Eine Frau sein ist kein Sport
Weihnachten etwas sieht, von dem sie weiß, dass ich es mag, oder weil sie nicht genug Geld hat, gibt es auch Jahre, wo sie das Abkommen hält. Und da sie Überraschungen liebt, informiert sie mich nicht, in welchem Jahr wir gerade sind.
Und ich sehe es ihr ja an, dass sie dann enttäuscht ist, wenn sie mir etwas überreicht, aber ich mit leeren Händen dastehe. Also tut stets ein »Reserve-Packerl« für Olga not. Schwierig ist da allerdings das richtige Einschätzen. Man will ja halbwegs »gleich« geben. Kriege ich einen Topflappen, wär’s direkt peinlich, ihr ein Dior-Parfum zu überreichen. Ebenso peinlich, wenn ich von ihr den tollen Hut kriege und im Reserve-Packerl nur Essig-Zwetschken sind.
Also tun drei Reservepackerln not, mit preislich divergierenden Inhalten. Dass dann zwei davon keinesfalls an Olga gehen und jedes zweite Jahr alle drei nicht, macht kaum etwas. Es stellen sich bei mir regelmäßig noch andere Schenker ein, die ich, im Streß vorfestlicher Erledigungen, total vergessen hatte. Und so habe ich dann auch immer ein Geschenk für diese lieben Leute. Und sei’s auch nur ein Topflappen für Großonkel Albert!
Weihnachtsgaben im Rückblick
Na, wie war es denn heuer mit den Geschenken, verehrte Leserin? Haben Ihre mehr oder weniger Lieben Ihre geheimen Wünsche getroffen? Oder hat man Sie durch oberflächliche Geschenkswahl tief getroffen?
Hat Ihnen Ihr Mann das Buch geschenkt, das er schon längst hatte lesen wollen? Oder hat er der Werbestimme vertraut, die wochenlang verkündet hat, dass ein Bügeleisen ein sehr »persönliches Geschenk« sein kann?
Und sind Sie sich schon klar, ob Sie es wagen dürfen, von Ihrer Schwiegermutter die Rechnung für den schweinsrosa Morgenmantel zu fordern, damit Sie ihn umtauschen können?
Und wie werden Sie es mit dem Maiglöckerlwasser halten, das eine ruchlose Verkäuferin Ihrem achtjährigen Sohn ins seidige Sternenpapier gewickelt hat?
Und wie verkraften Sie es, dass sich Ihre Tochter im Pullover, den Ihnen Ihr Mann geschenkt hat, pudelwohl fühlt? Wunder ist es ja keines. Der Pullover passt schließlich ausgezeichnet zur karierten Hose Ihrer Tochter. Was die Tochter, dem Papa beim Einkauf behilflich, sicher bedacht hat. Und wie, verehrte Leserin, haben Sie denn geschenkt? Ist Ihr Gewissen rein? Oder kommt Ihnen Ihr Ehemann in der himmelblauen Hausjacke nicht doch etwas verloren vor? Fragen Sie sich, ob die Oma mit Absicht oder aus Altersvergesslichkeit das »Super-Tiefkühlkost-Sägemesser« unbedingt unter dem Christbaum liegen ließ? Und wie steht’s um die froschgrüne Tasche, von der ein Verkäufer sagte, sie sei der Traum aller jungen Mädchen? Wieso hat Ihre Tochter dann gestern die alte Handtasche genommen, als sie außer Haus eilte?
Oder stricken Sie etwa noch am Halsausschnitt vom Pulli, den Sie Ihrem Mann schenken wollten? Wenn dem so sein sollte, nehmen Sie es nicht tragisch. Jetzt, ohne Überraschungszwang, können Sie wenigstens ordentlich Maß nehmen.
In den vergangenen Jahren – Hand aufs Weihnachtsherz – war es doch ohnehin immer peinlich, wenn der arme Kerl freudig und im Scheine der Flackerkerzen das gute Stück anlegen wollte und den Kopf bloß bis zu den Ohren durchs Halsloch bohren konnte und Sie dann murmeln mussten: »Das trenn ich wieder auf!« Eben! Eine gewisse Zögerlichkeit bei der Geschenkeproduktion hat ihre Vorteile.
Alle Jahre wieder
Nicht nur der Weg zur Hölle, auch der Weg ins neue Jahr ist für viele Menschen mit guten Vorsätzen gepflastert. Wenn die Pummerin läutet, die Heimfeuerwerker knallen und der Sekt perlt, geloben sich diese Menschen – je nach Temperament lauthals oder verschwiegen –, im kommenden Jahr alles ganz anders und viel besser zu machen. Zum Zahnarzt werden sie endlich gehen, die Ehefrau werden sie nicht mehr betrügen, nicht die kleinsten Schulden werden sie machen, zwei Dutzend längst fälliger Briefe werden sie schreiben, und zu den Kindern werden sie viel netter als bisher sein. Sogar für ihre Bildung und ihren Körper werden sie etwas tun – in der Volkshochschule gibt es sehr interessante Kurse! Man ist ja schließlich kein Dodel, der heillos versauert und versumpft! Etwas lernen ist besser als dreimal die Woche bei zwei Krügel Bier zu tarockieren! Und den kleinen Kugelbauch, den man sich durch die vielen Biere angezüchtet hat, den wird man mit täglicher Gymnastik leicht wegbringen. Jeden Morgen zehn Minuten turnen, das muss schon drin sein. Aber bei offenem Fenster, das
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