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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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und hörten ihm nicht zu, und irgendwie war ihm, als bekäme er auch keinen Ton über die Lippen. Da war ein Geschmack nach Eisen in seinem Mund, und seine Kehle lief mit einer warmen Flüssigkeit voll, die seine Stimmbänder ertränkte.
    Jetzt drehte sich die Welt um ihn, ein langsames Ballett, er sah alles, verstanden sie denn nicht? Das Testament . Das war der Schlüssel. Der große Fehler. Da lief ihm das Blut aus dem Bauch, und sie hörten ihm nicht zu.
    Jemand beugte sich über ihn. Marco, Tränen in den Augen. Das Testament! Es war wichtig, das noch loszuwerden. Vorher durfte er sich nicht in die gnadenvolle Dunkelheit sinken lassen, die ihn rief, die lockte mit der Verheißung von Frieden und Ruhe. Erst musste er ihnen sagen, was er entdeckt hatte, was ihm eingefallen war, zu spät vielleicht…
    Das Testament. McCaine hat noch mein Testament. Ich habe vergessen, ein neues aufzusetzen. Wenn ich sterbe, erbt er alles…
     
    Eine Untersuchungskommission unter Leitung von Chief Detective Robert A. Wilson legte nach Abschluss aller Ermittlungen einen tausend Seiten umfassenden Bericht vor, der später Wilson-Bericht genannt werden sollte.
    Demzufolge war Marvin Copeland, geboren 1968 in New York, am 3. September 1997 mit mittelschweren Symptomen des Heroinentzugs in die im kanadischen Quebec gelegene Landsteiner-Klinik für Suchttherapie gekommen und dort unter dem Namen Marvin Bruce aufgenommen worden. Die Verwendung angenommener Namen wurde den Ermittlern als gängige Praxis geschildert; da sich häufig Mitglieder namhafter Familien dorthin zum Entzug begeben, ist die Zusicherung von Anonymität Geschäftsgrundlage. Dass Copeland zu diesem Zeitpunkt von der französischen Kriminalpolizei gesucht wurde, war dem Klinikpersonal nach eigenen Angaben nicht bekannt.
    Copelands Untertauchen scheint im Zusammenhang zu stehen mit dem Tod der italienischen arbeitslosen Staatsanwaltsgehilfin Constantina Volpe durch eine Überdosis Heroin in der Nacht des 31. August in einem Hotel in Paris. Copeland war festgenommen worden, nachdem andere Hotelgäste Schreie aus dem Zimmer des Paares vernommen hatte und die Hotelleitung daraufhin die Polizei verständigte. Copeland war zum Zeitpunkt seiner Verhaftung nicht vernehmungsfähig und wurde deshalb in die Krankenstation des Untersuchungsgefängnisses des 19. Arrondissements verbracht. Dort verschwand er in den frühen Morgenstunden auf ungeklärte Weise.
    Unklar ist ebenfalls, wie Copeland nach Kanada gekommen ist. Er wurde beim Eintreffen in der Klinik von einem Mann mittleren Alters begleitet, der seinen Namen als Brian Smith angab. Die Behandlungskosten wurden monatlich per Überweisung von einem Konto der First Pacific Bank in Vancouver beglichen, das auf den Namen Ron Butler lief. Dieses Konto war am 2. September 1997 mit einer größeren Bareinzahlung eröffnet worden, die einzigen Kontobewegungen waren die Abbuchungen der Klinikkosten. Eine Person des Namens Ron Butler ließ sich nicht ausfindig machen; die hinterlegten Dokumentenkopien erwiesen sich als gefälscht, was bis dahin aber niemandem in der Bank aufgefallen war.
    Copeland verblieb über neun Monate in der Klinik und durchlief dort das normale Programm von klinischem Entzug, körperlicher Regeneration und Psychotherapie. Am 10. Juni 1998, nach Aussage der Ärzte drei Wochen vor seiner geplanten Entlassung, entwich Copeland aus der Klinik. Aufgrund der geübten Sicherheitspraxis ist davon auszugehen, dass er hierbei Hilfe von außen gehabt haben muss. Sein Verschwinden wurde nach etwa vier Stunden bemerkt; eine sofort eingeleitete Suche mit Spürhunden und dem klinikeigenen Hubschrauber fand eine Spur durch den Wald, die auf einem Parkplatz an der Zufahrtsstraße endete. Von dort scheint Copeland seine Flucht mit einem Fahrzeug fortgesetzt haben, was ebenfalls auf fremde Hilfe schließen lässt.
    Am Nachmittag des 11. Juni nahm Copeland ein Apartment in dem am Highway 113 gelegenen Motel namens Wooden Grizzly , wo er bis zum Morgen des 14. Juni blieb. Laut Unterlagen des Motels war er zu diesem Zeitpunkt im Besitz eines in Toronto gestohlenen grauen Mitsubishi Colt. Nach Aussage der Motelbediensteten versorgte sich Copeland in diesen Tagen aus dem Drugstore des Motels, wobei er alle Mahlzeiten in seinem Apartment einnahm, das er ansonsten nicht verließ. Er führte zwei längere Ferngespräche, das erste noch am späten Abend des 11. Juni, das zweite am darauf folgenden Tag. Laut den Daten der Telefonanlage war

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