Ein Zirkus für die Sterne
O’Hara kam sich eingesperrt vor. Der Buchhalter sah von seinem Handgelenk auf und drehte den Kopf den am Tisch Sitzenden zu. »Offenbar haben wir die Aktivposten an O’Hara’s Greater Shows im Jahre 2137 erworben, als wir uns mit dem Unterhaltungskonglomerat Tainco zusammengeschlossen haben. Seitdem hat O’Hara sechsundfünfzigtausend Credits netto eingebracht.«
O’Hara hob die Hände in einer Gebärde widerwilligen Eingeständnisses. »Sehen Sie?«
Der Buchhalter zog eine Grimasse und fuhr fort: »Das ist weniger als ein halbes Prozent unserer Investitionen. Und im letzten Jahr …« – er konsultierte sein Handgelenk – »letztes Jahr hat O’Hara mit einhundertachtundsiebzigtausend in den roten Zahlen gesteckt …«
»Zur Tagesordnung!« Einer der sechzehn hob die Hand und sah den Vorsitzenden der Runde an. »Karl, haben wir darüber nicht schon abgestimmt? Ich sehe keinen Grund, diesen alten Kohl noch einmal aufzuwärmen.«
Karl Arnheim nickte. »Ihr Einwand ist richtig, Sid, aber John – Mr. O’Hara – war nicht anwesend, als wir darüber gesprochen haben. Ich meine, es ist ganz berechtigt, wenn wir ihm unsere Gründe dafür nennen, daß wir ihn sozusagen von unserer Körperschaft abtrennen.«
O’Hara hob eine Hand und winkte. »Darf ich jetzt meinen Vers aufsagen?«
Arnheim nickte. »Natürlich dürfen Sie, John, aber machen Sie sich klar, daß die Entscheidung bereits gefallen ist.«
O’Hara faltete die Hände und legte sie auf die Tischkante. »Sie erzählen mir also, daß Sie die Show einfach zumachen wollen? Daß Sie nicht einmal versuchen wollen zu verkaufen?«
Arnheim schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Käufer, zu keinem Preis. Und jetzt hat auch noch die Regierung Sie so gut wie lahmgelegt. Wozu sollen wir einem toten Pferd sozusagen die Peitsche geben?«
O’Hara biß sich auf die Unterlippe. »Und wenn ich selbst kaufen würde?«
Eine Welle der Heiterkeit und des Kopfschütteins lief um den Tisch. Arnheim lehnte sich in seinen Sessel zurück, rieb sich das Kinn und wandte sich seinem Buchhalter zu: »Milt, wieviel wird es uns kosten, die Verbindlichkeiten der Show abzulösen und Tiere und Ausstattung loszuwerden?«
Der Buchhalter konsultierte sein Handgelenk. »Etwas über eine Viertelmillion Credits. Natürlich ist A&BCE durch O’Haras dreiprozentigen Zinsanteil nur zu siebenundneunzig Prozent haftbar.«
Der Buchhalter blickte O’Hara mit einem Ausdruck echter Anteilnahme an. »Mr. O’Hara, Sie müssen begreifen, daß absolut niemand Ihren Zirkus zugrunde richten will, doch die Alleinverantwortung können Sie nicht übernehmen.« Er zuckte mit den Schultern. »So was wird einfach nicht gemacht.«
O’Hara blickte Arnheim an. »Also?«
Arnheim verhakte seine Finger und drehte Daumen. »Welche Summe hatten Sie sich denn vorgestellt, John?«
»Einen Tausch. A&BCE’s Beteiligung an der Show, und ich übernehme die Schulden.«
Arnheim blickte um den Tisch herum. »Meine Herren?«
Eins der Gesichter nickte. »Wir werden kein besseres Angebot bekommen.«
Ein weiteres Gesicht nickte. »Ich sage, zuschlagen und nichts wie weg!«
Arnheim nickte. »Sind alle dafür, Mr. O’Haras Angebot anzunehmen?« Das Abstimmungsergebnis war eindeutig. Arnheim wandte sich an den Buchhalter: »Sehr gut, Milt. Sorgen Sie dafür, daß die Verträge aufgesetzt und innerhalb einer Stunde Mr. O’Hara vorgelegt werden.« Arnheim sah den Direktor an und schüttelte den Kopf. »Erklären Sie mir etwas, John.«
O’Hara zuckte die Achseln. »Wenn ich kann.«
»Sie haben gerade eine erdrückende Schuldenlast übernommen und sich damit selbst so gut wie ausgeschlossen von unserem Planeten. Sie haben sich und Ihren Zirkus einer düsteren Zukunft ausgeliefert. Ich habe keine Ahnung, wohin Sie nach Ahngar gehen wollen, so viele reiche Monarchen, die Geburtstag feiern, gibt’s doch nicht, um Sie weiterexistieren zu lassen.« Arnheim streckte die Hände aus. »Das alles wegen einer schäbigen Zeltschau! Können Sie mir sagen, warum?«
O’Hara betrachtete Karl Arnheim ein paar Sekunden, während der nach Worten suchte, doch dann zuckte der Direktor nur die Achseln. »Es ist eine Krankheit.«
3
Im Besitz von Vollmacht und Eigentumsurkunde, ordnete John J. O’Hara an, den Zirkus abzubauen, ihn von seinem Standort bei Manotick Station zum Interplanetaren Raumhafen nach Ottawa und von da aus in den Laderaum des Frachters Risikoza transportieren. Beim Verladen einer Show gibt es wichtige
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