Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Schaudern an die Blamage ihres ersten gemeinsamen Abends. „Welchen Anlass gibt‘s denn diesmal?“
Alessandro küsste sie auf den Mund und sie lehnte sich nachgiebig an ihn.
„Keinen, großes Ehrenwort! Keine Entführung, keine finsteren Waldwege, nichts dergleichen.“
Er lachte, als sie das Gesicht verzog.
„Und wie läuft das ab? Wer kümmert sich um das Essen?“
„Das machen Silvia und Tina, wir brauchen nur durch Anwesenheit zu glänzen. Warum fragst du?“
„Ich könnte doch auch etwas beisteuern, die Vorspeise zum Beispiel. Ich bin zwar keine große Köchin vor dem Herrn, aber eine Kürbissuppe kriege ich gerade noch hin.“
„Wenn du willst, gerne. Ich rufe an und sage ihnen, dass wir etwas mitbringen.“
„Wann sollen wir dort sein?“
„Egal, wenn wir da sind, sind wir da.“
Sie runzelte amüsiert die Stirn. „So genau wollte ich es gar nicht wissen! Dann lass mich schnell noch einkaufen gehen, sonst bekomme ich keinen Kürbis mehr.“
Wenig später saßen sie in der Küche. Lara schälte den Kürbis und Alessandro sah ihr dabei zu.
„Gut zu wissen, wie geschickt du mit Messern umgehst“, meinte er anerkennend. „Ich möchte dann nicht in deiner Nähe sein, wenn du wütend bist.“
„Was glaubst du, wie viele Männer ich damit schon unter die Erde gebracht habe!“, versetzte sie todernst. „Also sei vorsichtig.“
„Was hatten die Ärmsten denn verbrochen?“
„Ach, das waren bösartige Machos, die ihre Frauen belogen und betrogen haben. Ich bin deren finstere Rächerin!!“
Sie riss die Augen weit auf und fuchtelte wild mit der glänzenden Klinge durch die Luft. Dann nahm sie die Kürbiswürfel und warf sie in den Topf, in dem bereits die Brühe kochte. Aufatmend setzte sie sich wieder und da erst fiel ihr auf, dass Alessandro einen Moment lang still geworden war und sie stirnrunzelnd ansah.
„Was ist? Das war ein Witz!“ Sie schüttelte den Kopf. „Seit wann verstehst du denn keinen Spaß mehr?“
„Oh, das hat mit dir nichts zu tun, ich habe gerade an etwas anderes gedacht, entschuldige! Wirst du denn rechtzeitig fertig?“
„Eine halbe Stunde wird es schon noch dauern, ich ziehe mich inzwischen um.“
Als sie fertig war, packte sie vorsichtig den noch heißen Topf in einen Korb.
„Wohin geht’s denn eigentlich diesmal?“
„Heute ist ein ganz besonderer Freund von mir an der Reihe, Nando.“
„Nando? Kenne ich den schon?“
„Bis jetzt noch nicht, aber du wirst ihn ja gleich kennen lernen. Er hat ein recht nettes kleines Häuschen drüben im Veneto und freut sich schon darauf, es mal so richtig einweihen zu können.“
„Wie heißt Nando denn wirklich?“ erkundigte sie sich. Dieser sonderbare Name konnte doch nur eine Abkürzung sein.
„Fernando, aber nenn ihn bloß nicht so. Seine Eltern konnten es sich nicht verkneifen, ihn nach einem Urgroßvater mütterlicherseits zu taufen und er kann den Namen nicht ausstehen.“
„Das werde ich mir merken.“
Die Dämmerung war einem nebligen Spätherbstabend gewichen. Die Strecke, die Alessandro nahm, war ihr unbekannt, er überquerte den Fluss und fuhr ein Stück in nördlicher Richtung die Hauptstraße entlang. Nach ein paar Kilometern bog er links ab und folgte einer schmalen Nebenstraße, die geradewegs durchs Nichts zu führen schien. Hin und wieder rissen die Nebelbänke auf und die Weite der Landschaft, die dann im Mondschein glänzte, faszinierte sie auch diesmal wieder. Auf ihrer Fahrt passierten sie einzelne Gehöfte, hinter deren Fenstern einladend Lichter brannten. Alles schien ruhig und friedlich.
„Du bist so still, woran denkst du?“, wollte er wissen.
„Ich hab mir gerade überlegt, wie schön es sein müsste, hier irgendwo zu wohnen. Es scheint alles so ruhig, man hätte keine störenden Nachbarn und könnte sich vollkommen frei fühlen. Wie in einer Burg, wenn du dein Gartentor hinter dir geschlossen hast.“
„Dann wird es dir bei Nando bestimmt gefallen, er hat so eine Burg und seine nächsten Nachbarn wohnen ungefähr zwei Kilometer entfernt. Da vorne ist es!“
Gebannt starrte Lara auf das Haus, dem sie sich nun näherten. Das Gartentor stand offen, eine Kiesauffahrt führte zum Haus, dessen Außenbeleuchtung brannte. Es hatte die Form eines Würfels, die Eingangstür befand sich in der Mitte der Vorderfront, flankiert von zwei Fenstern auf beiden Seiten, zwischen denen jeweils die Reliefs eines Kamins zu erkennen waren. Die Fenster im Obergeschoß waren gleich
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