Traumgespraeche
Einleitung
Kinder überraschen Eltern meistens ganz ohne Vorwarnung mit ihren sonderbaren Traumgeschichten - oft genug gerade dann, wenn sie weder Zeit noch Lust haben, um sich damit zu beschäftigen. Selbst noch im Halbschlaf, liegt einem erst einmal nur daran, die Kleinen zu beruhigen: »Schau, der Wolf ist gar nicht mehr da, du hast nur schlecht geträumt.«
Oder am Frühstückstisch zwingt uns die 5-Jährige in mehrmaligen Anläufen dazu, doch endlich wach zu werden, wenn sie von ihrem Traum mit dem riesigen Elefanten erzählen will. Ob sich der Dickhäuter den nötigen Platz verschaffen kann? Normalerweise hört man als Mutter oder Vater mit halbem Ohr zu, freut sich über die lebhafte Fantasie der Kleinen und achtet darauf, dass alles seinen gewohnten Gang nimmt. Und wenn es dann im Haus ruhiger geworden ist, hören Eltern manchmal ihre neugierige innere Stimme, die so viele Fragen stellt: Was bedeutet es eigentlich, wenn Kinder von Spinnen oder anderen Tieren träumen? Ist es bedenklich, wenn die Träume der Kinder von Ungeheuern, Monstern oder bösen Hexen bevölkert sind? Können das auch Mütter und Väter herausfinden - oder sollte man dies in jedem Fall Fachleuten überlassen? Und weil sich Eltern meistens die Antworten darauf schuldigbleiben, beruhigen sie diese neugierige Stimme, indem sie den Sinn des Ganzen infrage stellen: Ist es überhaupt lohnend, Träume von
Kindern zu beachten, oder sollte man sie besser dorthin zurückschicken, woher sie gekommen sind: In das private Seelenreich des Kindes mit seiner komplizierten Architektur aus Wünschen, Fantasien und unausgesprochenen Verletzungen?
Es mag verschiedene Gründe geben, warum Sie sich diesen Leitfaden gekauft haben: Vielleicht möchten Sie wissen, wie Sie auf die Traumerzählungen Ihres Kindes eingehen sollen, oder Sie suchen nach konkreten Tipps und Hilfe für Kinder, die unter Alpträumen leiden. Möglicherweise hat Ihr Kind immer wieder den gleichen Traum. Vielleicht wurde Ihnen dieses Buch auch von einer Freundin empfohlen und nun blättern Sie neugierig darin. Oder Sie haben selbst intensive Erfahrungen mit Ihren Träumen gemacht und möchten nun auch Ihr Kind in die Geheimnisse der menschlichen Seele einweihen. Was auch immer Sie dazu bewogen hat, dieses Buch zu kaufen, es wird Ihnen helfen, den Träumen und ganz besonders den Träumen Ihrer Kleinen neu zu begegnen: Selbstbewusst und voll Vorfreude, statt irritiert und befremdet, das ist unser Anliegen. Wir möchten Sie zum Experten der Träume Ihrer Kinder machen, denn wer könnte einen besseren Zugang dazu finden als Sie. Mama und Papa sind es, denen das Kind am Morgen seinen Traum erzählen will und die es abends zum Erinnern eines Traums ermutigen. Vor allem aber können Eltern einen Traum schon deshalb leichter als andere verstehen, weil sie die Lebensumstände ihrer Kinder am besten kennen. Was Sie jetzt noch brauchen, um zu wirklichen Traumexperten zu werden,
können Sie sich mit Hilfe des Leitfadens leicht erarbeiten.
Sie ahnen sicher, dass wir Ihnen kein Nachschlagewerk an die Hand geben, mit dem Sie bestimmte Traumsymbole entschlüsseln können. Die Hoffnung, die Erklärung von Symbolen und Traumbildern in einem Lexikon zu finden, hat sich erstaunlicherweise - trotz des ungebrochenen Glaubens an Aufklärung und Fortschritt - bis heute fast unverändert erhalten. Aber gehen Sie einmal in eine Buchhandlung und vergleichen Sie die Symbolerklärungen zu ein und demselben Symbol in verschiedenen Büchern. Sie werden selten übereinstimmende Erläuterungen zu den Traumbildern finden.
Unsere Traumpraxis zeigt, dass das Nachschlagen von Symbolen wenig hilfreich ist, wenn Sie etwas über die Träume Ihrer Kinder erfahren wollen. In der Tat würde ein solches Vorgehen auch unseren Ãberzeugungen zuwiderlaufen, zu denen wir aus eigenen Erfahrungen und infolge der Kenntnis der neueren wissenschaftlichen Traumforschung gelangt sind: Der Traum ist neben den Erfahrungen im Wachen eine weitere bedeutsame Ausdrucksform des menschlichen Erlebens und nur eine von verschiedenen möglichen Bewusstseinsarten. Träume sind darüber hinaus aber auch ganz individuelle Geschehnisse, deren Themen sich aus den Tageserlebnissen und den damit verbundenen kindlichen Gedanken und Empfindungen speisen. Träume zu verstehen bedeutet schlieÃlich, diese Brücken zwischen den Traum-
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