Also lieb ich ihn - Roman
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Juni 1991
Julia Roberts heiratet bald. Wirklich: Sie wird ein achttausend Dollar teueres Brautkleid tragen, eine Maßanfertigung des Tyler Trafficante Salon in West Hollywood; mit abnehmbarer Schleppe und variabler Länge für den Empfang, wenn die Trauung vollzogen ist, damit sie ungehindert tanzen kann. Für die Brautjungfern gibt es Kleider in einem grünen Meerschaumton, dazu passend eingefärbte Schuhe (Manolo Blahnik, 435 $ das Paar). Als Brautjungfern auserkoren sind Julias Agentinnen (sie hat zwei), ihre Visagistin und eine Freundin, die auch Schauspielerin ist, selbst wenn sie kein Mensch kennt. Die Torte soll vierstöckig werden, verziert mit Veilchen und meerschaumartigem Zuckerguss.
»Wo bleibt denn unsere Einladung?«, fragt Elizabeth. »Ist sie vielleicht in der Post verlorengegangen?« Elizabeth – Hannahs Tante – steht am Bett und legt Wäsche zusammen, während Hannah auf dem Fußboden sitzt und aus einer Hochglanzzeitschrift vorliest. »Und wie heißt noch mal ihr Verlobter?«
»Kiefer Sutherland«, sagt Hannah. »Sie haben sich beim Dreh von
Flatliners
kennengelernt.«
»Ist er sexy?«
»Geht so.« Eigentlich ist er echt sexy – er hat diese blonden Bartstoppeln und mehr noch, ein blaues und ein grünes Auge – aber Hannah will ihren Geschmack lieber nicht preisgeben, womöglich gilt er eher als Verirrung.
»Zeig mal her«, sagt Elizabeth. Hannah streckt ihr die Zeitschrift entgegen. »He«, sagt ihre Tante, »ganz passabel.« Unwillkürlich muss Hannah an Darrach denken. |8| Vor einer Woche ist Hannah in Pittsburgh angekommen, während Darrach – Elizabeths Mann, Hannahs Onkel – noch unterwegs war. Als Darrach am Abend nach Hause kam, hatte Hannah bereits den Tisch gedeckt und den Salat angerichtet, und er meinte: »Hannah, du musst für immer bei uns bleiben.« Später brüllte er aus dem Badezimmer im ersten Stock: »Elizabeth, das hier ist der reinste Saustall. Hannah wird uns für Schweine halten.« Dann kniete er sich hin und fing an zu schrubben. Die Badewanne war dreckig, keine Frage, trotzdem staunte Hannah. Sie hatte noch nie erlebt, dass ihr Vater einen Tisch abwischte, ein Bett frisch bezog oder mal den Müll rausbrachte. Während Darrach sich hier auf Knien abrackerte, und das nach einer siebzehnstündigen Fahrt. Das Problem mit Darrach ist allerdings – seine Hässlichkeit. Er ist potthässlich. Seine Zähne sind bräunlich und nach allen Seiten hin schief, er hat buschige, lange, stachlige Augenbrauen, die wie seine Zähne in alle Richtungen zeigen, und er trägt einen winzigen Pferdeschwanz. Zwar ist er groß und schlaksig, hat einen netten Akzent – Darrach stammt aus Irland –, aber trotzdem. Wenn Elizabeth Kiefer Sutherland bloß ganz passabel findet, wie schätzt sie dann ihren Mann ein?
»Weißt du was?«, sagt Elizabeth. Sie hält gerade zwei Socken hoch, beide weiß, aber der Längenunterschied ist nicht zu übersehen. Ein Schulterzucken, scheinbar nur für sie selbst bestimmt, dann rollt Elizabeth die Socken zu einer Kugel zusammen und wirft sie auf den Wäschestapel. »Wir schmeißen eine Party für Julia. Hochzeitstorte, feinste Gurkensandwiches. Wir trinken auf ihr Glück. Jeder bekommt ein Glas Apfelsekt.«
Hannah starrt Elizabeth an.
»Was?«, fragt Elizabeth. »Ist das etwa keine gute Idee? Dass Julia sich nicht blicken lassen wird, ist mir klar.«
»
Oh «
, sagt Hannah. »Von mir aus.«
|9| Wenn Elizabeth lacht, klappt ihr Mund so weit auf, dass man die Füllungen in ihren Backenzähnen sehen kann. »Hannah«, sagt sie, »ich bin nicht gaga. Es ist mir durchaus bewusst, dass sich kein Star zu mir nach Hause begeben wird, bloß, weil ich ihn eingeladen habe.«
»Das hab ich auch nicht wirklich geglaubt«, erwidert Hannah. »Ich hab gleich verstanden, wie’s gemeint war.« Das ist allerdings nicht die ganze Wahrheit; Hannah weiß nicht so recht, wie sie ihre Tante einordnen soll. Elizabeth war immer Teil von Hannahs Leben – Hannah weiß noch, wie sie mit sechs Jahren auf der Rückbank in Elizabeths Auto saß, während ihre Tante ziemlich laut und fröhlich »You’re so vain« mitträllerte, das gerade im Radio lief – aber die meiste Zeit war dieser Teil weit weg. Obwohl Hannahs Vater und Elizabeth die einzigen Geschwister sind, sind beide Familien jahrelang nicht zusammengekommen. Jetzt, da sie bei Elizabeth wohnt, erkennt Hannah, wie wenig sie von ihrer Tante weiß. Die wenigen grundlegenden Dinge, die sie mit Elizabeth verbindet,
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