Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
weicher, sie verschwanden fast.
Johannes räusperte sich. „Du kannst ruhig weitermachen. Es stört mich nicht.“
„Aha, es stört dich nicht“, wiederholte ich dicht an seinen Lippen.
Die Sonne schien. Ich war bei Johannes. Und Johannes war glücklich. Was wollte ich mehr?
Ich spürte einen Druck an meiner rechten Seite und merkte, wie sich etwas zwischen uns drängte. Ich war aber fest entschlossen, Johannes nicht loszulassen. Der Jemand, der sich zwischen uns geschoben hatte, bekam nicht mehr genügend Luft und begann zu grunzen. Ich blickte nach unten in die bernsteinfarbenen Augen von Mozart.
„Das ist meine Frau, geh weg!“, sagte Johannes.
Mozart atmete hörbar durch die Nase aus und wedelte so stark mit dem Schwanz, dass sich sein gesamter Körper bewegte.
„Der arme Hund hat Hunger“, stellte ich fest.
„Der hat keinen Hunger, der ist eifersüchtig. Das steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.“
„Ich liebe niemanden so sehr, wie dich, Johannes“, antwortete ich, um nach einer Weile nachzusetzen: „Na ja, jedenfalls keinen Hund.“
„Da bin ich aber froh.“ Johannes schnitt eine belustigte Grimasse.
Mozart verstand, dass er sein Ziel erreicht hatte, setzte sich und schaute abwechselnd zu Johannes und zu mir.
„Gleich“, gab ich ihm zur Antwort. „Ich will nur mal sehen, was Johannes heute gearbeitet hat. Ob er auch wirklich fleißig war. Nicht, dass wir uns beim Joggen abrackern und der feine Herr hier gammelt herum und lässt sich’s gut gehen.“
Ich stand auf und inspizierte das Bild auf der Staffelei. Johannes hatte mit Ölfarben gemalt. Er hatte eine Szene auf dieser Terrasse festgehalten. Sie erinnerte mich an ein Bild von Monet. Nur die Farben waren dunkler. Zwei Männer und eine Frau saßen an einem Tisch und unterhielten sich. Die Männer konnten nicht unterschiedlicher sein. Der eine war schwarzhaarig, der andere war blond und hatte stechend blaue Augen. Die Frau hatte den Kopf abgewandt, als blickte sie hinaus in die unendliche Weite des Meeres. Die Frau hatte rote Haare, wie ich.
„Und?“, fragte Johannes.
„Du wirst immer besser“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Du willst mich ja nur bei Laune halten.“ Es sollte witzig klingen, aber ich spürte den Ernst, der hinter seinen Worten lag.
Ich nahm seine Hand, um sie zu drücken. „Du wirst wirklich immer besser. Und klar will ich dich bei Laune halten. Da fallen dann nette … Gefälligkeiten für mich ab.“
Johannes lächelte, aber es war auf eine gewisse Weise traurig. „Der Hund hat wirklich Hunger“, sagte er.
Ich machte mich auf den Weg nach innen. Ich durchquerte unser großzügiges mit Terrakotta-Fliesen belegtes Wohnzimmer, in dem eine rustikale Couchgruppe sowie ein Esstisch mit zwei Stühlen standen. Im offenen Kamin glommen die Reste einiger Holzscheite vom gestrigen Abend.
Die Küche war hochmodern eingerichtet und verfügte über einen wahrhaft gigantischen Kühlschrank. Ich öffnete dessen Doppeltür, holte einen Kochtopf heraus, stellte ihn auf den Herd und erhitzte den Inhalt. Mozart mochte seine Mahlzeiten warm - wie alle Menschen.
Hier war alles ganz anders, als bei mir zuhause. Aber mein Heim gab es nicht mehr. Die Leute von Professor Brunner hatten bei dem Versuch, mich umzubringen, das Haus von meiner Großmutter und mir angezündet. Gerti, meine Oma, war bei dem Brand beinahe ums Leben gekommen. Aber nur beinahe. Johannes hatte sich durch die Flammen gekämpft und sie bewusstlos aus dem brennenden Haus getragen. Ich war dabeigestanden, unfähig, etwas zu tun, weil ich grenzenlose Angst vor dem Feuer hatte.
Aber jetzt wurde unser Haus neu aufgebaut. Bald würde meine Oma einziehen können.
Und fast alles wäre wieder wie vorher.
Das Hundefutter war warm, ich füllte die dicken Fleischbrocken in einen Hundenapf und rührte Haferflocken darunter. Das Ganze trug ich nach draußen zu Johannes, wobei mir Mozart dicht auf den Fersen folgte. Als ich den Napf abstellte, drückte er mich zur Seite und begann, sein Futter zu verschlingen, als hätte er wochenlang gehungert.
„Männer“, bemerkte ich kopfschüttelnd.
„Wieso schaut eigentlich das Essen vom Hund besser aus, als mein eigenes?“, beschwerte sich Johannes.
„Willst du auch was? Wir haben reichlich“, entgegnete ich und Johannes lachte richtiggehend fröhlich.
Wie gesagt, es war beinahe wie früher.
„Der Hund ist versorgt und du malst weiter, damit dein Bild fertig wird. Ich geh mich duschen. Wenn was
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