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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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und Touristen durch die belebten
Straßen. Sie schauten in die Auslagen der großen Kaufhäuser und kleinen
Boutiquen, überquerten die Straßen zwischen hupenden Autos, wanderten durch den
Botanischen Garten und schlenderten am Rathaus vorbei bis ans Ufer der Seine,
wo eine Gruppe junger Leute auf der Kaimauer saß und Picknick machte.
    Sie stellten ihre Rucksäcke ab, um sich an einem Brunnen zu
erfrischen.
    „Ach du meine Güte“, meinte Sabine, „was ist denn jetzt los?
Ich habe das Gefühl, ich falle gleich hinten rüber, so ohne das Gewicht auf dem
Rücken. Wie soll das denn erst mal werden, wenn wir den Rucksack den ganzen Tag
getragen haben?“
    „Dann werden wir uns wohl einen Seemannsgang angewöhnen, um
das Gleichgewicht zu halten“, lachte Andrea, „aber mal was anderes. Ich habe
genug vom Rumlaufen. Meine Füße sind müde. Was hältst du davon, wenn wir jetzt
in die Altstadt gehen und uns in ein gemütliches Lokal setzen?“
    „Du sprichst mir aus der Seele.“
    Im alten Teil der Metropole lockten kleine Bars und
Restaurants zum Einkehren. Es herrschte viel Betrieb in den schmalen Gassen mit
den bunt gestrichenen Häusern.
    Die Freundinnen entschieden sich für eine Pianobar, deren
Glastüren zur Straße hin weit geöffnet waren. Gemütliche Sessel an kleinen
Tischen luden zu einem Besuch ein. Hier war ein herrlicher Platz, um bei einem
kühlen Bier und französischer Musik das bunte Treiben zu beobachten.
    Der junge Pianist begleitete eine zierliche Sängerin zu ihren
Chansons. Sie hatte es sich dazu auf dem schwarzen Flügel bequem gemacht und
räkelte sich lasziv zur Melodie. Mal saß sie mit übereinander geschlagenen
Beinen auf der Kante des Flügels, mal lag sie auf dem Bauch und streckte ihre
Füße in die Luft. Hin und wieder warf sie ihrem Begleiter schmachtende Blicke
zu. Ihre wohlklingende Stimme umfasste mehrere Oktaven und schwang sich von
tiefen, rauchigen Tönen problemlos hinauf in glockenklare Höhen.
    Sabine und Andrea beobachteten amüsiert das gekonnte Gehabe
der beiden Künstler und genossen die Musik, die das Urlaubsfeeling und die
Atmosphäre eines Sommerabends in Paris komplett machten.
    „Das alles hier erinnert mich stark an unsere Abifahrt“,
bemerkte Sabine und sah sich um.
    „Genau daran habe ich auch gerade gedacht. Weißt du noch, wie
wir nach dem Chansonabend bis spät in die Nacht hinein am Seineufer gesessen
und mit den beiden netten französischen Jungs geflirtet haben?“
    „Und ob! Der eine ist doch noch ans andere Ufer geschwommen,
um dir zu imponieren.“
    „Stimmt. Wir haben uns über ein Jahr lang Briefe geschrieben.
Er hieß Jean. Ich habe ihn noch einmal getroffen, als ich einige Monate später
mit dem Jugendorchester zu einem Konzert in Fontainebleau war.“
    „War das damals nicht auch deine erste Begegnung mit Benjamin
Bergengruen?“
    „Ja, er war der Solist unseres Konzertes. Mein Gott, was habe
ich ihn damals angehimmelt!“, lachte Andrea und schüttelte verständnislos den
Kopf. „Wenn er Querflöte spielte, bin ich einfach nur so dahingeschmolzen. Aber
das weißt du ja. Außerdem will ich über meine Jugendsünden jetzt gar nicht
reden“, beendete sie den kurzen Abstecher in ihre Vergangenheit.
    Andrea studierte nach dem Abitur an der Musikhochschule Mainz
Querflöte. Nach besagtem Konzert in Frankreich war der begabte und gut
aussehende Flötist Bergengruen ihr absolutes Idol. Als sie einige Monate später
erfuhr, dass er einen Meisterkurs für Studenten abhielt, meldete sie sich
sofort zu diesem dreitägigen Unterricht bei ihm an.
    Am letzten gemeinsamen Abend, den sie mit den anderen
Kursteilnehmern in feuchtfröhlicher Runde verbracht hatte, tat sie alles, um
neben ihrem Meister am Tisch zu sitzen und seine Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Obwohl sie an diesem Abend bereits genug Wein getrunken hatte, lehnte sie seine
Einladung zu einem letzten Glas Sekt nicht ab und fand sich am nächsten Morgen
in seinem Bett wieder.
    Benjamin war zehn Jahre älter als Andrea und Dozent an der
Musikhochschule Weimar. Hin und wieder schickte er ihr eine Einladungskarte zu
einem seiner Konzerte, aber sie konnte sich die teure Zugfahrt nur selten
erlauben. Umso inniger lauschte sie bei diesen seltenen Begegnungen seinem
vollendeten Flötenspiel und genoss die gemeinsame Nacht in seinem Hotelzimmer.
    Als er Soloflötist eines großen Sinfonieorchesters wurde und
gleichzeitig eine Professur an der Musikhochschule Frankfurt erhielt, wechselte
sie den

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