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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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Timnath?“
    „Ich habe es gewittert, Timnath hat sicher andere Methoden, um solche Dinge herauszufinden.“
    „Ein Simulat“, wiederholte Tourmaline verblüfft. „Warum schickt Leah Sand eine künstliche Person, statt selbst zu kommen?“
    „Zwischen seiner und meiner Art besteht eine gar nicht so sehr entfernte Verwandtschaft“, entgegnete Blau-Jade pikiert, „und ich gehe ja auch mit.“
    Tourmaline wurde rot. „Entschuldige – ich habe es nicht so gemeint.“
    „Schon gut“, antwortete die Katzen-Mutter.
    Obregon war aufgestanden und trat jetzt zu ihnen. „Ich weiß, es war keine lange Rast, aber Torre meint, wir sollten unverzüglich weiter.“
    „Zu spät“, sagte Torre von der anderen Seite der Lichtung her.
    Ein Krachen splitternder Äste; es hörte sich an, als bahne sich etwas Riesiges seinen Weg durch den Wald.
    „In Deckung!“ rief Obregon. Die krachenden Geräusche näherten sich der Lichtung.
    „Wieder zu spät“, sagte Torre.
    Eine Gruppe Weißespen wurde plattgetrampelt, eine massige Kreatur schwankte aus dem Schatten. Sie schritt aufrecht auf zwei säulengleichen Beinen daher und hatte einen langen, ledrigen, schleifenden Schwanz. Zwei viel kleinere Gliedmaßen waren vor der Brust gefaltet, fast wie zum Gebet. Auf dem dicken Hals ragte ein klobiger Kopf mit mächtigen Kiefern. Das Maul klaffte, es war mit weißen zackigen Zahnreihen bestückt. Das Lebewesen stieß ein unheimliches schlangenhaftes Zischen aus. Die tief im Schädel liegenden kalten Reptilienaugen musterten die Lichtung aus mindestens fünf Metern Höhe.
    „Was ist das?“ keuchte Blau-Jade.
    Das Untier tat einen zögernden schwankenden Schritt in Richtung auf die fünf.
    „Sieht aus wie ein Tyrannosaurus Rex“, sagte Obregon. „Angeblich ausgestorben.“
    „Echt oder resurrektronisch“, sagte Cafter, „das Biest scheint aggressiv zu sein.“
    Zischend stapfte der Tyrannosaurus langsam und zielbewußt durch die Lichtung. Wie ein Fallgatter schlossen sich die Kiefer.
    „Timnath“, rief Tourmaline beschwörend, „tu etwas!“
     
     
    Tag 2
     
    Es war ein angenehmer Nachmittag, klar und warm, und niemand hatte irgendwelche körperlichen Beschwerden außer einem Muskelkater von dem ungewohnten langen Marsch und ein paar Kratzer vom Unterholz des Zwölf-Meilen-Waldes. Die fünf, sogar Cafter, waren prächtiger Stimmung. Tourmaline wollte ihre schützende Kleidung ablegen und sie längs der gewundenen, gepflasterten Straße aufhängen, doch Timnath ließ es nicht zu. „Stopf das Zeug meinetwegen in den Rucksack, wenn es sein muß, aber wirf es nicht weg. Wir können immer noch in eine Gegend geraten, die genau so gemein ist wie der Wald.“ Tourmaline schlüpfte aus ihrem Overall, zog die Stiefel aus, faltete die Sachen zu einem schmalen Paket zusammen, das sie in ihren Rucksack stopfte. Nackt und unbeschwert, wie sie nun war, sah sie sich mit erhöhtem Interesse in der neuen Umgebung um. „Was ist das für ein Bezirk?“
    „Ich bin nicht ganz sicher“, erwiderte Obregon, „aber ich glaube, er heißt Cairngorm.“
    Der Weg verlief im Bogen zwischen Ansammlungen von weißen, kastenartigen Gebäuden. Die Mauern bestanden aus Gips und hatten in unregelmäßigen Abständen hohe schmale Fensterschlitze. Keines dieser Gebäude war höher als zehn Stockwerke.
    Cairngorm lag totenstill in der Nachmittagshitze. „Wo sind denn die Menschen?“ fragte Tourmaline.
    „Wahrscheinlich sind gar keine da“, antwortete Obregon. „Die Wohnkapazität von Cinnabar ist viel größer als die tatsächliche Einwohnerzahl. Ich könnte mir vorstellen, daß die Cairngormer schon vor Jahrtausenden dieser trübseligen Umgebung überdrüssig geworden und irgendwo anders hingezogen sind. Wahrscheinlich leben sie jetzt weit verstreut, von Craterside Park bis zum Nordstrand. Irgendwann werden andere ihre derzeitige Wohngegend ebenfalls so langweilig finden, daß sie hierher ziehen werden.“
    „Was für eine sinnlose Existenz“, sagte Cafter. Obregon warf einen neugierigen Blick auf ihn. Der Simulat sprach weiter: „Das Dasein muß doch einen Sinn haben – und in einem endlosen Herumziehen auf der Flucht vor dem ennui ist doch kein Sinn.“
    „Was ist denn Ihr Sinn?“ fragte Torre mit farbloser Stimme.
    „Ich weiß es nicht“, räumte er zögernd ein, „ich suche einen.“ Und, wie in die Defensive gedrängt: „Zum mindesten gebe ich mir Mühe.“
    „Der Sinn meines Lebens“, sagte Blau-Jade, „ist das Kind, das ich

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