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GORDON R. DICKSON - DER WOLFLING
Herausgegeben von Hans Joachim Alpers
Kapitel 1
Auf der Thronwelt des galaktischen Reiches gilt der Terraner James Kell nur als eine Art Haustier ohne Rechte. Aber Kell gibt sich mit dieser Rolle nicht zufrieden...
Der Stier wollte nicht angreifen.
James Kell stampfte mit dem Fuß auf den Boden und rief zu dem Tier hinüber, aber es wollte noch immer nicht angreifen -und dazu war es programmiert. Genauer gesagt, war es dazu programmiertem diesem Stadium des Stierkampfs noch Angriffsbereitschaft an den Tag zu legen.
Daran war nichts zu ändern. Die besten Tests, die für die äußere Verfassung des Stiers zur Verfügung standen, konnten keine Aussagen über die wahrscheinliche Ausdauer oder Angriffslust des Tieres machen. Der Stier war müde. Das zwang Jim dazu, den Programmabschluß zu beschleunigen und ihn jetzt zu töten.
Er ging auf den Stier zu, stampfte und brüllte wieder, und es gelang ihm, das müde Tier zu einem weiteren Angriff zu bewegen. Als ein Horn an ihm vorbeifuhr und ihn an Hüfte und Taille streifte, zog er mit aller Kraft seinen Bauch ein und spürte ein Band innerer Kälte, wo er berührt worden war. Er war wie der Stier programmiert; solange sie beide ihrer Programmierung folgten, war er sicher. Er war jedoch erst seit sechs Wochen intensiver Ausbildung Stierkämpfer. Außerdem besaß er im Gegensatz zu dem Stier freien Willen - und der freie Wille schloß die Fähigkeit ein, die Programmierung zu durchbrechen und Fehler zu machen.
Wenn er einen Fehler machte, konnte ihn dieser Stier durchaus töten.
Er bemühte sich daher, keine Fehler zu machen, sogar jetzt, wo der Stier fast am Ende seiner Kräfte angelangt war. Er brachte ihn vorsichtig noch zu einigen weiteren Angriffen.
Dann zog er sein Schwert und setzte es hinter den Hörnern zum Todesstoß an.
Der Stier grunzte, senkte sich auf die Knie und rollte auf die Seite, als er die Klinge herauszog. Während er mit unbewegtem Gesicht seine Todeszuckungen beobachtete, erschien im Sand der Arena neben ihm eine weibliche Gestalt und sah auf den gefallenen Stier herab.
Er drehte sich ihr zu. Es war Prinzessin Afuan, Tante des Groß-Kaisers und Leiterin der Delegation von Hochgeborenen, die in der offiziellen Loge auf der anderen Seite der Arena saßen. Sie waren von den kleinen, braunhäutigen menschlichen Einwohnern von Alpha Centauri III umringt. Afuan war weder klein noch braun - und auch einem auf der Erde geborenen Weißen wie Jim selbst ähnelte sie weder in ihrer Größe noch ihrer Farbe im geringsten.
Ihre Bekleidung - wenn man es so nennen wollte - bestand aus einer Art weißem, hauchdünnen, wolkigen Tuch. Es ließ ihre Arme frei, bedeckte sie aber sonst von den Achselhöhlen bis zu den Knöcheln und teilte sich nur mit der Bewegung ihrer Beine beim Gehen. Auch ihre Haut über dem wolkigen Material war weiß, aber nicht in dem Sinn, wie Jims Haut ,weiß’ war.
Afuans Haut trug die Farbe von weißem Onyx, und Jim konnte die blauen Adern erkennen, die dunkel in der Marmorsäule ihres Halses pulsierten. Ihr Gesicht war schmal, und ihre großen Augen zeigten eine verblüffende zitronengelbe Farbe. Sie machten daher unter den weißlichen Wimpern und Brauen auf beiden Seiten ihrer langen, geraden Nase den Eindruck, als seien sie geschlitzt und katzenartig obwohl ihnen die Mongolenfalte der Orientalen fehlte. Man hätte sie in einer gemeißelten, abstrakten Art sogar schön nennen können - und sie war so groß wie Jim selbst, der zwei Meter emporragte.
„Sehr unterhaltsam“, sagte sie nun zu Jim. Sie sprach die Reichssprache mit einem schnellen, fast zischenden Akzent. „Ja, dich nehmen wir auf jeden Fall mit, äh... wie lautet dein Weltenname, Wolfling?“
„Erdenmensch, Hochgeborene“, antwortete Jim.
„Aha. Na gut - komm mit zu unserem Schiff, Erdenmensch. Die Thronwelt wird dich zu schätzen wissen“, sagte sie. Sie sah an ihm vorbei zu den anderen Mitgliedern der Cuadrilla. „Aber nicht die anderen da, deine Gehilfen; es hat keinen Sinn, wenn wir das Schiff vollstopfen. Wenn wir erst einmal auf der Thronwelt sind, können wir dir alles stellen, was du für deine Nummer brauchst.“
Sie begann, sich herumzudrehen, aber Jim sprach. „Entschuldigen Sie, Hochgeborene“, sagte er. „Neue Gehilfen können Sie mir stellen, aber Kampfstiere nicht. Sie sind seit Generationen genetisch ausgewählt worden. Ich habe hier noch sechs davon kyrogenisch gelagert. Die möchte ich noch
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