Eine Hand voll Asche
an.«
»Verdammt«, sagte ich.
»Ich wusste, dass er mich sehen würde, sobald das Licht an war, also habe ich versucht, durch das kleine Fenster da oben zu klettern.«
»Sie sind einfach großartig«, sagte ich. An das Fenster hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Hoch oben in den Seitenwänden und in der hinteren Wand waren einige kleine Fenster eingelassen, die jeweils rund sechzig Zentimeter hoch und neunzig Zentimeter breit waren. Sie gingen nicht auf die Außenseite des Stadions hinaus, sondern führten in die tiefen labyrinthischen Schlupfwinkel – in die Katakomben am Fuß der Tribünen.
»Es stimmt, was man so über Angst und Adrenalin sagt«, meinte sie. »Es hat die Kraft von zehn Forschungsassistentinnen erfordert, um das Fenster gegen die Widerstandskraft von vierzig Jahre altem Dreck zu öffnen.« Sie ließ einen Muskel spielen, und die beiden Rettungsassistenten lachten. »Egal, als ich auf der anderen Seite runtergesprungen bin, bin ich mit dem Fuß irgendwie dumm aufgekommen und habe mir den Knöchel verstaucht. An dem Punkt dachte ich, ich würde echt in der Scheiße stecken, aber da kamen dann die Polizeisirenen näher, und ich habe gehört, wie er aus dem Labor raus und die Treppe rauf ist. Und hier bin ich, und hier sind Sie alle. Und, heiliger Strohsack, es ist doch nirgends so schön wie zu Hause.«
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, also tat ich ein bisschen von beidem. »Gott sei Dank geht es Ihnen so weit gut«, sagte ich. »Wir sollten Sie jetzt in die Notaufnahme schaffen und dafür sorgen, dass der Knöchel geröntgt wird.«
»Du liebes bisschen, das muss doch nicht geröntgt werden«, spottete sie. »Glauben Sie, ich wüsste nicht, wenn mein Knöchel gebrochen ist?«
»Sie hat ja nur ein paar Millionen Knöchel vermessen«, sagte der leitende Rettungssanitäter, worauf Miranda herzlich lachte.
Sie trat mit dem Fuß das Laken vom linken Bein. Die Sanitäter hatten den Knöchel bereits mit einem elastischen Verband ruhiggestellt; kalte Packungen umgaben Fuß und Unterschenkel. »Wenn Sie nur ein oder zwei Beziehungen spielen lassen könnten«, sagte sie, »damit ich morgen einen Termin bei einem der Physiotherapeuten der Footballmannschaft bekomme, dann geht es mir in zwei Tagen wieder gut.«
»Ich glaube, das kann ich einrichten«, sagte ich und wandte mich an die Sanitäter. »Können Sie sie jetzt gehen lassen, oder müssen Sie sie mit ins Krankenhaus nehmen, da Sie schon mal hier sind?«
»Ich würde zum Röntgen raten«, sagte der leitende Sanitäter, »aber wir werden ihr nicht gegen ihren Willen eine Behandlung aufzwingen, wenn sie fähig ist, sie abzulehnen.«
»Sie ist einer der fähigsten Menschen, die ich kenne«, sagte ich.
Er zuckte die Achseln, ging hinaus zum Krankenwagen und kehrte mit einem langen Formular in dreifacher Ausführung zurück, auf dem mehrere Unterschriften zu leisten waren. Miranda reichte die Formulare zurück, und er warf einen Blick darauf.
»Diese 974-Nummer hier«, sagte er. »Ist das …?«
»Das ist die Telefonnummer hier im Labor«, sagte sie, sprang auf dem gesunden Bein von der Fahrtrage, hüpfte hinüber zum Schreibtisch, setzte sich auf die Kante und tippte mit dem Finger auf das Telefon.
»Möchten Sie auch noch Ihre andere Nummer – Festnetzanschluss zu Hause oder Handy – angeben? Nur für den Fall?«
»Für welchen Fall? Dass mein Fuß abfällt, wenn ich nach Hause komme?«
Er lief knallrot an und murmelte dann: »Vermutlich reicht die hier.« Er gab ihr noch einige überflüssige Ratschläge, was sie bei einem verstauchten Fuß beachten müsse, wünschte ihr eine rasche Genesung und zog sich dann zurück, die Fahrtrage, seinen Kollegen und seine angeschlagene Würde hinter sich herziehend.
»Nur für den Fall, dass er Sie fragen wollte, ob Sie mit ihm ausgehen«, sagte ich, sobald er weg war. »Dem haben Sie aber rasch den Schneid abgekauft.«
»Ja«, meinte sie, »schade, irgendwie – er war süß. Aber das war ein Test, und er ist durchgerasselt. Wenn er nicht den Mumm hat, so etwas vor Zuhörern zu parieren, hat er nicht genug Mumm, um mit mir klarzukommen.«
»Könnte sein, dass Sie recht haben«, sagte ich. »Hey, haben Sie es je mit Speed-Dating probiert?«
Sie schnaubte. »Nee. Zeitvergeudung. Ich spule einfach direkt zu Speed-Abblitzen vor.«
Ich lachte. »Falls Sie die Anthropologie je satthaben, könnten Sie, glaube ich, gut einen Beziehungs-Ratgeber schreiben. Kluge Frauen , dumme
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