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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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traute Heim können Sie nach zeitschriftlich-zeitgeistiger Anleitung verfeinern! Wie wär’s mit 10 Holzsternen? Da müssen Sie nur 60 Rhomben aus 3-cm-Brettern sägen, je sechs zu einem Stern leimen, den mit Sandpapier schmirgeln und mit Blattgold belegen. Oder können Sie gar einem Blech-Christbaum etwas abgewinnen? Da hätten Sie noch weniger Arbeit. Sie brauchen nur jede Menge Dosen zu kaufen, denen die Banderolen entfernen, alle zu einer Pyramide stapeln und auf jede Pyramiden-Stufe ein Kerzerl stellen!
    Gefällt Ihnen alles nicht? Na, dann sind Sie leider die Ausnahme von der Regel der Millionen begeisterter Leserinnen, und es geschieht Ihnen ganz recht, wenn Sie sich mutterseelenallein mit allem Weihnachtlichen herumschlagen müssen!
Sehnsucht nach Brabantern!
    Die Zeitschriften, deren Anliegen es ist, die Durchschnittsköchin zur 2-Hauben-3-Sterne-Meisterin zu machen, bringen im Dezember seitenweise Bilder wunderbarer Kekserln; natürlich auch zugehörige Rezepterln. Weihnachtliche Stimmung überfällt einen, sieht man die Tabletts voll winziger Köstlichkeiten. Wer nur einen Hauch Küchenneigung in sich hat, verspürt da sofort den Drang, ans Werk zu gehen; vor allem, weil der Text zu den Fotos sagt, es sei »kinderleicht«, die Dinger wie abgebildet hinzukriegen.
    Bescheiden, wie man ist, will man eh nicht alle 25 Sorten backen. Wär’ aber gelacht, hätte man nicht wenigstens für eine, zwei, drei davon Zeit!
    Neben der Computer-Tastatur, auf der ich diesen Beitrag tippe, liegt ein aufgeschlagenes »Kochjournal«. Ovale, rosa glasierte, mit Marmelade gefüllte Kekse lachen mir zu, so oft ich nach links schiele. Ein dünnes, weißes Streiferl ziert die Glasur, das wiederum zieren zwei Tupferln. »Brabanter« heißen diese Kekse, und die Lust, mich nach Beendigung dieser Zellen ans Erzeugen der Brabanter zu machen, wächst in mir. Soll ich ihr nachgeben?
    Gute Frau, sage ich mir, du hast keinen ovalen Ausstecher, sicher haben auch die Geschäfte in der Nähe keinen! Du wirst ewig herumrennen und die Brabanter dann doch stinknormal rund ausstechen müssen. Zudem weißt du, sage ich mir, dass du mit Keksen, bei denen je zwei mit Marmelade zusammengepickt werden, Probleme kriegst. Weil deine Kekse beim Backen nicht flunderplatt bleiben, sondern sich leicht zu wölben belieben und gern etwas aus der Fasson geraten; wodurch kaum zwei ganz gleich ausfallen, daher auch nicht perfekt aufeinanderpassen. Du weißt auch, sage ich mir, dass es dich ins Seelentief bringt, wenn du zweiwind schief mit Marmelade verklebte Kekse auf einer Gabel aus der Glasur balancierst und das tropfende Keksexemplar von dieser rutscht und auf der »Butterseite« landet. Und aus einem winzigen Papierstanitzl hauchdünne Streifen Zitronenglasur exakt quer über Kekse zu ziehen, ist dein Talent schon gar nicht; selbst wenn du auf die zwei artigen Tupferl verzichtest!
    Nun, das habe ich mir alles gesagt, und jetzt eile ich von dannen, um nach dem ovalen Keksausstecher zu fahnden. Ist doch nett, wenn einem, aller Lebenserfahrung zuwider, die Hoffnung geblieben ist, einmal werde schon ein Jahr kommen, in dem man die Weihnachtkekserln perfekt hinkriegt!
Ein Reserve-Schal
    Na, gute weihnachtlich freudig gestreßte Leserinnen und Leser, haben Sie schon alles brav beinand? Einkaufsliste für das Festmahl, Christbaum, Geschenke und Papier, um selbige einzupacken, Kerzen, Fransenpapier, Lametta? (Falls Sie das noch nicht haben, lassen Sie es bleiben, es ist ohnehin ein Umwelt-Sünder.)
    Und die Rechnungen, die Sie beim Einkauf der Geschenke erhielten, sind die auch griffbereit? Könnte ja sein, dass Ihnen ein »langes Gesicht« am Heiligen Abend nahelegt, dem Träger der sauren Miene die Rechnung zwecks Umtausch auszuhändigen.
    Wie meinen? Solch selbstverständliche vorbereitende Maßnahmen muss man Ihnen nicht raten? Alles erledigt, alles unter weihnachtlich Dach und Fach? Und wie steht’s um Reserve-Geschenke? Oder gehören Sie zur Minderheit der Glücklichen, die sich völlig im Klaren sind, wer ihnen etwas schenkt und wer nicht?
    Ich gehöre leider nicht dazu. Es gibt nämlich »Spontan-Schenker«. Meine Freundin Olga etwa. Eigentlich ist zwischen uns abgemacht, dass wir einander nichts schenken. Aber falls Olga vor Weihnachten in einer Auslage den Stift sieht, den ich Tage vorher in der Hand eines Menschen bewunderte, und falls sie genug Geld hat, ihn zu bezahlen, kauft sie ihn für mich; trotz Abkommens. Da sie aber nicht jedes Jahr vor

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