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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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Panther.
    Man konnte sich vorstellen, daß er vielsagend seinen Schwanz bewegt hätte ... wenn er nicht den größten Teil davon schon als kleine Katze bei einem ominösen Unfall eingebüßt hätte.
    »Weißt du, Pancho«, sagte ich zu ihm, »jetzt, wo ich all diese Einnahmen habe, kann ich dir vielleicht eine Schwanzprothese kaufen. Man weiß ja nie. Du kannst mir glauben, Pancho, die Tiermedizin kann heutzutage Wunder vollbringen.«
    Diese Aussicht schien ihn nicht weiter zu interessieren.
    »Wenn du einen Schwanz hättest, Pancho, würde sich auch dein Verhältnis zu Bushy bessern. Dann hättet ihr etwas, worüber ihr reden könntet.«
    Er antwortete immer noch nicht.
    »Na gut, wenn du schon keinen neuen Schwanz willst, kann ich dir wenigstens tonnenweise Safranreis kaufen.« Das war nämlich unerklärlicherweise sein Lieblingsgericht.
    Ich nahm einen weiteren Schluck Kaffee, und als ich wieder aufschaute, war Pancho weg. Er war wirklich ein unergründlicher Kater. Aber obwohl ich nicht viel von ihm wußte, einer Sache war ich mir ganz sicher: daß ich ihn liebte. Die Hälfte meiner Zeit verbrachte ich damit, mir zu wünschen, Pancho einfangen zu können, um ihn zu streicheln.
    Jetzt war es Zeit, mich für meinen ersten richtigen Tag als bezahlte Beraterin der New Yorker Polizei fertigzumachen. Ich hatte beschlossen, mich erst am späten Nachmittag um Abaelard zu kümmern.
    Was sollte ich nur anziehen? Dieses Mal sollte es etwas Besseres sein als Alice Nestleton in irgendwelchen Second-Hand-Klamotten längst vergangener Jahrhunderte. Ich mußte mich meiner Rolle als Beraterin entsprechend kleiden, also irgendwie ... mir fiel nichts ein. Beraterin sein bedeutete in diesem Fall, mit Leichen und Computern zu arbeiten. Und natürlich mit Katzen, immer mit Katzen.
    Ich kicherte in meinen schwarzen Kaffee hinein, als mir eine Anekdote aus der Theaterszene einfiel. Ein Produzent in Hollywood hatte einmal zu Bertold Brecht gesagt, Charles Laughton sei ein so großartiger Schauspieler, daß er sogar ein Publikum in seinen Bann schlagen könne, indem er auf der Bühne lediglich das Telefonbuch vorläse. Brecht stimmte ihm zu, meinte aber, daß der einzige Zuschauer, der zu solch einer Vorstellung von Laughton kommen würde, Peter Lorre sei - aber Lorre wäre ganz bestimmt völlig hingerissen. Der Witz dabei war, daß Lorre drogenabhängig war.
    Ich hatte keine Ahnung, warum mir diese Anekdote gerade jetzt eingefallen war und was sie mit der Frage zu tun hatte, was ich an meinem ersten Tag bei Retro anziehen sollte. Zweifellos hatte diese Erinnerung aber einen Entschluß in meinem Unterbewußtsein zur Folge, und so verließ ich meine Wohnung gekleidet wie Alice Nestleton.
    Mir war ein Büro neben dem Computerraum zugeteilt worden. Das Mobiliar bestand aus einigen eilig zusammengesuchten Stühlen (drei), einem Tisch und Hängeregistraturen (vier). Auf dem Tisch stand ein abgeschlossenes Telefon. Ganz offensichtlich sollte ich nicht dazu ermuntert werden, Gespräche nach draußen zu führen.
    Auf dem wirklich riesigen, altertümlichen Metalltisch befand sich diverses Büromaterial: gelbe Haftnotizzettel, Kugelschreiber, Büroklammern in drei verschiedenen Größen, Karteikarten, ein Taschenwörterbuch, Tesafilm in einem Spender und einige Ablagekästen. Das Zimmer hatte keine Fenster, nur Lüftungsschlitze. Ich blieb ungefähr zehn Minuten in meinem Büro sitzen, dann ging ich in den Computerraum, in dem hektische Betriebsamkeit herrschte, um die Maschinen zu befragen.
    Als ich eingetreten war, nahm ich ein paar von den weißen Fragekärtchen und ging mit ihnen zu einem Schreibpult an der einen Wand, um sie auszufüllen. Ich wußte genau, was für Informationen ich wollte.
    »Wollen Sie mich heiraten?«
    Überrascht schaute ich auf und sah den Typen, der mir diese merkwürdige Frage gestellt hatte.
    Ein kleiner, fast zwergenwüchsiger Mann stand direkt neben mir. Er war aber nur in bezug auf seine Größe winzig. Seine Brust, die in einem gestärkten weißen Hemd steckte, war fast schon lächerlich muskulös. Sein Haar war energisch zurückgebürstet, und auf seinem Gesicht lag ein herausfordernder, unverschämter Ausdruck. Er trug eine breite, bunte Krawatte mit einer riesigen Nadel. Unter einem Arm hatte er einen großen blauen Aktenordner.
    »Wie bitte?« war alles, was ich herausbrachte.
    »Wollen Sie mich heiraten? Ich habe mich in dem Moment, als Sie durch die Tür kamen, in Sie verliebt - total, unsterblich und

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