Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Hemd aus feinster Brüsseler Spitze. Er streckt seine Arme nach mir aus. Er lächelt. Ich bin glücklich, wie noch nie in meinem Leben. Seine Hände wollen nach mir greifen. Sein Mund öffnet sich und er ruft „Mama!“. Er ruft mich.
Das Bild verschwindet.
Alles verschwindet.
EPILOG
Der Fluss schlängelte sich sanft durch grüne Wiesen. Die Felder waren abgeerntet. Kurze gelbe Stoppeln bedeckten die Erde.
Der Weg vor mir war durch unzählige Füße, die ihn in Jahrhunderten entlang gegangen waren, ausgetreten.
Für Mitte September war es ungewöhnlich warm, nahezu heiß. Eben ein typischer Altweibersommer - hatte Nanah gemeint.
Ich schwitzte. Meine Verletzung machte mir noch zu schaffen.
Mozart lief ein paar Schritte vor mir. Immer wieder blieb er stehen, um sich nach mir umzudrehen. Er vergewisserte sich, dass ich noch bei ihm war.
Eine hohe Mauer umgab die Gebäude vor mir. Sie waren ebenso alt, wie der Weg.
Das schwere Eichentor stand einen Spalt offen, groß genug, dass ich hindurch treten konnte.
Ich stand in einem gotischen Rundgang, dessen Bögen sich zu einem Innenhof öffneten. Es war kühl, schattig und ruhig. Zeit spielte hier keine Rolle.
In der Mitte des Hofes, dort, wo die Sonne hinkam, stand ein kleiner runder Tisch. Daneben saß ein alter Mann auf einem Gartenstuhl. Seine Füße ruhten auf einem zweiten Stuhl. Er trug einen Strohhut und las.
Ich ging zu ihm und blieb vor ihm stehen.
Der alte Mann blickte von seinem Buch auf, schloss es bedächtig und legte es auf den Tisch.
„Da bist du endlich, Asmodeo“, sagte er.
Ich wies auf das Buch. „Sie lesen Sartre?“
Der alte Mann lächelte. „Warum nicht? Du würdest dich wundern, wer alles in einem Kloster lebt.“
Ich erwiderte nichts.
Der alte Mann nahm seine Beine herunter und wies auf den leeren Stuhl vor ihm. „Du siehst müde aus. Setz dich.“
Ich nahm Platz.
Mozart legte sich zu meinen Füßen.
„Pater“, sagte ich und blickte in sein Gesicht. Es glich dem von Johannes. Es hatte die gleiche Ausstrahlung.
„Pater“, wiederholte ich. „Hilf mir.“
Der alte Mann schwieg.
„Lilith und Johannes“, fuhr ich fort, „ich verliere beide.“
Anmerkungen der Autorin
Auch der zweiten Band der Lilith-Saga wird noch 2012 als Taschenbuch bei amazon erhältlich sein.
Die Autorin
Roxann Hill ist das Pseudonym einer deutschen Autorin von romantisch-phantastischen Romanen.
Leben
Roxann Hill wurde 1965 in Brünn/Tschechien geboren. Ihre familiären Wurzeln lassen sich zu den Don Kosaken der Ukraine und zum österreichischen Adel zurückverfolgen. Während des Prager Frühlings flüchtete sie – damals ein kleines Mädchen – mit ihren Eltern nach Deutschland/Mittelfranken, wo sie aufwuchs und auch heute noch lebt.
Persönliches
„Ich bin zwei Frauen. Ich lebe zwei Leben. Parallel.
Als mir eine Freundin vor Jahren aus der Hand las, hielt sie inne. Sie zeigte auf eine Linie, die sich neben meiner Lebenslinie befand.
Zuerst war ich nur milde interessiert, doch das änderte sich, denn meine Freundin wurde plötzlich ganz still und konzentriert. Sie betrachtete diese zweite Linie und folgte mit ihrem Finger deren Verlauf, als ob sie Geheimnisse ertasten wollte.
Ich fröstelte. Unser Zimmer verdunkelte sich.
Ich fragte in die Stille hinein, was es denn mit der zweiten Linie auf sich habe. Meine Stimme klang fremd.
Beinahe widerwillig blickte meine Freundin auf. Ihre Worte brannten sich tief in mein Gedächtnis, und wenn ich daran zurückdenke, sehe ich alles vor mir, überdeutlich.
Sie sagte: „Ich erkenne zwei Lebenslinien. Dein zweites Leben gilt der Dunkelheit.“
Ich bin zwei Frauen. Ich lebe zwei Leben. Parallel. Tagsüber verheiratet, berufstätig, Mutter zweier Kinder, mit Haus und Garten, nachts Autorin von romantischen und phantastischen Romanen, deren Geschichten mir von der Dunkelheit zugeflüstert werden.
Und diese zweite Lebenslinie gewinnt an Kraft. Sie hat sich tief in meine Hand eingegraben.“
Die Bücher
Roxann Hill arbeitet derzeit am dritten Band ihrer Saga rund um Lilith, Asmodeo und Johannes. Ihre ersten beiden Romane sind bei amazon.de erschienen.
BONUSMATERIAL
Für ein Ende der Ewigkeit (Band 1 der Lilith-Saga)
Leseprobe
Bei Amazon als E-Book und als Taschenbuch erhältlich
Prolog
Der Sommer folgte zögernd auf den Frühling, als der Teufel in die Stadt kam. Niemand erkannte ihn. Er war sozusagen inkognito unterwegs.
Jahrzehntelang hatte er den
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