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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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Sir?«
    »Nun …«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Ich liebe Mademoiselle Galopin.«
    Der Captain war stehen geblieben. »Ihr seid schon ein lustiges Völkchen hier«, sagte er lachend. »Sie kaufen also …«
    »Ich kaufe …?«
    »Nun, Sie nehmen – oder soll ich sagen: akzeptieren? – die Katze im Sack.«
    »Katze im Sack? Die Katze ist ein Tier, so viel ich weiß. Wie meinen Sie das, Mister Wilberforth, Sir?«
    Er machte eine ärgerliche Handbewegung. »Es ist eine Redensart. Wir sollten das nicht vertiefen. Ich wollte Sie, um Himmels willen, nicht beleidigen.«
    Ich hätte ihm am liebsten einen Faustschlag auf die frisch verheilte Nase versetzt.
    »Ihr habt hier aus der Not der Insektenplage die Tugend raffinierter Verschleierung gemacht«, fuhr er fort. »Jedenfalls ist damit für Überraschung gesorgt, wenn es ans Auspacken geht.«
    Es war der Tag vor seiner Abreise. Er hatte zu einem Umtrunk ins Flottenhaus eingeladen, und als die offizielle Verabschiedung vorüber war, hatte Henri, in einer Hand ein Glas Champagner, in der anderen eine Sanchez, uns zu einem Spaziergang zum Laserturm am Ende der Landzunge eingeladen, war dann aber doch nicht mitgekommen, weil er schon etwas unsicher auf den Beinen war. Also traten wir allein hinaus auf den mit Silberbarren gepflasterten Marktplatz und machten uns auf den Weg die Küste entlang.
    Der Captain trug einen der breitkrempigen einheimischen Hüte, von deren Rand ein Schleier bis über die Schultern fiel, um Gesicht und Hals vor Blut saugenden Fluginsekten zu schützen.
    Das Meer rauschte gegen die Felsen unter uns. Die leichte Brise schob uns vor sich her; auf dem Rückweg würden wir kräftig gegen sie anschreiten müssen.
    »Wann werden Sie beginnen, Ihre Galaxis zu erforschen, wenn ich fragen darf?«
    »Galaxis?«
    »Ich habe doch Augen im Kopf. Und eine Sternkarte erkenne ich auf den ersten Blick. Ihre Verlobte trägt über der Handwurzel eine Tätowierung der lokalen Sterngruppe hier am Rand. Ich nehme an, dass sich die Karte des Orionarms nach oben fortsetzt. Vielleicht enthüllt sich Ihnen die ganze Galaxis, Palladier. Wie beneidenswert.«
    »Mir stehen gewiss interessante Forschungsreisen bevor. Aber wenn Sie gestatten, würde ich vorschlagen, das Thema zu verlassen.«
    Er hob die Hände. »Einverstanden. Ich wollte Sie schon immer einmal bitten, mir etwas über die Frühgeschichte dieser Welt zu erzählen. Frebillon sagte mir, dass Sie ein Experte darin sind. Wir sind nie dazu gekommen. Aber Sie sagten mir, als wir zu diesem stinkenden Kloster hinaufflogen, das Kummet sei buchstäblich ein Geschenk des Himmels.«
    »Ja, so ist es. Cartesius wurde vor etwa einhundertfünfzig Millionen Jahren von einem größeren Planetoiden getroffen.«
    »Es sieht aus dem Orbit wie eine böse Schusswunde aus.«
    »Der Aufprall erfolgte jedoch auf der gegenüberliegenden Seite. Der Himmelskörper durchschlug die Kruste und drang tief in den Mantel ein. Das Kraftmoment der Kollision setzte sich quer durch den Planeten fort und bewirkte, dass der heiße Kern in diese Richtung verschoben wurde. Das hatte zur Folge, dass sich hier ein gewaltiger Vulkan auftürmte, der bis über die Atmosphäre hinausragte. Er brach schließlich unter seinem eigenen Gewicht zusammen. Seine Caldera ist das Binnenmeer. Das Kummet ist der Kraterrand – oder das, was von ihm übrig ist.
    Der heftige Vulkanismus hatte zur Folge, dass der gesamte Planet von einem Ozean bedeckt und in eine dichte Atmosphäre gehüllt wurde. Der größte Teil des Wassers ist unter der heißen Strahlung Lillepoints inzwischen verdunstet, bietet aber immer noch ausreichend Lebensraum für niedere Tiere: Würmer, Quallen, Triboliten, Schnecken, Kraken, Hummer, von denen einige Arten sich durch Riesenwuchs auszeichnen …«
    »Protein für die Flotte.«
    »So ist es. Höheres Leben konnte sich nur im Schutz des Kummets am Binnenmeer entwickeln.«
    »Das Ding ist übrigens aus Lichtwochen Entfernung zu erkennen.«
    »Und als Hort des Lebens zu identifizieren. Deshalb bremste die Descartes ab. Die ersten Siedler nannten es Collier de cheval, weil es aus dem Raum tatsächlich wie ein Pferdekummet aussieht. Und sie fanden reiche Bodenschätze in seinem Innern, die aus dem Kern herausgequollen waren: Platin, Gold, Silber, Titan, seltene Erze.«
    »Eine reiche Welt, Palladier.«
    »Jetzt droht sie uns zu entgleiten.«
    Er winkte ab. »Sie müssen sie festhalten.«
    Tauchervögel kreisten mit schrillen Schreien

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