Eine Reise beginnt
und verschwand dann im Dickicht des Seeufers. Kaum war sie weg, so spürte Koperian wieder das normale Gewicht des Gamburen auf seinem Nacken.
- Indo schien erwachsen zu werden, - dachte Koperian.
Eine zweite Fähigkeit des Gamburen schien zu reifen. Verzaubert, durch den Anmut dieser Fee, fing der kleine Kerl an zu schweben. Ihm selber war das noch nicht bewusst, aber das würde die Zeit mit sich bringen.
Koperian schmunzelte kurz. Selbst dieses Ereignis vertrieb nicht die dunklen Ahnungen des Elfen. Hier drang irgendetwas ganz gewaltig in die Magie des Waldes ein. Und der See zeigte deutlich, wie schlimm es schon um sie alle stand. Koperian fühlte sich nicht wohl. Er verstand, warum die Vögel im Wald nicht sangen und warum sich alle Tiere von Tasmanorb verkrochen hatten.
- Es lag etwas unheimliches, etwas sehr mächtiges in der Luft. Und vor allem in den Nächten trieb es sein Unwesen.-
Eilig wandte sich der Elf von dem toten See ab, in der Hoffnung Sminda, den Feenkönig irgendwann dort wieder sehen zu können. Als sich Koperian vom Wasser entfernte, formte sich der trübe und stinkende See leise zu gleichmäßigen dunklen Wellen, die in seine Richtung wallten. Ein Schwall des intensiven Gestankes fuhr über sie hinweg. Indo stellte plötzlich sein Fell auf, erschauderte und sagte mit zitternder Stimme:
„ Koperian ich habe Angst,
spürst du auch des Bösen Hand?"
Koperian streichelte seinen Freund kurz, sagte aber nichts. Er wusste, dass der Gambur noch empfindlicher als er unheilbringende Dinge in seiner Nähe spüren konnte.
-Was war hier nur los? Was war das für eine dunkle Macht die in den Nächten kam und gnadenlos tötete! Was war das für eine dunkle Kraft, welche die Magie der Einhörner, Feen und Elfen einfach übergehen konnte? -
Koperian wusste nicht was er tun sollte. Er hatte keine Ahnung, was die Nacht gebracht hatte. Das Unheil hatte nichts Bekanntes an sich und der Druide konnte die letzten Geschehnisse nicht einordnen. Er dachte an vergangene Zeiten, dachte an die sonnigen Tage in Tasmanorb.
Still machten sie sich auf den Heimweg. Es war bereits Mittag. Tief in Gedanken versunken betrat er seinen gewohnten Pfad und drang ins Dickicht ein. Koperian schritt zügig voran. Er wollte vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein, denn er fürchtete die Nacht.
- Die Dunkelheit musste das todbringende Element im Spiel der magischen Kräfte sein! - Krampfhaft überlegte Koperian, ob er nicht doch etwas gegen diese böse Macht im Wald tun konnte.
- Er war nun ein junger und unerfahrener Druide im Spiel der Zeiten. Wenn sogar der Schutzzauber ganzer Völker versagte, was konnte da ein einziger Druide, der sich wirklich nur perfekt in seinem heimischen Gefilden zurecht fand schon bewirken? -
Koperian schmerzte der Gedanke beim Sterben zusehen zu müssen und er vermutete, dass auch ihn hier irgendwann das Unheilvolle töten könne.
- Nein! Soweit durfte es nicht kommen. Schließlich war er immerhin der Druide von Tasmanorb, der Elf, der schon ganze 50 Jahre ohne Probleme als Einsiedler überlebt hatte! -
„ Nein! Der Wald stirbt nur über meine Leiche", murmelte er.
„ Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Tasmanorb zu retten. Das gelobe ich als Elf von Saraganthiél."
Indo lächelte.
Der Wald riss den Druiden aus seinen Gedanken.
„ Bei allen Dornen des Waldes", rief der Elf erstaunt und Indo schreckte hoch.
Sie waren noch keine zehn Schritt weit gekommen, als sich ihr Pfad nach einer kleinen Biegung plötzlich verändert hatte. Ihr Weg war praktisch nicht mehr zu erkennen. Sie standen vor undurchdringlichem, dornigem Gestrüpp und herumliegendem toten Geäst. Es sah aus, als hätte der nächtliche Sturm vor allem auf Koperians Weg gewütet. Irgend etwas versuchte, ihren Vorankommen zu verhindern. Koperian zog seine Machete aus dem Gürtel und begann sich einen neuen Weg durch das Dickicht zu schlagen. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Wenn sie Glück hatten, dann würden sie bei Sonnenuntergang an ihrer Höhle sein.
Stunde um Stunde arbeitete sich der Elf durch das Unterholz vor. Es ging nur langsam und schleppend voran und es war ihm, als wollte ihm sein Wald absichtlich den Weg versperren. Es war bald abzusehen, dass die Freunde nicht vor Anbruch der Dunkelheit Koperians Lichtung erreichen würden.
Keiner sprach ein Wort. Indo zitterte und verkroch sich in die Kapuze seines Ziehvaters. Koperian schlug sich mit ganzer Kraft voran und seine Knie und Arme zitterten
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