Eine sueß saure Liebesgeschichte
vor der Tür. Ich habe vor einer halben Stunde noch selbst mit ihm telefoniert. Also machen Sie schon! Oder soll ich ohne Anmeldung in sein Büro gehen?«
»Frau Talbach? Kann ich Ihnen vielleicht helfen?« Die Frauenstimme ist mir bekannt. Corinna Seibert steht direkt hinter mir und mustert mich prüfend von unten bis oben. Sie reicht mir ihre Hand und schlägt vor, in ihrem Büro weiter zu sprechen.
»Ich möchte nur kurz zu Martin«, sage ich knapp und halte ihrem eisigen Blick stand. Sie gibt sich betont ruhig und will mit ihrer Souveränität demonstrieren, dass sie mir überlegen ist. Aber sie ist mir nicht überlegen, sondern nur überheblich. Egal. Ich habe keine Lust auf diese Machtspiele und sage »Ich bin nicht gekommen, um mit Ihnen zu plaudern.«
»Sie werden mir doch zugestehen, dass ich die Frau kennenlernen will, die mir zuerst den Mann genommen hat und jetzt auch noch die Fühler nach der Hälfte unserer Firmenanteile ausstreckt.« Ich verstehe kein Wort.
»Nun kommen Sie endlich oder wollen Sie es vor meinen Angestellten diskutieren.« Sie spricht mit mir, wie einst der Rektor meiner Schule, der mich beim Schwänzen erwischt hat. Ich will gar nicht diskutieren und mit Frau CFO schon gar nicht. Aber sie hat Recht. Die Empfangspüppi hat ihre Ohren schon soweit aufgesperrt, dass man mühelos einen Teller darauf abstellen könnte.
»Martin ist nicht da. Er ist zum Segeln gefahren. Und ich habe heute seinen Wagen. Sie sehen, wir haben jetzt alle Ruhe, um uns in aller Ausführlichkeit zu unterhalten.«
»Worüber wollen Sie sprechen?«
»Darüber, dass Sie unser Unternehmen gefährden. Wenn Martin seine Drohung wahr macht und auf die Scheidung besteht, werden sich hier die Besitzverhältnisse ändern. Einer von uns Seibert wird kräftig draufzahlen und ich verspreche es Ihnen, ich werde es nicht sein.«
»Wie kommen Sie auf die Idee, dass Martin die Scheidung will?«
»Weil unsere Anwälte seit zwei Wochen mit nichts anderem beschäftigt sind, als die Folgen und Auswirkungen zu prüfen.«
»Ich werde jetzt gehen, Frau Seibert. Ich habe auch noch zu tun.«
»Etwa Marmelade kochen?« lacht sie mir höhnisch hinterher. Zu gern würde ich Frau Bachelor, Finanzgenie und Shareholderin eine verpassen, aber ich habe mich im Griff und ich verabschiede mich mit »Einen schönen Tag noch.« Alte Pissnelke, denke ich noch auf der Rückfahrt. Worauf bildet sich dieses arrogante Mannweib überhaupt etwas ein? Prima Kerl, hatte Martin über sie gesagt. Ich sehe nur Kerl. Von prima aber keine Spur.
Ich stehe mit O.J., Buche und ihren Frauen in der Küche und trinke einen Hugo, den Anja uns gemixt hat.
»Kommt Martin noch?«, fragt die Bienenkönigin.
»Nein, er ist zum Segeln«, antwortete ich kurz.
»Was für ein Luxus. Ein eigenes Boot für ein oder maximal zwei Törns im Jahr. Aber er hat es ja!«, bemerkt O.J. garstig.
»Er wollte das Boot doch verkaufen. Sagte er das nicht in Ahrenshop zu uns?«, wirft Buche ein.
»Macht doch auch keinen Sinn. Sein Liegeplatz ist doch viel zu weit von Hamburg entfernt. Ich hatte ihm damals gleich gesagt, er soll sich etwas in der Lübecker Bucht suchen. Travemünde oder Timmerdorfer Strand«, sagt Ute.
»Und wo liegt sein Boot nun?«
»Standesgemäß in der Yachthafenresidenz Hohe Düne. Darunter macht es Mr. Multimillionär nicht.«
»O.J. lass endlich deine blöden Spitzen! Nach zehn Jahren solltest du dein Verhalten Martin gegenüber mal ehrlich auf den Prüfstand stellen«, schimpfe ich. Obwohl er nicht anwesend ist, geht es in allen Gesprächen nur um ihn. Ich könnte laut losschreien. Aber ich heule lieber. Zusammen mit Anja auf der Terrasse. Wir wischen uns gegen seitig die Tränen aus dem Gesicht und sie droht mir, den letzten Hugo mit einem Betäubungsmittel zu versehen.
»Danach rufe ich Gerald an. Wir fesseln dich und sperren dich solange im Keller ein, bis dein Verstand wieder einsetzt.« Julian verdrückt sich. Er hat bereits zweimal einen Anpfiff von meiner besten Freundin kassiert und ist nicht erpicht darauf, sich den dritten vor all den Gästen einzufangen. Der Abschied ist sehr emotional. Ich bekomme laufend Aufforderungen, mich per Skype zu melden, den Kontakt zu halten und mich auf jeden Fall während meiner Hamburg Aufenthalte persönlich sehen zu lassen. Buche versetzt mir mit seinem Flüstern den allerletzten Stoß. »Du bist im Begriff
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