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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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drohend Stöcke schwangen. Ich spürte Fäuste im Rücken, den Schlag eines Stocks zwischen die Schulterblätter. Die Pilgerfrauen stießen ihre trillernden und kreischenden Laute aus.
    Die Gleichgültigkeit war aus den Gesichtern verschwunden. Ablehnung schlug uns entgegen und … ja, Angst und Verzweiflung.
    »Man heißt uns gehen«, rief ich dem Gesandten zu. Ich wagte es nicht, die Beschimpfungen und Schmähungen zu übersetzen, die man uns nachbrüllte.
    »Das sehe ich selbst«, rief er zurück und drückte sich den Dreispitz auf den Kopf.
    Wir rannten die letzten Schritte. Es war ein unwürdiger Abgang. Ich bemühte mich, dicht hinter dem Captain zu bleiben, damit ich ihn vor Fausthieben und Stockschlägen schützen konnte.
    »Aufsteigen!«, befahl ich dem Maître. Er löste die Seile und hob beschwichtigend die Hände, als man auch ihn mit Stöcken bedrohte, und zog das Fallreep an Bord, eilte an seine Kontrollen und riss die Barke hoch.
    »Undankbares Pack!«, murmelte der Gesandte und saugte gierig an seiner Sauerstoffmaske. »Lächerlicher Mummenschanz um diese Keschra! Primitive Wilde!«
    »Es ist eine sehr alte Kultur und eine sehr alte Religion, Sir. Älter als jede menschliche Kultur. Sie bestand bereits, als auf der Erde noch die Neandertaler lebten.«
    »Ich bin informiert«, erwiderte er verdrossen.
    »Irgendetwas hat nicht gestimmt mit dem wiederhergestellten Geschmeide. Es wurde nicht akzeptiert.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vier der Diamanten mussten wir ersetzen. Sie waren nicht mehr aufzutreiben.«
    Ich hielt den Atem an. »Das sind nicht irgendwelche Diamanten, Sir, die man ersetzen kann. Es sind die in Diamanten transformierten leiblichen Wiedergeburten der Göttin. Das sind ihre Vorfahren, die sie verbinden mit der ersten Keschra, die auf diese Welt kam.«
    »Und Sie glauben diesen Mumpitz, Palladier?«
    »Es geht nicht darum, was ich glaube. Es geht darum, was die Eingeborenen glauben.«
    »Diamant ist Diamant. Ein Kristall aus Kohlenstoffatomen. Wie sollten individuelle Strukturen eines Organismus in ein Gitter aus Kohlenstoffatomen eingeprägt sein! Das ist doch Blödsinn, Mann!«
    »Jedenfalls hat die Göttin sofort bemerkt, dass einige ihrer Vorfahren fehlten«, erwiderte ich.
    Der Gesandte schnaubte geringschätzig. »Haben Sie eine Ahnung, was die Flotte ausgegeben hat, um diese verdammten Klunker wiederzubeschaffen? Und für die vier, die ersetzt und exakt wie die anderen geschliffen werden mussten?«
    »Wir könnten diese Welt verlieren, Sir. Das könnte es die Flotte kosten. Und die Menschen, die hier auf Cartesius leben.«
    Obwohl Lillepoint gerade erst hinter dem Avalanche-Pass untergegangen war, dunkelte es bereits. Der Mont Matin und der Mont Arsin ragten in die Glut des Abendhimmels auf wie zwei mächtige schwarze Hörner. Im Südosten sah man die ersten Sterne.
    Der nächtliche Fallwind hatte bereits eingesetzt. Wir schwebten auf den Rand der Terrasse zu. Die Mönche und Dutzende von Pilgern verfolgten uns, riefen Drohungen, versuchten immer wieder, die Steuerleinen der Barke zu ergreifen, und schleuderten Steine, die aufs Deck polterten.
    »Höher!«, befahl der Gesandte dem Maître, indem er hektisch die Hände hochschleuderte.
    Der Wind war eisig. Er trieb uns immer rascher auf die Felskante der Terrasse zu. Die Steuerleinen schleiften über die glatte Steinfläche, dann fielen sie ins Leere. Unter uns lag nun der Steilabfall: freier Raum bis zu den Viertausendern der Vorberge.
    Die Pédaliers arbeiteten aus Leibeskräften, um die Barke zu stabilisieren. Der Himmel über uns füllte sich mit Sternen, und die mächtige dunkle Gestalt des Klosters schien zu ihnen aufzusteigen. Wir sanken hinab in die Dunkelheit. Der Maître hatte eben die Laterne am Heck entzündet und zog eine zweite am Mast hoch, als über uns ein schauerliches Heulen ertönte. Die Pédaliers hielten in ihren Bewegungen inne. Der Maître hob den Kopf und lauschte.
    »Was ist das?«, fragte der Gesandte.
    Ich hob die Schultern. Das durchdringende Heulen über uns wurde lauter, wurde zum klagenden Schrei, der durch Echos vervielfacht wurde, bis er den Raum zwischen den Gipfeln über uns zu füllen schien. »Es … es könnte die Totenklage sein, von der die ersten Siedler berichten. Die Totenklage des Klosters.«
    »Totenklage des Klosters?« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie meinen, dieser stinkende alte Kürbis …? Wessen Tod?«
    »Ich fürchte, die Keschra hat die Aufregungen

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