Eine Koelner Karriere
seiner Vorliebe für Gummihöschen, Handschellen und falsche Krankenschwestern mit Strapsen.
Zweifellos würden auch seine Parteifreunde von den Fotos nicht begeistert sein. Welche Partei konnte sich schon einen Fraktionsvorsitzenden leisten, der in der Öffentlichkeit lautstark die christlichen Werte wie Ehe, Familie und Steuerfreiheit für Kapitalerträge verteidigte und im Privatleben genau jene Ferkeleien betrieb, für die Leute seines Schlages gewöhnlich die Todesstrafe forderten?
»Ein ziemlich riskantes Hobby für einen Mann in Ihrer Position«, stellte Markesch nüchtern fest. »Gibt es außer dieser Strapslady noch andere Damen, mit denen Sie Doktorspiele treiben?«
Kress’ Miene verdüsterte sich noch mehr. Aus seinen Augen verschwand die täuschend echt wirkende Freundlichkeit und machte unverhohlener Wut Platz.
»Sie erwarten doch nicht im Ernst von mir, daß ich mich für meine … Neigungen rechtfertige, oder?« sagte er noch gepreßter als zuvor. »Ich habe Sie nicht engagiert, um mit Ihnen über mein Privatleben zu diskutieren. Ich bezahle Sie, und Sie tun das, was ich von Ihnen verlange. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Markesch kippte unbeeindruckt den Scotch hinunter. »Sie mißverstehen mich«, sagte er milde. »Ich bin an Rechtfertigungen nicht interessiert; schließlich bin ich Privatdetektiv, kein Moralapostel. Aber wenn ich dieses Problem für Sie aus der Welt schaffen soll, müssen Sie mir rückhaltlos die Wahrheit sagen.
Nur für den Fall, daß noch mehr Schmutz aufgewirbelt wird.«
Kress schnaufte und strich sich nervös über das schütter werdende Haar. »In Ordnung«, sagte er verdrießlich. »Ich vertraue Ihnen. Schließlich habe ich keine andere Wahl, nicht wahr? Nein, es gibt keine anderen Damen – sofern man in diesem Fall überhaupt von Damen sprechen kann.«
Er gab ein kurzes, verächtliches Lachen von sich, das Markesch so sympathisch war wie eine alte Socke in einem guten Scotch.
»Wann haben Sie die Fotos bekommen?«
»Vor drei Tagen. Per Post an meine Privatadresse. Nur die Fotos. Keine Geldforderung, keinen Erpresserbrief, nichts. Nur diese gottverdammten Fotos.« Kress atmete schwer. »Stellen Sie sich vor, was passiert wäre, wenn die Fotos an die Geschäftsstelle der Fraktion gegangen wären! Oder wenn meine Frau den Brief geöffnet hätte! Nicht auszudenken!«
»Und diese Strapslady? Wer ist sie?«
»Sie heißt Yvonne Schmidt – aber vielleicht ist das auch nur ihr, hm, Künstlername. Ich besuche sie seit etwa zwei Jahren. Noch nie hat es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben. Yvonne ist diskret. In ihrem Beruf muß man diskret sein.«
»Offenbar nicht diskret genug. Wo wurden die Aufnahmen gemacht? In Yvonnes Wohnung?«
Kress nickte finster. »Ja. Es muß bei meinem letzten Besuch passiert sein, vor knapp zwei Monaten.«
»Und Sie haben das einfach hingenommen?« fragte Markesch mit hochgezogenen Brauen. »Man hat Sie in diesem Aufzug fotografiert, und Sie haben nichts dagegen getan?«
Der Stadtrat funkelte ihn an. »Zum Teufel, was denken Sie sich eigentlich? Wenn ich es gemerkt hätte, hätte ich dieser Schlampe den Apparat um die Ohren gehauen. Aber es war alles wie immer. Musik, Champagner … Kein Fotoapparat, kein Blitzlicht, nichts. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie es möglich war …«
Er verstummte, zuckte hilflos mit den Schultern.
»Heutzutage gibt es Fotoapparate, die nicht größer sind als ein Fünfmarkstück«, sagte Markesch. »Und Filme, mit denen man ohne Blitzlicht in stockfinsterer Nacht fotografieren kann. Das könnte natürlich bedeuten, daß Profis hinter dieser Fotofalle stecken, nicht irgendwelche Amateurknipser, die sich nur in der Tür geirrt haben.«
»Großartig«, knurrte Kress. »Und für diesen Geistesblitz zahle ich Ihnen zehntausend Mark?«
»Meine Geistesblitze sind honorarfrei. Wenn ich dafür Geld verlangen würde, könnte ich mich schon morgen früh zur Ruhe setzen, und damit wäre weder Ihnen noch mir gedient.« Er schob das leere Whiskyglas zur Seite. »Haben Sie mit dieser Yvonne gesprochen, nachdem Sie die Fotos bekommen haben?«
»Ich habe versucht, sie anzurufen, sie aber nicht erreicht. Einen Besuch in ihrem Appartement habe ich mir erspart. Unter den gegebenen Umständen wäre es auch nicht besonders klug gewesen, nicht wahr? Wenn sie mich erpressen will …«
»Sie sagten doch, es seien keine Geldforderungen gestellt worden.«
Kress lachte rauh. »Glauben Sie etwa, diese Schlampe
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