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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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der Gedanke, daß Du sie mit Dir nimmst und sie in Ehren halten wirst, ist mir Beruhigung. [...]
    Ich hoffe, Dir wird die Trennung nicht allzu schwerfallen – Du bist durchaus dazu begabt, in Dir selbst Beruhigung zu finden. Meinetwegen sei unbesorgt, ich hoffe, daß ich tapfer und vernünftig in allem sein werde, was mich und die Kinder betrifft. [...] Denke vor allem an Dich, an Deine Gesundheit und Seelenruhe und nicht so viel an uns. Lebe wohl, Lieber, ich küsse Dich fest. Ich fühle, daß die Kinder mein Trost sind, Deiner jedoch ist Dein geistiges, inneres Erleben. Gebe Dich um Gottes Willen nicht den Ängsten hin, der Schwermut, der Selbstquälerei. Alles, was Du Deiner Seelenruhe wegen unternehmen wirst – alles werde ich gutheißen.
    Tag für Tag wird vergehen, wir werden es aushalten, so Gott will. Lebe wohl, schreibe mir oft und stets die ganze Wahrheit über Deine Gesundheit und Deinen Seelenzustand.
    Deine Sonja.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    13. Juni 1871. Sonntag.
    [Jasnaja Poljana]
    Heute habe ich so sehr auf Deinen Brief gewartet, lieber Ljowotschka, und wieder ist keiner gekommen. [...] Nur, wenn ich vielmals Briefe von Dir bekomme, werde ich die Trennung von Dir ertragen können. Ich schreibe Dir in der Hoffnung, daß morgen ein Brief von Dir gebracht wird, sonst weiß ich ja nicht einmal Deine Adresse. So viel gibt es zu erzählen und zu berichten, daß ich gar nicht weiß, wie ich Dir alles darlegen soll, und ich weiß gar nicht, was Dich am meisten interessieren wird. Das Wichtigste: Uns allen, ohne Ausnahme, geht es gut, alle sind wohlauf. Gestern haben wir Mamá abgeholt. [...] Wir haben sie in Tula getroffen, sie hatte gar nicht mit uns dort gerechnet und sich sogar schon ein Billett nach Jassenki genommen. Um so mehr freute sie sich, uns zu sehen. [...]
    Ohne Dich herrscht hier ständige Betriebsamkeit: Wir gehen schwimmen, machen Ausfahrten, Spiele, Gesang, Spaziergänge. Und in all dem Lärm ist es hier ohne Dich doch wie seelenlos. Du allein vermagst es, allem etwas Poetisches und einen Zauber zu verleihen, alles erhaben zu machen. Ich empfinde es so. Für mich ist ohne Dich alles wie tot. Wenn Du nicht bei mir bist, liebe ich alles, was auch Du liebst, und frage mich oft selbst, ob ich es liebe, weil es mir gefällt oder weil Du es liebst? [...]
    Die Kinder haben ein wenig Unterricht, gehen baden und sind sehr liebevoll gegen mich. Ob sie merken, wie sehr Du mir fehlst, oder ob es sich einfach so ergeben hat – ich weiß es nicht. [...] Sei bitte standhaft, mache Deine Kumys 105 -Kur recht lange und gib Dich nicht Angst und Schwermut hin, denn dies ist Deiner Erholung nicht zuträglich. Schreibe mir, um Gottes Willen, oft. Ich werde glücklich sein, Dir zu schreiben, allein, wohin? [...] Ich denke immerfort an Deine Worte: »Schreibe mir, was bei Euch geschieht.« Aber bei uns geschiehtüberhaupt nichts, und doch ist der Brief so lang geworden. Und so wird es die ganzen Tage weitergehen. Nichts geschieht, außer jenem, daß mein Leben an dem Tag stehenblieb, als Du abreistest. [...] Lebe wohl, mein lieber Freund, stets und allerorten spüre ich Deine Nähe. Ich bemühe mich mit aller Kraft, Deinetwegen nicht besorgt zu sein und nicht immerfort an Dich zu denken. [...] Noch einmal: Lebe wohl, ich küsse Dich auf Dein Haupt, küsse Deine Lippen, Deinen Hals und Deine Hände, wie ich es tue, wenn Du hier bist. Gott sei mit Dir, sei achtsam mit Dir selbst.
    Deine Sonja.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [14. Juni 1871]
    [Dubowaja]
    Zwei Tage und Nächte haben wir nun auf der Wolga hinter uns gebracht, und es war wie immer überaus unterhaltsam, aber unruhig. Ich würde sagen, daß ich mich ganz und gar gesund fühle, wäre nicht die Schlaflosigkeit und meine sehr niedergeschlagene Seelenstimmung. Tatsächlich ist Stjopa mir sehr nützlich, und ich spüre, daß mich in seinem Beisein so etwas wie das Grauen von Arsamas 106 nicht überfallen wird. – Die Freunde des Kumys haben sich so sehr vermehrt, so daß alle vier Quartiere bei Samara überfüllt sind, es gibt weder eine Bleibe noch Kumys. Ich hoffe, daß dies in Karalyk 107 nicht auch der Fall sein wird. Das Unerquicklichste an Karalyk ist allerdings, daß es dorthin keine Postverbindung gibt; ich kann nicht ohne Entsetzen daran denken, daß wir beide zwei Wochen lang ohne Briefe voneinander bleiben werden. Ich habe also folgendes beschlossen: Ich werde Dir jedesmal schreiben,

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