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Blockade

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Titel: Blockade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. N. Ball
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Eins
     
    Bevor er die Reflexion auf dem abgeblendeten Bildschirm sah, war es lediglich ein Flug wie jeder andere gewesen. Für das Bordbuch: sein einundsiebzigster.
    Er war vor zwei Tagen von Pluto aus zu seinem Flug zur Mondbasis gestartet. Sein Schiff trug als Ladung – Dod ertappte sich dabei, daß er überlegte, was er eigentlich geladen hatte, doch sofort brachte er diesen Gedanken unter Kontrolle. Das ging ihn nichts an; er war Raumpilot. Er fühlte sich etwas unbehaglich, daß er sich bei etwas überraschte, was fast eine ketzerhafte Denkweise war, I RRTUM .
    Als die Zeit seiner nachmittäglichen Totex-Sitzung herannahte, verzog sich Dods breites Gesicht zu einem glücklichen Grinsen. Er hatte sich ein historisches Abenteuer ausgewählt, eines, das er bereits ein dutzendmal gesehen hatte, obgleich er wußte, daß es nur den Aufguß eines Prätotex-Epos, und nicht einmal eines guten, darstellte.
    Er ließ seinen großen athletischen Körper in die Totex-Kugel sinken. Was konnte man sich mehr vom Leben wünschen? Er fühlte, wie die Saugnäpfe sich sanft auf seine Stirn setzten. Als die Musik weicher wurde und der Held seine Befehle erhielt, lächelte er ein müdes Kritikerlächeln. Was die Companies dem granitharten Helden zu vollbringen aufgetragen hatten, war unmöglich. Er würde natürlich siegen, aber es war dennoch unmöglich.
    Die alten Epen hatten harte, klare Umrisse, dachte er, die zu den gewaltigen Themen paßten. Aber man hätte wenigstens die Kulissen naturgetreu gestalten können.
    Die Mondmodelle stimmten alle nicht. Als ein interessierter und erfahrener Selenologe wußte er, daß die Taten des Helden unmöglich waren. Selbst die gezeigten Gebäude stimmten überhaupt nicht mit den Ruinen überein, die er selbst erforscht hatte, was ihm den Ruf einer interplanetaren Autorität eingebracht hatte.
    Der Held kletterte von Riff zu Riff und versank im weichen Staub, während das Netzwerk einer primitiven Atomkanone genau über seiner Antenne schimmerte. Und als die Heldin erschien, hatte ihr Raumanzug Rüschen.
    Dennoch, dachte Dod, die Geschichte war ergreifend. Die alten ‘Tex über die Frühzeit der Company waren den fantastischen Vorstellungen über die Fremden vorzuziehen. Die ‘Texproduzenten hatten gutes Material für ihre Arbeit. Schließlich war die Company eine edle Geistesschöpfung. Es lohnte sich, für sie zu kämpfen. Und zu sterben.
    Er ließ sich von der Geschichte gefangennehmen. Endlich zerschmetterte der Held seine Gegner, indem er durch eine geschickt gezündete T-Bombe einen fünfzig Meilen hohen Berg auf die Stellung der Geschütze niederbrechen ließ – obgleich ausgeblendet wurde, als sie detonierte. Und als die Patrouillen der Company durchbrachen, übergab der Held ihnen ein kaum beschädigtes Luna-City. Loyalität zur Company brachte ihm Ruhm, Reichtum und das Mädchen im rüschenbesetzten Raumanzug, das zufällig die Tochter eines Flottenadmirals war. Dod zog sie in seine Arme und fühlte, wie die warme anschwellende Musik mit weichem Crescendo über ihm zusammenschlug.
    Seine Augen leuchteten, als der laute Klang der Musik sich in das vorgeschriebene Intervall sanfter Marschmusik der Company verwandelte. Als er automatisch angehoben und aus der Maschine befördert wurde, war er wieder einsatzbereit, glücklich, begeistert, vertrauensvoll und zuverlässig. Was wollte man mehr?
    Ohne einen weiteren Seufzer über den ergreifenden ‘Tex ging Dod durch die breite Kabine zum Kontrollsystem. Er blendete den ersten Bildschirm ab, Teil einer Routinekontrolle. Als er zum nächsten Schirm weitergehen wollte, zog ein Lichtschein sein Auge an. Er zog den Hebel, der die zweite Batterie der Bildschirme abblendete. Seine Füße wandten sich, um zum dritten Schirm zu gehen, doch er fühlte sich zum ersten Schirm zurückgezogen.
    Etwas schien hell aus dem Schirm zurück.
    Und es verlosch wieder.
    Er schaltete den Schirm wieder ein, und er füllte sich sofort wieder mit dem gewohnten Bild, der spiraligen Masse einer mehrphasigen Koaxial-Plasmamaschine.
    Etwas stimmte mit dem Schirm nicht. Er schaltete ihn wieder aus. Wieder erschien das Licht.
    Dann bekam es Dod mit der Angst. Denn als er seinen Kopf langsam bewegte, bewegte sich auch das schimmernde Licht auf dem Schirm.
    Außer sich lief er von Schirm zu Schirm und starrte in die abgedunkelte Oberfläche, doch das Licht kam mit ihm. Furcht krallte sich in seinem Magen fest und sandte brennende Stöße kalten Schmerzes

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