Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
die Brauen. »Was meinst du damit? Ich will gar nicht alles, was Anthony zu geben hat.«
Grace lächelte traurig. »Jess, ich weiß, dass du sehr stark und unabhängig bist. Aber weise niemanden ab, der dir helfen will, nur weil du glaubst, du brauchst es nicht. Wir alle brauchen Hilfe, wir alle brauchen Liebe, wir alle … Versprich es mir einfach, ja?«
Wieder legte ich die Stirn in Falten. »Okay, geht klar.«
»Nein«, sagte Grace kopfschüttelnd. »Ich meine es ernst, Jess. Ich will, dass du es mir versprichst.«
Ich sah sie unsicher an. »Versprechen?«
»Versprechen.« Grace nickte. »Versprich mir, dass du nicht davonläufst. Dass du nicht sofort Nein sagst.«
»Wozu Nein sagen?«, fragte ich verblüfft. »Ich verstehe nicht ganz, was du mich hier versprechen lässt.«
»Das wirst du schon noch«, erklärte Grace mit dem Anflug eines Lächelns, »das wirst du schon.«
»Gut«, erwiderte ich in der Annahme, es sei nicht weiter wichtig, denn was ich versprach, bezog sich in Wirklichkeit auf etwas, was ohnehin nicht existierte. »Dann verspreche ich es.«
»Wunderbar«, meinte Grace. »Und jetzt warten wir ab, was im Urlaub passieren wird.«
Er machte mir natürlich einen Antrag. Klar. Grace war so begeistert, dass sie sich in der fraglichen Woche sogar das Handy einer Schwester ausborgte und mir eine SMS schickte, um herauszufinden »wie es so läuft«. Wenn ich ohne einen Heiratsantrag zurückgekommen wäre, hätte es ihr das Herz gebrochen. Und der Sprung vom imaginären Freund zum imaginären Verlobten war nicht allzu groß. Er machte mir also einen Heiratsantrag am Strand. Ein fürchterliches Klischee, ich weiß, aber mir fiel nichts Besseres ein. Er hatte den Ring bereits gekauft – einen perfekten viereckigen Brillanten, wunderschön und ganz zart (ich kaufte selbstredend Modeschmuck. Es war ziemlich deprimierend, sich seinen eigenen Verlobungsring zu kaufen, aber ich erstand ihn im Internet, so dass ich mir keine allzu großen Gedanken darüber zu machen brauchte, welche Blicke ich von einem echten Verkäufer ernten würde. Und Grace fand, es sei der schönste Ring, den sie je gesehen hätte.)
Der Mond stand voll und rund am Himmel, und nach einem köstlichen Essen, gefolgt von einem Strandspaziergang, hielt er um meine Hand an. Er könnte immer noch nicht glauben, was für ein Glück er gehabt hatte, mir begegnet zu sein, sagte er.
Nein, nein, ich sei der Glückspilz von uns beiden, beteuerte ich natürlich, und dann kniete Anthony sich vor mich und fragte mich, ob ich seine Frau werden wollte. Und ich konnte nur nicken, weil ich keinen Ton herausbrachte.
In Wahrheit hatte ich die Geschichte aus einem billigen Schundblatt abgekupfert, das mir beim Zahnarzt in die Hände gefallen war. Irgendwann fragte ich mich zwar, ob ich nicht ein bisschen zu weit ging und Grace diesen abgedroschenen Unsinn tatsächlich glaubte – aber sie tat es. Ihr kamen sogar die Tränen. Ich sei nicht der einzige Mensch auf der Welt, der kaum glücklicher sein könne, meinte sie. Seit sie mich kenne, hätte sie auf diesen Moment gehofft und dafür gebetet. Ich verdiene genau das und noch viel mehr, und sie wünsche mir – und ihm – so viel Glück, wie sie in ihrem Leben gehabt hätte. Und, ja, ich hatte ein mulmiges Gefühl dabei. Ja, mein Magen verkrampfte sich ein bisschen. Aber ich sagte mir, dass ich das Richtige tat, selbst wenn es sich weiß Gott nicht so anfühlte.
Am Ende brannten wir einfach durch. Das schien mir die einfachste Lösung. Grace war natürlich entsetzt – sie hatte zur Hochzeit kommen wollen –, änderte aber ihre Meinung, als ich ihr erzählte, es sei Anthonys Idee gewesen, keine große Hochzeit zu feiern und das Geld stattdessen zu spenden, und dass unsere kleine Zeremonie auf dem Standesamt genau das gewesen sei, was wir uns gewünscht hätten – intim, privat und bescheiden.
In der Woche darauf ging ich wieder ins Internet und kaufte mir einen Trauring (Silber, 25 Pfund), und immer, wenn ich Grace besuchen ging, steckte ich ihn und meinen Verlobungsring an und erfand irgendwelche Geschichten über meine Ehe mit dem Traumprinzen.
Und jetzt war sie fort. Wie alles andere auch.
Kapitel 3
Ich erfuhr von Graces Anwalt, dass sie gestorben war. Er tauchte eines Sonntags unangemeldet auf, um mir die Nachricht zu überbringen. Es war genau an diesem einen Sonntag passiert, als ich sie wegen einer Deadline in der Agentur nicht hatte besuchen können. Er erzählte mir, sie sei morgens
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