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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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war und dass meine Story damit nichts zu tun hatte. Also legte ich sie beiseite und schrieb eine andere. In der jemand morgens aufsteht und von allerhand intelligenter Haustechnik umsorgt und umhegt wird. In der er mit Hilfe weltweiter Netze und Computern und so weiter seiner Arbeit nachgeht. Und so.
    Sie finden diese Story ebenfalls in diesem Band; sie trägt den Titel »Survivaltraining«.
    Sie wurde ebenfalls abgelehnt.
    An diesem Punkt hatte ich keine Lust mehr. Mein Agent handelte ein Ausfallhonorar aus, und was dann in besagter Jubiläumsausgabe erschien, weiß ich nicht. Vielleicht hat sich in irgendeiner Marketingabteilung ein Texter gefunden, der eine Geschichte geschrieben hat über jemand, der morgens aufsteht und von allerhand intelligenter Haustechnik umsorgt und umhegt wird. Mit Hilfe weltweiter Netze und Computern und so weiter seiner Arbeit nachgeht. Und so. Und der diese Vision etwas toller fand als ich sie finden kann.
    »Die grässliche Geschichte vom Goethepfennig« erschien, drastisch gekürzt allerdings, dann im Herbst 2007 in einem anderen, nicht minder bedeutenden Wirtschaftsmagazin, dem »Handelsblatt« nämlich. Und hier erscheint sie zum ersten Mal so, wie ich sie geschrieben habe.
     
    Es war einer dieser Tage, an denen Peter Eisenhardt mit allem haderte, mit der Welt im Allgemeinen und mit seinem Schicksal im Besonderen.
    Peter Eisenhardt war – neben seinem Brotberuf als Sachbearbeiter, der ihn leidlich ernährte – Schriftsteller. Unglücklicherweise galt seine Liebe der Science-Fiction, einem Genre also, dessen Liebhaber zwar treu waren wie Gold, aber leider auch ebenso rar, während es bei der Zivilbevölkerung einen eher anrüchigen Ruf genoss. Mit anderen Worten, selbst im Falle einer geglückten Veröffentlichung war nicht mit Verkaufszahlen zu rechnen, die das Schreiben eines Romans zu einem wirtschaftlich lohnenden Unterfangen gemacht hätten.
    Überdies zählte Peter Eisenhardt nicht zu den großen Namen der Science-Fiction; zu seinem Leidwesen waren andere beliebter, und manche von denen, die beliebter waren, waren selbst seiner Meinung nach tatsächlich besser. Schrieben spannender. Zeichneten lebendigere, eindrücklichere Charaktere. Bekamen Dialoge hin, bei denen man die Stimmen der Figuren beinahe hörte.
    Und er? Er stak gerade im ersten Drittel seines neuen Romans, kämpfte gegen rapide nachlassende Spannung, war unzufrieden mit seinen Charakteren, die ihm papieren und leblos vorkamen, und zu allem Überfluss rief auch noch sein Agent an und machte ihm den Vorschlag, es doch mal mit einem Krimi zu versuchen, Krimis gingen viel besser als Science-Fiction.
    Genug Gründe also, um zu hadern. Eisenhardt schaltete den PC aus und ergab sich der Glotze. Wozu plagte er sich eigentlich ab? Letzten Endes interessierte es ja doch kein Schwein, was er trieb.
    Genau in diesem Moment sagte ein ernst dreinblickender Politiker auf dem Bildschirm: »Man muss etwas für die Autoren tun!«
    Eisenhardt verfolgte mit ungläubig geweiteten Augen, wie dieser Mann – laut Bildunterschrift Staatssekretär im Wirtschaftsministerium – fortfuhr, es könne nicht angehen, dass Autoren Monate, manchmal Jahre an Arbeit in ein Manuskript steckten und nachher dafür keine angemessene Entlohnung, ja mitunter nicht einmal eine Möglichkeit der Veröffentlichung fänden. Ausbeutungsähnliche Verhältnisse seien das, und seines Erachtens sei die Politik gefordert, hier endlich Abhilfe zu schaffen.
    »Ein Autor, gerade der Neueinsteiger, hat keinerlei Planungssicherheit«, fuhr er fort. »Einen Roman zu schreiben ist im Grunde ein unzumutbares Wagnis. Ich frage Sie: Wissen wir, wie viele gute Autoren dadurch abgeschreckt werden? Wie viele gute Romane aufgrund dessen ungeschrieben bleiben? Wir haben es hier mit einer skandalösen Verschwendung kreativer Energie und schöpferischer Potentiale zu tun, die wir uns gerade als Kulturnation nicht länger leisten können. Alles klagt, dass es mit Deutschland abwärtsgehe. Ich sage: Hier ist der Punkt, an dem wir ansetzen müssen!«
    Eisenhardt konnte es kaum fassen. Ein Traum wurde wahr! Autoren wurden auf einmal ernst genommen! Die Partei, der dieser Staatssekretär angehörte, war ihm auf einen Schlag sympathisch.
    Abends war besagter Staatssekretär bei Sabine Christiansen, und nun erfuhr man die ganze Geschichte. »Sensibilisiert für die Problematik«, wie er sich ausdrückte, habe ihn das Schicksal seiner Tochter. Sieben Jahre lang habe diese an einem Roman

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