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Eine unberührte Welt - Band 1 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 1 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Meldungen über UFO-Sichtungen häufen.
    Die simple Erklärung, dass sich dort tatsächlich zweimal pro Jahr UFOs blicken lassen, durfte natürlich nicht einmal in Erwägung gezogen werden. Also brauchte er die ganze Stunde, um mit irgendwelchen Lehrsätzen und Formeln, die ich mir nicht gemerkt habe, zu beweisen, dass es eine »statistische Anomalie« war. Gemerkt habe ich mir nur den Namen der Stadt.
    Bei nächster Gelegenheit verkaufte ich mein Auto und flog hin. Ich war vorsichtig, blieb in Deckung. Die Leute, die von den UFOs wussten, bildeten eine kleine, verschworene Gemeinschaft, und anders als andere waren sie nicht darauf aus, den Rest der Welt zu bekehren. Im Gegenteil, sie blieben lieber unter sich. Einmal riskierte ich es, einen von ihnen anzurufen und ihn geradeheraus nach den Aliens zu fragen, aber er nannte mich nur einen Idioten und legte auf.
    Aber da kamen mir die ganzen Statistik-Vorlesungen doch noch zugute. Mustererkennung. Data-Mining. Relevanz, Varianz, Stochastik. Ich besorgte mir die Daten der UFO-Sichtungen, verglich, rechnete und suchte und kam schließlich darauf, dass drei Wochen vor jedem Kontakt im Lokalblatt zwei Anzeigen örtlicher Unternehmen auftauchen. Der größte Arbeitgeber am Ort, ein Hersteller von Stahl-Halbfertigzeugen, schreibt zeitlich befristete Jobs in seinem Walzwerk aus, und »Joe’s Steak House« kündigt »Gourmet-Wochen« an. Sowohl Jobs als auch »Gourmet-Wochen« beginnen am gleichen Tag, und das seitfünfzehn Jahren. Und dieser Tag fällt statistisch signifikant stets zusammen mit dem Peak der UFO-Meldungen.
    Also abonnierte ich die Lokalzeitung, und das nächste Mal war ich auch vor Ort.
    Sie entdeckten mich, ehe es so weit war, und ich erinnere mich, dass sie nicht einmal besonders überrascht wirkten. Sie hatten Waffen in den Händen und sahen so aus, als könnten sie auch damit umgehen. Ich hob die Hände und erklärte hastig, dass ich nichts weiter wolle als dabei zu sein, wenn die Aliens landeten. Ich sprudelte meine ganze Lebensgeschichte heraus. Ich war so weit weg von zu Hause, es war mir egal, wenn ich mich blamierte. Hauptsache, ich würde die Aliens sehen …!
    Sie lachten mich nicht aus. Stattdessen fesselten sie mich auf einen Stuhl, den sie an einem Pfosten festbanden, und machten damit weiter, ihre Wagen auszuladen. Sie stellten ein großes Zelt auf, Tische und Stühle und Riesengrills, die ganze typisch amerikanische Materialschlacht eben, mitsamt Kühlschränken und Spülbecken.
    Es war offensichtlich, dass sie sich auf eine lange Nacht einrichteten.
    Schließlich kam einer zu mir und fragte, wer alles wisse, dass ich hier sei, und ich war so leichtsinnig, zuzugeben: »Niemand.«
    »Bist du ein Journalist oder so was?«
    »Nein.«
    Zu meiner Verblüffung lächelte der Mann. Dann stapfte er davon, zückte sein Telefon und beriet sich mit mindestens einem Dutzend Gesprächspartnern, immer am Rand des Lagerfeuers auf und ab gehend.
    Schließlich kamen sie zu dritt zu mir und meinten: »Du kannst bleiben. Aber du wirst ein Geheimnis bewahren müssen.«
    Ich schwor, dass ich das könne und werde, so wahr mir Gott helfe, aber sie banden mich nicht los. Sie sagten nur, es müsse sein, und später würde ich es verstehen.
    Gegen Mitternacht schalteten sie die Signalscheinwerfer ein. Rote, blaue und gelbe Lichtbahnen stiegen in die Nacht auf, die von sommerlichem Zirpen erfüllt war. Die Männer am Grill schürten nocheinmal die Glut, bis sie hellrosa leuchtete, dann legten sie die Schürhaken beiseite und gesellten sich zu den anderen.
    Es wurde still.
    »Woher wisst ihr eigentlich, dass sie kommen?«, fragte ich einen von ihnen leise.
    Er deutete auf einen grauhaarigen, breitschultrigen Mann, der so etwas wie der Mittelpunkt der Gruppe war. »Das ist Jim. Er war mal bei der Air Force, hat so ein Ding abgeschossen. Später hat er in der Nähe der Stelle, wo es runter ist, eins von ihren Funkgeräten gefunden.« Er rieb sich den Hals. »Damit locken wir sie an.«
    Ich erinnere mich, dass ich diese Formulierung merkwürdig fand, aber ich schob es auf meine begrenzten Englischkenntnisse und fragte: »Und dann kommen sie?«
    »Ja.«
    »Und was wollen sie?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Aber wieso nicht? Wenn sie landen … und Kontakt aufnehmen …?« Endlich konnte ich die Frage stellen, die mich beschäftigte, seit ich der Sache auf der Spur war: »Wieso hat die Welt nie etwas davon erfahren?«
    Er erklärte es mir. Und als ich dann schrie, hatte er

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