Eine Reise beginnt
trug und dann in das Wasser gleiten lies, gruben sich große und grobe Krallen tief in ihr Fleisch und trugen sie schreiend davon. Das kleine Gamburenkind glitt vom Ufer ins Wasser und versank, während es langsam von den regelmäßig schlagenden Wellen mitgezogen wurde.
Koperian glitt leise aus seinem Versteck in das kalte Wasser und tauchte nach dem Bündel. Mit einem Ruck zog er den kleinen Kerl an die Luft und floh mit ihm nach Tasmanorb hinein.
Indo versuchte sich Bilder seiner Eltern aus seiner Erinnerung hochzuholen, doch sie verblassten immer mehr. Nun war Koperian sein Freund, Vater, sein Ein und Alles.
Der Tisch vor ihm war inzwischen abgeräumt und sauber, als Indo aus seinen Gedanken hoch schreckte. Koperian hatte bereits seine Lederstiefel und seinen Umhang angezogen und seine Jagdtasche gepackt. Er ergriff Pfeil und Bogen, seine von Elfenschmieden magisch gehärtete, ganz aus Eichenholz gearbeitet Machete, seinen Wanderstab und war bereit zu seinen gewohnten Rundgang durch den Wald aufzubrechen. Der Gambur sputete sich, auf die Schultern des Elfen zu kommen, um mitgenommen zu werden.
Sie traten aus der Höhle ins Freie. Auf der kleinen Lichtung vor ihrem Wohnort spiegelte sich die Sonnenstrahlen im Tau der Blätter auf unnatürlich stumpfe Art und Weise. Ein paar Schmetterlinge wirbelten um die sich gerade öffnenden Blüten der Blumen und Sträucher.
Es musste in dieser Nacht sehr gestürmt und sehr viel geregnet haben. Der Platz vor der Höhle erschien wie eine riesige Pfütze und Koperian versank bis zu den Knien im Schlamm. Indo war froh über seinen trockenen Platz auf den Schultern des Freundes. Er verstand nicht, warum der Elf nicht zauberte, um sich das Gehen in diesem Morast zu erleichtern und sich stattdessen zu dieser Schlammschlacht herabließ. Aber Koperian hatte wiederholt aufs heftigste betont, das Wirken von Magie nur für den Notfall vorgesehen war.
- Naja -, dachte der Gambur, - es waren ja nicht seine Füße, die nass und dreckig wurden. Koperian würde wohl erst zu zaubern beginnen, wenn er bis zu Hals im Schlamm versunken war. -
Der Elf stapfte prustend und unter viel Anstrengung durch den Morast zum gegenüberliegenden Waldrand, wo ein kleiner Pfad zum Dickicht führte.
Indo fing an, sich auf den Schultern des Freundes gemütlich, aber demonstrativ zu putzen.
„ Ja, ja Indo, ich weiß", lächelte der Elf.
„ Du würdest an meiner Stelle jetzt eines leichteren Schrittes wandeln. Lass dir etwas Neues einfallen Gambur", sagte er liebevoll.
„ Mit euch Langbeinern ist eben nicht zu reden.
Was würd ich für ein bisschen Einsicht bei dir geben.",
entgegnete Indo, und fügte nach einer kleinen Weile hinzu:
„ Was hätt ich gerne dieses Talent!
Den Nutzen des Zauberns DU nie erkennst."
Koperian lächelte geheimnisvoll und schwieg. Bald würde Indo seine Kräfte entdecken und zu diesem Thema etwas weniger vorlaut sein. Als sie sich dem Waldrand näherten, wurde der Boden wieder etwas fester und der Druide kam besser voran. Allerdings wirkte das Blattwerk wie ein nasser Schwamm. Koperian zog die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht. Indo schlüpfte mit hinein und wickelte sich um den Hals des Elfen. Zwar wurde der Umhang von außen nass und schwer, aber im Inneren hielt er alles trocken und warm. Der Druide stapfte seinem gewohnten Weg durch das Dickicht, sammelte hier und da Pflanzen und Beeren, hielt nach bestimmten Tieren Ausschau und beobachtete die verschiedensten Spuren und Tierpfade auf dem Waldboden. Da er auf seinem gewohnten Weg, den er mit der Machete frei geschlagen hatte, leicht vorankam, konnte er seine alltäglichen Wanderungen über ein großes Areal von Tasmanorb ausdehnen. Selten plante er jetzt, wie er es früher häufig getan hatte, große mehrtägige Wanderungen.
Koperian kannte die Umgebung, wie seine Westentasche. Er kannte jedes Tier, wusste, wie viele Nachkommen zu erwarten waren und welche Tiere starben oder weg zogen. Er beobachtet jeden Tag das Treiben im Dschungel und konnte aus jedem kleinsten Zeichen, wie zum Beispiel aus einem umgeknickten Ast ersehen, ob da ein Tier vorbei gegangen war, oder gefressen hatte. Auch wusste er meistens, um welches Tier es sich handelte.
Indo war das alles viel zu langweilig. Bei gutem Wetter turnte er gerne durch das Geäst der Bäume und horchte nach ihm bekannten Lauten und Geräuschen. Bei Regen und Kälte dagegen, döste er lieber unter der Kapuze des Freundes. Manchmal summte er dabei eine
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