Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
überquerten die Düne auf großen Granitquadern. Gelbe Ginsterbüsche säumten duftend den Weg.
Direkt nach der Düne sah ich die ersten Bungalows mit ihren weißen Mauern und roten Ziegeldächern. Die Fenster wurden von bodenlangen Läden umrahmt, die mal blau, mal grün oder braun gestrichen waren.
Ich gelangte auf eine Privatstraße. Mit Sommerblumen bepflanzte Betonkübel sorgten dafür, dass die wenigen Autos der Anlieger nur in Schrittgeschwindigkeit fahren konnten.
Ich brauchte nicht mehr lange, bis ich in unsere Einfahrt einbog.
Das Haus, das Asmodeo gekauft hatte, lag halb am Hang und hatte ein wunderschönes Außenplateau mit Aussicht auf das Meer. Ich konnte es gar nicht erwarten, heimzukommen.
Auf der Terrasse saß ein schwarzhaariger junger Mann und arbeitete konzentriert an einer großen Staffelei. Zu seinen Füßen lag Laurent, eine altersschwache Katze, die Asmodeo, ohne es zu wissen, mit dem Haus zusammen erworben hatte. Ihr Name war schon leicht seltsam, denn sie war eindeutig kein Kater, aber so hieß sie nun mal, hatte uns der Immobilienmakler erklärt. Er hatte sich angeboten, die Katze zum Einschläfern zu bringen, aber ich hatte empört abgelehnt. Sie störte uns wirklich nicht weiter. Sie lebte meist ihr eigenes Leben.
Der dunkelhaarige Mann blickte auf und winkte mir zu.
Wie der Blitz war ich bei ihm. Ich setzte mich auf seinen Schoß, legte meine Arme um seinen Hals und küsste ihn.
Er drückte mich sanft von sich weg. „Du musst ein bisschen vorsichtig mit mir sein, Lilith.“ Mit den Fingerspitzen fuhr er der Kontur meiner Wangenknochen nach.
„Bin ich doch, Johannes“, antwortete ich.
Johannes.
Er war die zweite große Liebe meines Lebens. Ich hatte ihn kurz vor Asmodeo kennengelernt und mich während eines Gewitters unsterblich in ihn verliebt. In seine wundervollen dunklen Augen, in seine sensible Persönlichkeit, in seinen sinnlichen Mund, in seinen atemberaubenden Körper.
Aber auch Johannes war noch mehr. Er war nicht nur ein begnadeter Künstler und Sohn eines Konzernchefs.
Johannes war auch ein Mörder.
Außerdem war er ein ganz außergewöhnlicher Taekwondo-Kämpfer, dagegen wirkte ich wie eine reine Anfängerin. Er hatte mich trainiert und ich hatte durch seine Hilfe den braunen Gürtel erworben.
Johannes war mit mir zusammen von der Studentenverbindung entführt worden. Hilflos hatte ich zusehen müssen, wie er überwältigt und brutal zusammengeschlagen worden war.
Als Asmodeo mich befreit hatte, hatte ich darauf bestanden, dass er Johannes mitnahm. Damit hatte ich Asmodeo Unmögliches abverlangt, denn damals hassten sich die beiden mit einer derartigen Intensität, dass sie körperlich regelrecht spürbar war und sich äußerst gewalttätig entlud, wenn sie sich begegneten. Um mich zu retten, hatte Asmodeo meiner Forderung schließlich entsprochen. Und Johannes hatte sich revanchiert, indem er die Kugel abfing, die eigentlich Asmodeo töten sollte.
Und das hatte alles verändert.
Johannes hatte schwer verletzt überlebt.
Und jetzt waren wir alle drei hier auf Noirmoutier. Johannes, Asmodeo und ich.
Ich war die Frau, die von Johannes geliebt wurde. Ich war die Frau, die von Asmodeo geliebt wurde. Ich hatte gerade mein Abitur hinter mir. Und wahrscheinlich, höchstwahrscheinlich, hatte Professor Brunner Recht gehabt.
Vermutlich war ich kein Mensch.
Vermutlich war auch ich eine Dämonin.
2
„Deine Oma hat vorhin angerufen“, unterbrach Johannes meine Gedanken. Seine Hand strich meinen Rücken entlang.
„Soll ich zurückrufen?“, erkundigte ich mich, während ich seine Berührung genoss.
„Nein, sie ist mittlerweile unterwegs zum Institut. Sie will dort fotografieren und ist erst abends bei deiner Tante Bärbel erreichbar.“ Johannes küsste mich.
„Ich bin gespannt, ob das Haus jemals fertig wird“, seufzte ich nach einer Weile.
„Das Feuer hat doch mehr zerstört, als auf den ersten Blick zu erkennen war. Das meint jedenfalls deine Oma … - sie lässt dich herzlich grüßen, und…“, Johannes lachte leise, „du sollst mich schön päppeln , hat sie gesagt.“
Ich fuhr sanft durch sein Haar. „Und dieses Päppeln , wie soll das aussehen?“
Seit seiner Verletzung hatte sich das Gesicht von Johannes verändert. Es war härter und – wenn überhaupt möglich – noch männlicher geworden. Kleine tiefe Falten waren zwischen seinen Augenbrauen und im Bereich seiner Mundwinkel entstanden. Durch meine Berührung wurden sie
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