Eine Handvoll Dunkelheit
Androiden entwickelt“, gestand V-Stephens. „Wir wissen nicht mehr über die Zukunft als Sie. Es hat nie einen David Unger gegeben. Wir haben die ID-Papiere gefälscht, eine falsche Persönlichkeit aufgebaut, uns die Geschichte eines niemals stattgefundenen Krieges ausgedacht – einfach alles.“
„Warum?“ fragte LeMarr.
„Um Gannet zu zwingen, seine Bluthunde zurückzupfeifen. Um ihn so zu erschrecken, daß er Venus und Mars in die Unabhängigkeit entläßt. Um ihn davon abzuhalten, einen Krieg zu führen, nur um uns auch weiterhin wirtschaftlich strangulieren zu können. In der gefälschten Zukunft, die wir Ungers Gehirn einprogrammierten, ist Gannets neun Welten umfassendes Imperium zusammengebrochen und zerstört.“
„Also steckt Gannet zurück“, sagte Patterson bedächtig. „Und Sie?“
„Wir waren immer dagegen“, erwiderte V-Stephens ernst. „Wir wollten nie Krieg führen. Uns geht es nur um Freiheit und Unabhängigkeit.“
„Ich möchte ein paar Dinge klarstellen“, brummte Patterson. „Sie sind ein Agent des Kolonialbüros?“
„Ja.“
„Und V-Rafia?“
„Sie auch. Sobald Venusier oder Marsianer auf der Erde landen, sind sie Agenten des Kolonialbüros. Wir wollten V-Rafia ins Krankenhaus einschleusen, um mich herauszuholen. Es gab die Möglichkeit, daß es mir nicht gelingen würde, den Androiden rechtzeitig zu zerstören. Wenn es mir nicht gelungen wäre, hätte V-Rafia diese Aufgabe übernehmen sollen. Aber Gannet hat sie umbringen lassen.“
„Warum haben Sie Unger nicht einfach mit dem Kältestrahler getötet?“
„Zunächst wollten wir den synthetischen Körper vollkommen zerstören. Natürlich ist das unmöglich. Ihn in Asche zu verwandeln, bot sich als nächste Möglichkeit an. Damit eine Untersuchung keine Verdachtsmomente liefern konnte.“ Er sah Patterson an. „Warum haben Sie eine derart gründliche Untersuchung angeordnet?“
„Ungers ID-Kennziffer tauchte auf. Aber es war nicht Unger, der sie erhielt.“
„Oh“, nickte V-Stephens unbehaglich. „Das ist schlecht. Wir wußten nicht, wann sie auftauchen würde. Wir versuchten, eine Nummer zu nehmen, die erst in ein paar Monaten vergeben werden würde – aber im Lauf der letzten Wochen sind die Rekrutierungszahlen steil angestiegen.“
„Angenommen, Sie wären nicht in der Lage gewesen, Unger zu zerstören?“
„Wir hatten den Zerstörungsmechanismus so geschaltet, daß der Androide keine Chance hatte. Er war auf seinen Körper geeicht; ich mußte ihn nur aktivieren, wenn sich Unger in seinem Einflußbereich befand. Wenn ich getötet worden oder nicht in der Lage gewesen wäre, ihn einzuschalten, wäre der Androide auf natürliche Weise gestorben, bevor Gannet die gewünschten Informationen erhalten hätte. Vorzugsweise sollte ich ihn natürlich vor den Augen Gannets und seines Stabes vernichten. Es war wichtig, sie glauben zu machen, daß wir von dem Ausgang des Krieges wußten. Der psychologische Vorteil, Unger vor ihren Augen umzubringen, überwog das Risiko meiner Gefangennahme.“
„Was geschieht als nächstes?“ fragte Patterson schließlich.
„Ich sollte mich wieder beim Kolonialbüro einfinden. Ursprünglich war es vorgesehen, daß ich in New York an Bord eines Schiffes gehen sollte, aber Gannets Mob hat das verhindert. Natürlich setzt dies voraus, daß Sie mich nicht daran hindern.“
LeMarr hatte zu schwitzen begonnen. „Angenommen, Gannet findet heraus, daß man ihn genarrt hat? Wenn er entdeckt, daß es nie einen David Unger gegeben …“
„Wir werden das im Auge behalten“, versicherte V-Stephens. „Wenn Gannet die Sache überprüft, wird es einen David Unger geben. In der Zwischenzeit …“ Er zuckte die Achseln. „Es liegt an Ihnen beiden. Sie haben die Waffe.“
„Lassen Sie ihn gehen“, verlangte LeMarr leidenschaftlich.
„Das ist nicht sehr patriotisch“, stellte Patterson fest. „Wir würden dann den Schwimmfüßen helfen. Vielleicht sollten wir das Komitee benachrichtigen.“
„Zum Teufel mit diesen Kerlen“, stieß LeMarr hervor. „Ich würde niemanden diesen lynchwütigen Verrückten ausliefern. Selbst einen …“
„Selbst einen Schwimmfuß nicht?“ fragte V-Stephens.
Patterson sah hinauf zum dunklen, Sternenreichen Himmel. „Was wird im Endeffekt dabei herauskommen?“ fragte er V-Stephens. „Glauben Sie, daß dieses Problem sich lösen läßt?“
„Natürlich“, erklärte V-Stephens sofort. „Eines Tages werden wir hinaus zu den Sternen
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