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Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits

Titel: Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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dachte Hetty, die ein paar hundert Pfund brachten, wenn man sie den richtigen Londoner Geschäften anböte. Und in diesen antiken Schränken und Vorratsgläsern wimmelte es vermutlich von Rüsselkäfern, Mehlwürmern, Silberfischen und Bohrasseln. Da sie hier ihre einsamen Mahlzeiten zubereiten musste, würde sie sich des Problems bald annehmen müssen. Nur gut, dass sie nicht so pingelig war wie ihre Mutter, die sie so bedenkenlos dazu verurteilt hatte, in dieser Mischung aus Trödelladen und Insektenzoo zu leben.
    Jetzt war sie jedenfalls hier, also musste sie irgendwie damit zurechtkommen. Hetty wandte den Blick vom Tisch ab und nahm den Herd in Augenschein.
    Wo einst ein gewaltiger Kohleofen über die Küche und ein Heer von Mägden geherrscht hatte, stand jetzt ein Herd irgendeines obskuren Fabrikats. Er wirkte verloren unter dem Rauchabzug seines um ein vielfaches größeren Vorgängers, lief aber im Gegensatz zu diesem mit Öl und war auf kleinster Flamme eingeschaltet geblieben, damit die Wasserrohre nicht einfroren. Nach einer längeren Experimentierphase war es Hetty und ihrer Mutter gelungen, ihn auf volle Kraft hochzufahren. Während sie mit Hähnen und Reglern herumhantierten, hatten sie die Tür des untersten Ofens weit geöffnet, und eine alte Katze war herausgetaumelt. Nachdem sie die Milch getrunken hatte, die Hetty ihr augenblicklich hinstellte, verschwand sie wieder dahin, woher sie gekommen war, und blieb die ganze Nacht dort.
    Jetzt ließ Hetty den Blick über die Küche schweifen, um festzustellen, ob die Katze wieder aufgetaucht war. Sie wollte ihr ihre restlichen Cornflakes anbieten. Aber sie lag immer noch im Ofen.
    Da ihr selbst diese wenig tröstliche Gesellschaft verwehrt blieb, nahm Hetty die Teller und Cornflakesschälchen, die sie und ihre Mutter gebraucht hatten, und stellte sie in die rissige Porzellanspüle. Es hatte etwas unendlich Deprimierendes, das Geschirr von zweien abzuwaschen, wenn man allein war.
    Und der Zustand der Küche trug nicht gerade dazu bei, sie aufzuheitern, obwohl hier nichts war, das sich mit gründlichem Saubermachen und ein paar Möbelkäufen nicht beseitigen ließ. Für einen Rittersaal war der Raum zu klein, dachte sie, aber er eignete sich hervorragend als Familienküche - vorausgesetzt, die Familie war etwa so kinderreich wie die der Trapps.
    Aber wie dem auch sein mochte - Selbstmitleid brachte sie nicht weiter. Sie wusste nicht so recht warum, jedenfalls holte sie Luft und entließ die ersten Töne von »Little Girl Blue« in die staubige Luft.
    Im Gegensatz zu ihrer Stimme, die eingerostet war, war die Akustik der Küche sehr gut. Die hohe Decke, überzogen mit einer Patina aus Staub, Fliegendreck und Spinnweben, verlieh den leisen Klängen ein angenehmes Echo.
    Es war so lange her, seit sie zuletzt gesungen hatte. Bevor sie ihr Elternhaus verlassen hatte, um nach London zu ziehen, war es ein Hobby. Sie hatte mit einer Freundin zusammen gesungen, vorzugsweise Jazz, aber eigentlich auch alles andere bis auf Oper. Sie führten die örtlichen Carol Singers an, veranstalteten regelmäßig ein offenes Singen im Altersheim oder sonst wo und hatten einen Heidenspaß dabei.
    Aber Alistair hatte gleich zu Beginn ihrer Beziehung deutlich gemacht, dass er ein Opera-buffa-Liebhaber war. Amateure (und zu dieser Kategorie zählte Hetty eindeutig) waren ihm unerträglich. Seither hatte sie lediglich im Auto gesungen, und das auch nur, wenn sie alleine fuhr. Doch seit dem bedauerlichen Hinscheiden ihres Autos und dem katastrophalen Ende ihrer Beziehung hatte sie weder Gelegenheit noch Lust gehabt zu singen.
    Sie wünschte, sie hätte eine etwas weniger melancholische Nummer ausgewählt, summte aber weiter und trat ans Fenster, um festzustellen, ob der Schmutz eher innen oder außen an den Scheiben haftete. Ihr feuchtes Papiertaschentuch wurde schwärzlich, doch es bewirkte keine erkennbare Besserung des Durchblicks. Der Dreck war also beidseitig, und das Efeu, das an der Mauer wucherte, hatte sich weit aufs Glas vorgewagt. Was sie brauchte, war ein tatkräftiger Fensterputzer aus dem Ort, der das Efeu zurückschnitt und die Scheiben polierte. Da solche Figuren aber so fiktiv waren wie der Weihnachtsmann, würde sie sich auf die Suche nach Eimer, Putzlappen und einer Leiter begeben müssen.
    Als ihr Lied zu Ende war, spähte sie in den Ofen. »Komm raus, Miez«, rief sie. »Komm und sag deiner Tante Hetty guten Tag. Zeig mir, dass du noch lebst.« Ein steifer kleiner

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