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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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nickte. „Das war noch nie anders, Charlie. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich auch nur eine einzige Schullektüre wirklich interessiert hätte. Ich habe nie begriffen, warum sie einen nicht einfach einen guten spannenden Kriminalroman lesen lassen oder so etwas in der Art. Alle Schüler wären sofort begeistert und von Grund auf motiviert, denkst du nicht?“
    „Ganz meine Meinung“, lachte sie. „Siehst du, Alex, genau das meine ich, du bist einfach klasse. Nicht so abgehoben und angespannt wie die meisten Erwachsenen, die ich kenne.“
    „Danke für das Kompliment, Kleines.“ Er räusperte sich und zog das zusammengefaltete Schriftstück aus seiner Brusttasche.
    Charlotte warf ihm einen unsicheren Blick zu. „Was ist das?“
    Er überhörte zunächst ihre Frage. „Hat deine Mutter dir erzählt, dass wir heute Morgen das Ergebnis der Fruchtwasseruntersuchung bekommen haben?“
    „Ja, sie hat mir sogar verraten, dass ihr ein Mädchen bekommen werdet.“
    „Du weißt ja, der Arzt hat uns zu der Untersuchung geraten, weil wir beide nicht mehr ganz so jung sind, aber darum geht es mir jetzt nicht.“ Alexander konzentrierte sich auf die klaren wasserblauen Augen seiner Stieftochter, fand jedoch keinerlei Kummer oder gar Missgunst darin.
    „Ich möchte, dass du dir das ansiehst und durch den Kopf gehen lässt“, sagte er und schob ihr das Schriftstück zu. Weil es ihn nun nicht mehr auf seinem Platz hielt, stand er auf und ging ein paar Schritte. Sein Blick glitt durch den kleinen gepflegten Garten. Linda hatte zu Beginn des Sommers einige Lavendelstauden gesetzt, die noch immer ihre leuchtend violetten Blüten trugen. Der Anblick milderte ein wenig seine Anspannung.
    „Das ist doch nur der Antrag auf die Adoption“, hörte er Charlottes Stimme hinter sich. „Ich weiß doch, dass ihr die Kleinen adoptieren werdet. Warum zeigst du …“
    „Richtig, das ist ein Adoptionsantrag, Charlie. Die Adoption für Richard und Nicole ist nur eine reine Formsache. Den Antrag für die beiden habe ich schon vor einigen Wochen eingereicht.Dies ist ein anderes, ein zweites Formular, das ich erst einreichen werde – oder eben nicht –, wenn ich deine Meinung dazu gehört habe. Vielleicht solltest du noch einmal einen längeren Blick darauf werfen. Es steht nämlich dein Name drauf.“ Seine Stimme zitterte leicht. Das Gespräch war viel aufreibender für ihn, als er es vorher vermutet hätte.
    Langsam drehte er sich wieder zu ihr herum. Charlotte saß aufrecht und regungslos da und starrte auf das Schriftstück in ihren Händen. „Wenn ich auf mein Herz höre, habe ich nämlich schon jetzt zwei Töchter, Charlie. Es wäre schön, wenn alle meine Kinder auch meinen Namen tragen würden. Es wäre … Ich würde es mir halt wünschen, das ist alles.“
    Das junge Mädchen starrte ihm ungläubig ins Gesicht. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Das Bild eines jungen lebenslustigen Mannes mit ebenso lebhaften blauen Augen und denselben drahtigen strohblonden Haaren kam ihm unweigerlich in den Sinn. Manchmal verblüffte ihn noch immer die starke Ähnlichkeit zwischen Charlotte und ihrem Vater.
    Er schluckte hörbar und sprach weiter. „Natürlich bleibt es allein deine Entscheidung. Ich weiß, dass das vergangene Jahr für dich alles andere als einfach gewesen ist. Du hast deinen Vater verloren und praktisch auch deine geliebte Großmutter – du warst dabei so tapfer, wie ich es zuvor noch bei keinem anderen Menschen erlebt habe. Dein Vater, Charlie, war einmal mein bester Freund. Ich verurteile das, was er später getan hat. Besonders das, was er dir und deiner Mutter angetan hat, aber er war damals, als ich ihn kannte, ungeheuer wichtig für mein Leben, ein Teil davon, und das habe ich niemals vergessen. Es war schwer für mich, nach seinem Tod erfahren zu müssen, in welcher Weise er sich verändert hatte. Die beiden Bilder wollten einfach nicht recht zusammenpassen.“
    „Er hat Mama wehgetan.“
    Alexander musste sich erneut räuspern. „Ja, das hat er getan. Es klingt vielleicht zu einfach, aber ich glaube heute, dass dein Vater im Grunde seines Herzens sehr unglücklich gewesen ist. So unglücklich, dass er das wahre Glück nicht sehen konnte,das er eigentlich besaß. Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist, warum er sich so verändert hatte. Leider kann ich ihm meine vielen Fragen nicht mehr stellen. Ich weiß auch nicht, warum er dir kein besserer Vater sein konnte, aber inzwischen kenne ich dich gut

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