Eine Stadt names Cinnabar
Ehemännern und der Computer Terminex sind integriert in diesen Raum-Zeit-Bewußtseinskomplex Cinnabar.
Eine Stadt namens Cinnabar ist ein symbolistischer, manchmal surrealer und absurder, aber niemals abstruser Text jener Art von anspruchsvoller Science Fiction, zu der sich diese Literaturgattung über mehr als ein halbes Jahrhundert hinweg voranentwickelt hat. Es ist ein Text, der geradlinige Handlungsstränge durch poetische Bilder und halluzinative Szenarien ersetzt. Er ist ungewohnt und verlangt dem Leser einiges an Phantasie und die Bereitschaft ab, sich vom Autor entführen zu lassen. Wer dazu bereit ist, geht allerdings, so meine ich, bereichert aus dem „Abenteuer“ Cinnabar hervor, das an J. G. Ballards Vermilion Sands und manchmal auch an Cordwainer Smith erinnert und mehr Speculative Fiction als Science Fiction ist.
Edward Bryant wurde 1945 in White Plains, New York, geboren, studierte in Wyoming, war Lehrer, Discjockey und Nachrichtenredakteur beim Rundfunk. Wie viele der neueren SF-Autoren lernte er sein Handwerk in einem SF-Workshop, kam dort mit Harlan Ellison zusammen und schrieb mit diesem zusammen auch später den Generationsraumschiff-Roman Phoenix Without Ashes. Dies allerdings ist ein Buch, das beide Autoren auf recht untypische Art präsentiert. Der Grund dafür: Der Roman ist das Ergebnis (oder Überbleibsel) einer geplanten Fernsehserie und macht einen dementsprechenden unfertigen Eindruck. Viel typischer sind hingegen die Kurzgeschichten, die sich Bryant seit 1970 einfallen läßt, darunter herausragende Stories wie „Shark“ oder „Stone“ oder „giAnts“. Etliche dieser Stories wurden für den Hugo bzw. den Nebula nominiert, und mit den beiden letztgenannten Stories konnte sich Edward Bryant dann auch in die Phalanx der Nebula- Preisträger einreihen. Seit 1977 ist Edward Bryant, der inzwischen auch eine Anthologie zusammengestellt, zwei Storysammlungen veröffentlicht sowie ein Hörspiel und ein Fernsehspiel geschrieben hat, als freiberuflicher Schriftsteller tätig. Kritiker bestätigen ihm angesichts eines alles in allem noch recht schmalen Werkes, schon jetzt den Status eines herausragenden und wichtigen Autors der neueren Science Fiction.
Hans Joachim Alpers
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