Eine Spur von Lavendel (German Edition)
der Werkzeuge.
Seit drei Wochen arbeiteten sie jetzt in jeder freien Minute am Ausbau des Dachgeschosses. Zwei schöne helle Zimmer waren hier oben für Richard und Nicole entstanden und inzwischen auch fast fertig geworden. Außerdem hatte Alexander noch ein zusätzliches kleines Badezimmer für die Kinder einbauen lassen. Mit dem Ergebnis war er sehr zufrieden.
„Ich bin dir echt dankbar, Mann!“, versicherte Alexander zum wiederholten Male. „Für einen alleine wäre das eine Heidenarbeit gewesen.“
Der jüngere Mann lächelte. „Ich habe dir bereits mehrmals gesagt, dass es mir Spaß macht. Es ist ein ziemlich guter Ausgleich zum Job.“
Alexander winkte ab. „Na, ich kann mir auf die Dauer auch was Besseres vorstellen, Kroning.“
„Ach, du wirst nur langsam alt, Hellberg.“
„Sieh dich ja vor, du Jungbulle. Dir mach ich allemal noch was vor.“ Alexander schüttelte grinsend seinen Kopf und schob den Werkzeugkoffer unter die Dachschräge.
Das Gesicht von Tobias Kroning wurde allerdings wieder ernst. „Dir geht es doch gut, oder?“
Die Blicke der beiden Männer trafen aufeinander.
„Ja, mir geht es sehr gut.“ Alexander lachte kurz auf. „Außerdem rauche ich jetzt schon seit fast zwei Monaten nicht mehr. Seit ich Vater bin, hat sich meine Einstellung zu einigen Dingen grundlegend geändert.“
„Ja, ich weiß. Und das ist auch gut so, mein Lieber.“ Tobias stemmte seine Hände in die Hüften und versperrte seinem Freund den Weg zur Treppe. „Hast du inzwischen deine Mutter angerufen?“
„Nein.“
„Warum nicht, Alex? Verdammt noch mal, du kannst es ihr doch nicht ewig nachtragen. Die Beerdigung liegt bereits über zwei Monate zurück.“
„Claudine ist körperlich gesund und auch ansonsten wohlauf. Sie hat die Weinberge gut verpachtet und ein Zimmermädchen für die Pension eingestellt. Es ist also alles bestens. Linda telefoniert mindestens einmal die Woche mit ihr.“ Er schnaubte. „Ich bring das im Moment noch nicht, Kroning. Es wird schon, mach dir keine Sorgen.“
„Sie wird die Kinder doch sicher furchtbar vermissen.“
„Das ist ihr Problem, nicht meines.“
„Hellberg, manchmal hätte ich wirklich Lust dazu, dir die Fresse zu polieren. Hat dein beleidigtes Ego schon mal in Betracht gezogen, dass vielleicht auch deine Kinder ihre Oma vermissen könnten? Solange die beiden leben, haben sie mit ihrer Großmutter unter einem Dach gewohnt. Sie haben gerade erst ihre Eltern verloren, Mann!“
Alexander ließ den Kopf sinken, und er rieb sich mit der rechten Hand über das unrasierte Kinn. „Ich weiß. Ja, verflucht noch mal, ich weiß das alles, aber sie sind wirklich glücklich hier – und ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit. Meine Mutter … Ach, es ist einfach zu viel schiefgelaufen zwischen uns. Sie hat mich zum Nebendarsteller der Familie degradiert, Kroning. Sie hat zugelassen, dass ich … Verflucht noch mal, du kennst doch die Fakten! Mach du mir nicht auch noch die Hölle heiß. Meine Frau hat es darin nämlich schon zur Perfektion gebracht.“
„Wie kommt Linda eigentlich mit den Kindern zurecht?“
„Och“, sagte er grinsend und nicht ohne Stolz. „Meine Kleinen haben sie im Sturm erobert – eben ganz der Vater.“
„Willst du es ihnen irgendwann sagen?“
„Soweit sie die Sache begreifen, wissen sie, dass der Adoptionsantrag läuft. Ich habe ihnen erklärt, dass Linda und ich damit zu ihren neuen Eltern werden. Sie wissen auch, dass Henri und Adrienne es genau so gewünscht haben – das sollte zunächst genügen. Richard hat mich gefragt, ob er dann richtig mein Sohn ist, und ich habe Ja gesagt. Alles andere ist eine Sache, die sich allein hier drin abspielt.“ Er tippte sich auf die Brust. „Die Zeit wird auch dafür eine Lösung bereithalten, denke ich. Und wenn nicht, ist es für mich auch in Ordnung.“ Plötzlich grinste er breit. „Ehe ich es vergesse, ich habe noch eine Überraschung für dich, mein Freund. Wenn wir hier oben fertig sind, darfst du unten noch das Gästezimmer neu tapezieren. Na, freust du dich? Dein geliebter Ausgleich zum Job bleibt dir somit noch eine Weile erhalten.“
Tobias hob seine hellen Augenbrauen. „Das Zimmer sieht doch noch ganz okay aus.“
Das Lächeln von Alexander wurde noch eine Spur breiter. „Ich sag dir, ich bin neuerdings so gerne Papi, davon kann ich einfach nicht genug bekommen.“
Es dauerte eine Weile, bis Tobias ihn verstand, doch dann verzog sich sein Mund zu einem breiten
Weitere Kostenlose Bücher