Magic Girls 09 - Der dunkle Verräter
E lena hatte den Kater Pinselchen auf dem Arm und überlegte, ob sie sich auf die Terrasse in die Sonne setzen sollte. Es war ein wunderschöner Tag. Gestern und vorgestern hatte es nur geregnet, fast pausenlos. Von so einem Wetter bekam man Depressionen. Elena hatte sich sehr an die Zeit auf dem
Outsider-Hill
erinnert gefühlt.
»Komm, Pinselchen, wir gehen raus!«
Der weiße Kater maunzte und schmiegte sich an Elena, die ihn sanft zwischen den Ohren kraulte. In diesem Moment läutete jemand an der Haustür Sturm.
»Elena, kannst du mal nachsehen, wer das ist?«, rief Jolanda aus der Küche. »Ich habe gerade Teig an den Fingern.« Elenas Mutter backte wieder eine Ladung
Sorglos-Plätzchen
, die jedes Mal reißenden Absatz in der Familie fanden.
Elena seufzte, setzte den Kater ab und ging zur Haustür. Draußen stand ein Mädchen mit einem dicken braunen Zopf. Es war etwas jünger als Elena.
»Hallo, ich bin Jenny.«
»Ja, und?«, fragte Elena. Sie erinnerte sich dunkel, sie schon einmal in der Schule gesehen zu haben.
Jenny kramte in ihrer Umhängetasche. »Meine Lehrerin schickt mich. Ich soll Tiziana die Hausaufgaben bringen.Sie ist nämlich schon seit ein paar Tagen nicht mehr in die Schule gekommen ...«
»Da bist du hier leider falsch«, erwiderte Elena. »Tiziana wohnt dort drüben.« Sie deutete auf das Haus schräg gegenüber.
»Ich weiß«, sagte Jenny. »Da war ich auch schon. Ich habe geläutet, aber es hat niemand aufgemacht.«
Elena schluckte und dachte scharf nach. Dann sagte sie: »Tiziana und ihr Vater sind ziemlich überraschend verreist, soweit ich das mitbekommen habe. Ich kann dir leider nicht sagen, wann sie wiederkommen.«
Jenny machte große Kulleraugen und krauste die Stirn. »Und was erzähle ich jetzt meiner Lehrerin?«
»Die Wahrheit«, schlug Elena vor. »Dass du bei den Malanders warst, aber niemanden zu Hause angetroffen hast und sie im Urlaub zu sein scheinen. Das ist doch halb so wild.«
Jenny nickte. »Danke«, sagte sie. Plötzlich fingen ihre braunen Augen an zu leuchten. »Oh, ist das eure Katze? Ich liebe Katzen!«
Sie bückte sich, um Pinselchen zu streicheln, der neben Elena erschienen war und sich an ihre Beine schmiegte.
»Er ist ein Kater und heißt Pinselchen«, erklärte Elena. »Wir haben ihn erst seit kurzer Zeit.«
»Er ist so süß!« Jenny hob Pinselchen hoch.
»Pinselchen geben wir nicht mehr her«, sagte Elena. »Wir haben ihn aus dem Urlaub mitgebracht. Er war eine streunende Katze, der es gar nicht gut ging.«
»Mitgebracht? Im Flugzeug?«, fragte Jenny neugierig. »Darf man das so einfach?«
»Na ja, es ist schon ein bisschen aufwendig, die Erlaubniszu erhalten und so … aber es hat ja geklappt«, redete Elena sich raus. Die Wahrheit wollte sie dem Mädchen dann doch nicht auf die Nase binden.
Wenn Jenny wüsste, dass sie eine waschechte Hexe vor sich hatte! Dank der magischen Fähigkeiten war es kein Problem gewesen, einen Kater im Flugzeug zu verstecken. Manchmal war es schon praktisch, hexen zu können ...
»Also, ich glaube, ich gehe jetzt wieder«, sagte Jenny und drückte Elena den Kater in den Arm. »Entschuldige, dass ich euch gestört habe.«
»Das macht doch nichts«, antwortete Elena.
Jenny schnupperte. »Was riecht denn da so gut?«
»Meine Mutter backt Plätzchen«, erklärte Elena.
»Plätzchen, mmmhhh.« Jenny leckte sich die Lippen. »Plätzchen esse ich für mein Leben gern.«
»Warte, vielleicht sind schon welche fertig.« Elena verschwand und kam kurz darauf mit einer Handvoll
Sorglos-Plätzchen
zurück, die sie Jenny schenkte. »Jetzt brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen wegen der Lehrerin und Tiziana.«
»Oh.« Jenny nahm sich ein Plätzchen und biss hinein. Ihre Augen wurden noch größer. »Warum nicht? – Mmmhhh, die schmecken noch besser, als ich gedacht habe.«
»Das wirst du dann schon sehen. Tschüs.« Elena machte ihr die Tür vor der Nase zu und lehnte sich mit einem Seufzer dagegen.
Sie konnte Jenny ja schlecht erzählen, dass in die
Sorglos-Plätzchen
ein Zauber hineingebacken war. Er bewirkte, dass Probleme einen nicht mehr belasteten. Kopf und Herz wurden frei und man fühlte sich einfach nur gut und war bester Laune.
»Vielleicht sollte ich auch ein paar von diesen Plätzchen essen«, murmelte Elena vor sich hin, denn sie musste nun plötzlich wieder an Tiziana denken. Tiziana Malander, das nette Nachbarsmädchen, das alle so schrecklich getäuscht hatte ... Sie hatte mit ihrem Vater
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