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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ließ seine Helmscheibe beschlagen, drohte ihn zu ersticken.
    Er schob seinen Überlebenstornister auf die andere Seite und zog seinen Waffengurt hoch. Aus dem Sauerstofftank zog er einige leere Patronen und warf sie in das Gestrüpp. Die Patronen rollten davon und verschwanden in dem endlosen Gewirr der rotgrünen Blätter und Ranken.
    Trent kontrollierte den Zähler, stellte fest, daß sich die Werte im unteren Bereich befanden, und klappte seinen Helm für einen kurzen Moment zurück.
    Frische Luft strich über Nase und Mund. Er atmete tief ein und füllte die Lunge mit Sauerstoff. Die Luft roch gut – sie war dick und feucht und von dem Duft der wuchernden Vegetation erfüllt. Er atmete aus und tat einen zweiten Atemzug.
    Zu seiner Rechten wand sich orangefarbenes Blattwerk hoch um eine geknickte Betonsäule. Gras und Bäume bedeckten das hügelige Land. In der Ferne ragte dichtes Buschwerk wie eine Mauer empor, ein Dschungel voller Kriechtiere und Insekten und Blumen und Unterholz, durch den er sich einen Weg würde bahnen müssen.
    Zwei große Schmetterlinge tanzten an ihm vorbei. Zerbrechliche, farbenfrohe Geschöpfe mit weiten Schwingen, die ihn aufgeregt umflatterten und dann davonschwirrten. Überall Leben – Käfer und Pflanzen und die raschelnden kleinen Tiere im Unterholz, ein vor Leben vibrierender Dschungel, der sich in alle Richtungen erstreckte. Trent seufzte und klappte den Helm wieder zu. Mehr als zwei Atemzüge wagte er nicht.
    Er erhöhte die Luftzufuhr aus seinem Sauerstofftank und hob dann das Funkgerät an die Lippen. Rasch schaltete er es ein. „Trent. Bergwerkszentrale bitte kommen. Hören Sie mich?“
    Einen Moment lang Schweigen und statische Geräusche. Dann eine leise, geisterhafte Stimme. „Trent, bitte kommen. Wo, zum Teufel, stecken Sie?“
    „Ich bewege mich noch immer in Richtung Norden. Vor mir liegen Ruinen. Vermutlich muß ich sie umgehen. Sehen ziemlich dicht aus.“
    „Ruinen?“
    „Wahrscheinlich New York. Ich werde auf der Karte nachschauen.“
    Die Stimme klang drängend. „Schon etwas gefunden?“
    „Nichts. Zumindest bis jetzt noch nicht. Ich werde jetzt die Ruinen umgehen und mich in ungefähr einer Stunde wieder melden.“ Trent warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Es ist jetzt halb vier. Vor Einbruch der Dunkelheit hören Sie wieder von mir.“
    Die Stimme zögerte. „Viel Glück. Ich hoffe, daß Sie etwas entdecken. Wie steht’s mit Ihren Sauerstoff Vorräten?“
    „Sie reichen.“
    „Nahrungsmittel?“
    „Noch genügend da. Vielleicht finde ich einige eßbare Pflanzen.“
    „Gehen Sie nur kein Risiko ein!“
    „Keine Sorge.“ Trent schaltete das Funkgerät ab und befestigte es wieder an seinem Gürtel. Er griff nach seinem Lasergewehr, schulterte sein Gepäck und setzte sich wieder in Bewegung, und seine schweren, bleigefütterten Stiefel sanken tief in das weiche Laubwerk und den Humus des Bodens ein.
    Es war kurz nach vier, als er sie erblickte. Sie schoben sich aus dem Dschungel, der ihn umgab. Es waren zwei junge Männer – groß und dünn und mit hornigen, graugrünen Augen wie Asche. Einer von ihnen hob grüßend die Hand. Sechs oder sieben Finger – zusätzliche Gelenke. „Tag“, piepste er.
    Trent blieb sofort stehen. Sein Herz hämmerte. „Guten Tag.“
    Langsam kamen die beiden jungen Männer auf ihn zu. Einer trug eine Axt – eine Buschaxt. Der andere schien nur eine Hose und die Überreste eines Leinenhemdes zu besitzen. Sie maßen beinahe zwei Meter fünfzig. Kein Fleisch – nur Knochen und hervortretende Gelenke und große, neugierige Augen mit schweren Lidern. Ihre inneren Organe hatten sich verändert, ihr Metabolismus und ihre Zellstruktur sich radikal angepaßt, und ihr mutiertes Verdauungssystem erlaubte es ihnen, radioaktive Salze zu verarbeiten. Beide sahen sie Trent mit Interesse an – mit wachsendem Interesse.
    „Sag mal“, begann einer von ihnen, „bist du ein menschliches Wesen?“
    „Das bin ich“, bestätigte Trent.
    „Ich heiße Jackson.“ Der Junge streckte seine magere, blaue, schwielige Hand aus, und Trent schüttelte sie widerwillig. In seinem bleigefütterten Handschuh fühlte sie sich zerbrechlich an. „Mein Freund hier, das ist Earl Potter.“
    Trent reichte Potter die Hand. „Grüß dich“, sagte Potter. Seine rissigen Lippen verzogen sich. „Können wir einen Blick auf deine Sachen werfen?“
    „Meine Sachen?“ entgegnete Trent.
    „Auf dein Gewehr und deine Ausrüstung. Was ist das da an

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