PR2612-Zielpunkt BASIS
1.
Wir
Früher war es anders. Wir kämpften nicht. Wir hatten nicht die Möglichkeit – und schon gar nicht die Ambitionen –, uns mit mutmaßlichen Gegnern Gefechte zu liefern.
Wir sagen mutmaßlich, weil der Feind von heute ein Verbündeter von morgen sein könnte. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass sich im Laufe der Jahrzehntausende die Fronten ändern, immer wieder.
Der neue Pilot ist anders. Er irritiert uns. Er hat den richtigen Geist, doch er greift zu Mitteln, die uns unbekannt sind.
Wir wehren uns nicht. Wir können uns nicht wehren. Wir sind bloß mentale Substanz. Gedanken und Erinnerungsfetzen, die hängen blieben, während wir unseren Dienst ausübten.
Der Pilot wirkt anziehend auf uns. Seine Attraktivität beruht auf jener Unbekümmertheit, die er sich trotz seines Alters bewahrt hat. Auf seiner Hingabe. Auf der Art und Weise, wie er Zusammenhänge erfasst.
Es gibt viele gute Gründe, Perry Rhodan zu mögen – und einige, vor der Berührung mit seiner Persönlichkeit zurückzuschrecken.
Einer der Gründe für unsere Ablehnung wird soeben schlagend: Der unsterbliche Terraner zwingt uns in die Schlacht. Er nutzt uns, MIKRU-JON, um Unglück und Tod zu verbreiten.
*
Wir geraten in einen Hinterhalt. Aus den Ortungsschatten mehrerer Sonnen lösen sich Raumschiffe. Sogenannte Zapfenraumer.
Unsere Gegner verhalten sich aggressiv. Schon oft hatten wir es mit angriffslustigen und gewissenlosen Wesen zu tun. Wir alle haben unsere Erfahrungen in der Konfrontation gemacht, und sie waren nur selten positiver Natur. Auch wenn wir stets unbeschadet entkommen konnten, blieben Erinnerungsnarben zurück, die bis heute nachwirken.
Perry Rhodan bereitet sich mit unserer Hilfe auf die Auseinandersetzung vor. Manche von uns helfen ihm lieber als andere; doch in unserer Gesamtheit bieten wir gewiss eine zufriedenstellende Unterstützung.
Er schlüpft nun ins Schiff. Er berührt uns. Gleitet mit unserer Hilfe tief in MIKRU-JON. Er ist zum Piloten geworden, so, wie wir allesamt einstmals Piloten waren.
Der Unsterbliche beginnt den Dialog mit MIKRU-JON. Mit dem künstlichen Bewusstsein und mit uns. Er verschmilzt mit Metall und Rechner. Mit Gedanken und Erinnerungsfetzen.
Wir helfen ihm. Wir leiten seinen Geist. Wir bewirken, dass er so rasch wie möglich Perfektion in seiner Rolle findet.
Er wiederum hilft uns, den ungewöhnlichen Blickwinkel eines anderen, fremden Volkes einzunehmen, wie auch wir alle einander einst fremd waren. Wir sehen unsere Umgebung, das kalte und gleichzeitig so lebendige All, mit seinen Sinnen.
Manche von uns bedauern ihn wegen seiner eingeschränkten Wahrnehmungsmöglichkeiten. Er kann keine Quarks in seinen Körperröhren fühlen und schmecken wie Pilot Aljo Podroz. Das UHF-Spektrum ist für ihn bloß ein abstrakter Begriff, weil bei ihm ungleich Pilotin Daramalawa die feinen Wellen im obersten Spektrumsbereich zwischen den Körperlamellen nicht blubbern. Er weiß nicht, wie es ist, die Gerüche des Vakuums zu identifizieren und derart nach Spuren zu suchen, wie es einst Pilotin Sox Zweigrab, die Jägerin, zustande brachte.
Wir seufzen im Kollektiv, und irgendwo an Bord des Schiffs atmet unser Manifestationskörper Mikru heftig durch. Sie ist wir, wir sind sie. Wir sind frei – und dennoch gebunden.
Perry Rhodan beschleunigt. Seine Gedankensteuerung mag ein wenig grob wirken; auch das ist diesen eigenartigen terranischen Wahrnehmungsmängeln geschuldet.
Dennoch genießen wir die Kraft, die MIKRU-JON – und damit uns – durchströmt. Wir bewegen uns. Die Erinnerung an ein früheres Leben in Körpern wird stärker.
Der Kampf steht unmittelbar bevor. Wir bringen Mikru dazu, Zweifel zu äußern; doch Rhodan hört nicht auf sie/uns. Seine Argumente sind stichhaltig, und es wird ganz gewiss keinen Streit zwischen ihm und ihr/uns geben. Er ist der Pilot. Wir sind Gedanken und Erinnerungsfetzen.
Wir werden endgültig eins mit ihm, und wir wehren uns nicht. Wir werden mit all unserer Erfahrung helfen. Metall und Geist finden zusammen. Die Schlacht kann beginnen.
2.
Perry Rhodan
Ramoz schnupperte in die Luft. So, wie er es in seiner früheren Form angesichts einer Gefahr immer wieder getan hatte.
Er wirkte wie ein in die Enge gedrängtes Tier, das sich auf sein Gegenüber stürzen wollte. Die orangefarbene Körperbehaarung war gesträubt; mit Blicken suchte er nach einem Ausweg aus seiner Zwangslage.
Plötzlich entspannte er sich und sagte:
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