passten dazu. Wer ihn nicht kannte, hätte in ihm kaum einen der Astronauten vermutet, die seit Wochen Thema vieler Nachrichtensendungen waren.
    »Einmal Mond und zurück«, sagte er sehnsuchtsvoll und fügte in einem Tonfall, der jeden Widerspruch unterbinden sollte, hinzu: »Die Sterne werden uns gehören!«
    Clark G. Flipper kniff die Brauen zusammen und starrte Bull entgeistert an, dann begann er schallend zu lachen.
    »Ha!« äffte Reginald Bull ihn unwillig nach. »Ha, ha! — Hör mir zu, Flipp, ich wiederhole es extra für dich: Die Sterne werden uns gehören! Wir müssen nur daran glauben!«
     
    Auszug aus der Sammlung »Anekdoten, Aphorismen und Bonmots führender Persönlichkeiten des Raumfahrtzeitalters«. Ursprünglich Privatbesitz: Heik Hanslang, Terra. Reginald Bull am 12. Juni 1971. Trägermaterial: handschriftliche Notiz H. Hanslang, angefertigt im »White Horse House«.
     

Im Mahlstrom der Sterne
    17. August 3580
     
     
    Wenn er es recht bedachte, hatte er vierzig Jahre verloren ...
    ... und nun floh er an der Seite seines »halb verrückten« Privatroboters quer durch Imperium-Alpha — »verrückt« insofern, als Breslauer die zurückgewonnene Freiheit mit riskanten Winkelzügen wieder aufs Spiel setzte.
    Ein verwirrendes Konglomerat lange entbehrter Gefühle stürzte in diesen Minuten auf Reginald Bull. Vierzig Jahre an sich bedeuteten für einen potentiell Unsterblichen wie ihn wenig, sie waren kaum mehr als ein kurzer Abschnitt im Fluss der Zeit. Ob aufregend oder nicht, Bully zählte Jahrzehnte im allgemeinen wie andere Leute die Tage, dennoch sah er sich selbst nicht als etwas Besonderes — so überheblich war er nie gewesen und würde es niemals sein. Mitunter empfand er die Unsterblichkeit eher als Last denn als Lust, und denen, die ihn früher stets beneidet hatten, hätte er gerne entgegengehalten, sie sollten sich nur einige wenige Jahrzehnte lang mit dem psychischen Ballast abquälen, der sich

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