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Eine Weihnachtsgeschichte - Illustrierte Fassung

Eine Weihnachtsgeschichte - Illustrierte Fassung

Titel: Eine Weihnachtsgeschichte - Illustrierte Fassung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Gedränge des Lebens zu gehen, jedes menschliche Gefühl in gehörige Entfernung zurückzuweisen – das war es, was Scrooge behagte.
    Einmal, es war am besten aller Tage im Jahr, es war der Christabend, saß der alte Scrooge in seinem Kontor. Draußen war es schneidend kalt und dunstig, und er konnte hören, wie die Leute im Hof draußen prustend auf und nieder gingen, die Hände zusammenschlugen und mit den Füßen stampften, um sich zu erwärmen. Es hatte eben erst drei geschlagen, war aber schon ganz dunkel. Den ganzen Tag über war es nicht hell geworden, und in den Fenstern der benachbarten Kontore erblickte man Lichter, wie rote Flecken in der dicken, braunen Luft. Der Nebel drang durch jede Ritze und durch jedes Schlüsselloch und war so dick, daß die gegenüberstehenden Häuser des sehr kleinen Hofes ganz geisterhaft ausschauten. Wenn man die trübe, dicke Wolke alles verfinsternd herabsinken sah, hätte man glauben können, die Natur wohne dicht nebenan und habe dort eine Großbrauerei eingerichtet.
    Die Tür von Scrooges Kontor stand offen, damit er seinen Kommis beaufsichtigen könne, der in einem erbärmlichen, kleinen Raume, einer Art Verließ, Briefe kopierte. Scrooge hatte nur ein sehr kleines Feuer; aber des Clerks Feuer war noch so viel kleiner, daß es wie eine einzige Kohle aussah. Er konnte aber nicht nachlegen; denn Scrooge hatte den Kohlenkasten in seinem Zimmer; und jedesmal, wenn der Diener mit der Kohlenschaufel in der Hand hereinkam, meinte der Herr, es würde wohl nötig sein, ihr Verhältnis zu lösen. Darauf band sich der Clerk seinen weißen Schal um und versuchte, sich an der Kerze zu wärmen, was, da er ein Mann von nicht zu starker Phantasie war, immer fehlschlug.
    »Fröhliche Weihnachten, Onkel, Gott erhalte Sie!«, rief eine heitere Stimme. Es war die Stimme von Scrooges Neffen, der ihm so schnell auf den Hals rückte, daß er sich erst durch diesen Gruß bemerkbar machte.
    »Quatsch«, sagte Scrooge, »dummes Zeug!«
    Der Neffe war vom Rennen so warm geworden, daß er ganz glühend war; sein Gesicht war rot und sah hübsch aus, seine Augen glänzten, und sein Atem dampfte.
    »Weihnachten dummes Zeug, Onkel?«, sagte Scrooges Neffe, »das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    »Ob er es ist!«, sagte Scrooge. »Fröhliche Weihnachten? Was für ein Recht hast du, fröhlich zu sein? Was für einen Grund, fröhlich zu sein? Du bist arm genug.«
    »Nun«, versetzte der Neffe aufgeräumt, »was für ein Recht haben Sie, griesgrämig zu sein? Sie sind reich genug.«
    Scrooge, der im Augenblick keine bessere Antwort bereit hatte, sagte noch einmal »Quatsch« und brummte ein »Dummes Zeug« hinterher.
    »Seien Sie nicht ärgerlich, Onkel«, sagte der Neffe.
    »Was kann ich denn anders sein?«, antwortete der Onkel, »wenn ich in einer Narrenwelt wie dieser lebe! Fröhliche Weihnachten! Zum Kuckuck mit den fröhlichen Weihnachten! Was ist Weihnachten für dich anders als ein Tag, wo du Rechnungen bezahlen müßtest, ohne Geld zu haben, ein Tag, wo du dich um ein Jahr älter und nicht um eine Stunde reicher findest, ein Tag, wo du die Bilanz deiner Bücher siehst und bei jedem Posten ein Defizit zwölf volle Monate hindurch entdeckst? Wenn es nach mir ginge«, sagte Scrooge erbost, »dann müßte jeder Narr, der mit seinem fröhlichen Weihnachten herumläuft, mit seinem eigenen Pudding gekocht und mit einem Pfahl von Stecheiche im Herzen begraben werden. Das wär’ das Richtige!«
    »Onkel!«, sagte der Neffe.
    »Neffe!«, antwortete der Onkel erregt, »feiere du Weihnachten nach deinem Geschmack und laß es mich nach meinem feiern.«
    »Feiern!«, wiederholte Scrooges Neffe; »aber Sie feiern es nicht.«
    »Laß mich zufrieden«, sagte Scrooge. »Mag es dir recht viel einbringen! Es hat dir ja schon viel eingebracht.«
    »Es gibt viele Dinge, die mir Gutes hätten bringen können, und die ich nicht genutzt habe, das weiß ich«, antwortete der Neffe, »und Weihnachten ist eins von diesen. Aber das weiß ich bestimmt, daß ich Weihnachten, wenn es gekommen ist, abgesehen von der Verehrung, die wir seinem heiligen Namen und Ursprung schuldig sind, immer als eine gute Zeit angeschaut habe, als eine liebe Zeit, als die Zeit der Vergebung und des Erbarmens, als die einzige Zeit, die ich im langen Kalenderjahr kenne, wo die Menschen einträchtig ihre verschlossenen Herzen auftun und die andern Menschen betrachten, als wenn sie wirklich Reisegenossen nach dem Grabe wären und nicht eine ganz

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