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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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waren aus irgendeinem Stoff.
    Ich zog sie auf und setzte sie wieder auf das Tablett. Eine Zeitlang flitzte sie wild von einer Seite zur anderen und blieb dann plötzlich wie tot liegen. Ihre Bewegungen hatten nichts mit den natürlichen Bewegungen einer lebendigen Maus gemein.
    »Zuerst«, erklärte Arcenaux, »haben wir gedacht, einer der Brüder hätte dieses Ding gekauft. Aber keiner von den Zeugen, die wir befragt haben, hat die Maus je in dieser Wohnung gesehen.«
    Ich nahm die Maus abermals von dem Tablett. Arme kleine Maus, dachte ich. Sie wirkte irgendwie so traurig.
    Arcenaux fuhrt fort: »Und dann hat es jemand einfach so in den Computer eingegeben. Es bestand eigentlich gar kein Grund. Und der Computer hat uns dann gesagt, daß in fünfzehn anderen Mordfällen ebenfalls Spielzeugmäuse am Tatort sichergestellt wurden.«
    Rothwax unterbrach ihn mit einer Überlegung. »Nun könnten Sie einwenden, daß es nicht weiter verwunderlich ist, wenn in einem Haushalt, in dem eine Katze lebt, eine Spielzeugmaus vorhanden ist.«
    »Genau das habe ich gedacht«, gab ich zu.
    »Schön und gut, aber sagen Sie mal, Miss Nestleton - Alice, meine ich - haben Sie eine Spielzeugmaus zu Hause?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie. Es ist nämlich statistisch erwiesen, daß die meisten Katzenbesitzer keine Spielzeugmäuse haben.«
    Arcenaux tat die Bemerkung seines Partners mit einer Handbewegung ab.
    »Und jetzt haben wir siebzehn Mordfälle, die durch eine am Tatort sichergestellte Spielzeugmaus miteinander verbunden sind - und durch die Katze oder die Katzen der Opfer. Die Spielzeugmäuse sind aber auch nicht alle gleich: manche sind zum Aufziehen, manche aus Plüsch und andere aus Gummi.«
    Ich legte die traurige kleine Spielzeugmaus mit den Pfoten nach oben auf des Tablett. Die ganze Sache fing an, mich zu deprimieren.
    »Erzähl ihr von Retro«, sagte Rothwax zu Arcenaux.
    »Erzähl du’s ihr doch«, gab Arcenaux zurück.
    »Wer oder was ist Retro?« fragte ich.
    »Nun ja, der volle Name lautet Major Case Retrospectives«, erklärte Rothwax. »Das ist eine neue Spezialeinheit, deren Aufgabe es ist, den wichtigsten ungelösten Kriminalfällen in New York noch einmal nachzugehen. Die Mitglieder treffen sich dreimal wöchentlich am Vormittag. Wir möchten Sie um Ihre Mitarbeit bitten.« Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Als Beraterin.«
    Zunächst wußte ich nicht, was ich antworten sollte. Im Geiste machte ich eine Liste aller mir bekannten Wörter, die mit Retro anfingen: Retrospektive, Retroflexion, Retroversion ... das waren nicht besonders viele.
    »Wo ist eigentlich die Katze?« fragte ich dann.
    »Welche Katze?« sagte Rothwax.
    »Die Siamkatze, die den Brüdern gehört hat.«
    »Irgendwelche Verwandte haben sie mitgenommen«, antwortete Rothwax.
    »Was ist nun? Wollen Sie bei Retro mitarbeiten?« Arcenaux kam wieder zum Kern der Sache.
    Warum sollte ein Mörder der Katze seines Opfers eine Spielzeugmaus mitbringen? Das war wirklich merkwürdig. »Natürlich«, antwortete ich den Detectives, »ich werde an so vielen Sitzungen teilnehmen, wie Sie wünschen. Ich möchte Ihnen wirklich gerne helfen. Zumindest will ich es versuchen.«
    Ich stand auf und ging in Richtung Wohnungstür. Mein Blick fiel auf ein Bild an der gegenüberliegenden Wand, der Nordwand des Apartments.
    Es war schon komisch: Da hatte ich nun über eine halbe Stunde in dieser Wohnung gesessen, und mir war völlig entgangen, daß auch Dinge an den Wänden hingen. Das lag natürlich daran, daß die riesigen Fenster mit ihrer Aussicht so überwältigend waren - bei all dem Glas fielen die Wandflächen gar nicht mehr auf.
    Meine Güte! Das Bild war ein Druck von Van Goghs Gemälde Sonnenblumen. Derselbe Druck hatte in der Küche meiner Großmutter gehangen, auf ihrer Milchfarm in Minnesota.
    Ich hatte den großen Raum zur Hälfte durchquert, und plötzlich war mein Kopf voller Kindheitserinnerungen, ausgelöst von Van Goghs wundervollen Gelbtönen. Wie viele Millionen von Bauernkindern hatten wohl im Laufe der Jahre diese Farben gesehen, irgendwo in der Wohnung ihrer Großmutter? Es war alles so furchtbar deprimierend.
    Ich trat näher an das Bild heran. Irgendwas stimmte damit nicht: Ja, es hing schief.
    Es hing schief an der Wand. Das war alles. Ich trat schnell heran und rückte den Rahmen gerade. Als ich mich umdrehte, um durch den Raum wieder auf die Wohnungstür zuzugehen, bemerkte ich, daß die beiden Detectives mich anstarrten.
    Ihre Blicke

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