Die Rueckkehr des Highlanders
Prolog
Taagaria Ein kleines Königreich, das an Byzanz grenzt
Und?«, fragte Königin Adara besorgt und erwartungsvoll, als ihr weiser Ratgeber zu ihrem Thron trat.
Xerus war der Mann, dem ihr Vater am meisten vertraut hatte.
Mit seinen fast sechzig Jahren besaß er noch genauso viel Scharfsinn wie ein Mann in der Blüte seiner Jahre. Sein einst schwarzes Haar war nun von grauen Strähnen durchzogen, und sein Bart war weißer als die steinernen Stadtmauern um Garzi, Taagarias Hauptstadt.
Seit dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren hatte sich Adara bei allen Problemen auf Xerus verlassen. Es gab niemanden auf der Welt, dem sie mehr vertraute, was allerdings nicht viel hieß, denn als Königin war die erste Lektion, die sie gelernt hatte, dass sich Spione und Verräter zuhauf an ihrem Hof tummelten. Die meisten von ihnen glaubten, eine Frau habe auf dem Thron des kleinen Königreiches nichts verloren.
Adara sah das anders. Als einziges überlebendes Kind ihres Vaters war sie strikt dagegen, dass jemand die Herrschaft übernahm, in dessen Adern kein königliches Blut floss. Ihre Familie hatte seit Urzeiten die Herrscher gestellt.
Niemand würde ihr ihr kostbares Taagaria wegnehmen. Nicht, solange noch Leben in ihr war.
Xerus schüttelte den Kopf und seufzte müde. »Nein, meine Königin. Sie verweigern Euch die Erlaubnis zur Schei-dung vom Prinzen. Ihrem Verständnis nach seid Ihr mit ihm verheiratet, und solltet Ihr versuchen, die Verbindung mit Elgederias Thron durch Scheidung oder Annullierung zu durchtrennen, werden sie im Einverständnis mit der Kirche angreifen. Schließlich gehört ihnen ihrer Ansicht nach unser Königreich schon. Genau genommen denkt Selwyn sogar, es wäre am besten, wenn Ihr Euch zu Eurem eigenen Wohle unter seine Fittiche begäbet, sodass sie Euch beschützen können ... als ihre Königin.«
Erbittert ballte Adara ihre Hand zur Faust.
Xerus schaute über die Schulter zu den beiden Wachen, die die Türen flankierten, ehe er näher trat, um ihr vertraulich etwas zuzuflüstern.
Ihr Hofnarr Lutian kroch ebenfalls näher und hielt seinen Kopf schief, damit er kein Wort verpasste. Er legte sich sogar eine Hand ans Ohr.
Xerus starrte den Narren an.
Lutian ließ seine Hand fallen und starrte zurück. Er war klein und schlank, hatte glattes braunes Haar und einen kurz getrimmten Bart. Nur mit durchschnittlichem Aussehen gesegnet, war sein Gesicht dennoch gefällig geschnitten, am meisten mochte Adara aber seine freundlichen braunen Augen.
»Sprecht offen«, sagte sie zu ihrem Ratgeber. »Lutian besitzt mein vollstes Vertrauen.«
»Er ist ein Schwachkopf, meine Königin.«
Lutian schnaubte. »Schwachkopf, Starkkopf, ich habe genug darin, um zu wissen, wann ich Stillschweigen bewahren muss. Also redet, guter Mann, und überlasst der Königin die Entscheidung, welcher von uns beiden der eigentliche Narr ist.«
Adara presste die Lippen zusammen, um Lutian nicht zuzulächeln. Er war zwei Jahre jünger als sie; als Knabe hatte er sich schwer verletzt, als er von einer Mauer gefallen und auf dem Kopf gelandet war.
Seit dem Tag passte sie auf ihn auf und behielt ihn in ihrer Nähe, damit ihm niemand das Leben noch schwerer machte, als es ohnehin schon war.
Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Xerus ertrug es nicht, wenn man sich über ihn lustig machte. Im Gegensatz zu ihr schätzte er Lutians Freundschaft und seine Dienste nicht unbedingt.
Mit einem warnenden Blick zum Narren erklärte Xerus schließlich: »Der Prinzregent sagte, wenn Ihr schließlich bereit wäret, Prinz Christian für tot erklären zu lassen, dann wäre er vielleicht geneigt, Euren Fall wohlwollend zu betrachten ... zu einem gewissen Preis.«
Wütend schloss sie die Augen und biss die Zähne zusammen. Der Elgederianische Regent hatte seine Ansichten zu dem Punkt mehr als deutlich gemacht. Selwyn wollte sie im Bett seines Sohnes als dessen Braut haben, um seinen fadenscheinigen Anspruch auf den Thron zu festigen. Eher würde der Teufel zu Eis erstarren, als dass sie sich in seine Hände begäbe und diesen seelenlosen Elgederianern erlaubte, über ihr Volk zu herrschen.
Wie sehr wünschte sie sich, ein größeres Volk mit genug Soldaten zu haben, um den arroganten Prinzregenten vernichtend zu schlagen, bis er nichts mehr als eine unangenehme Erinnerung war. Unglücklicherweise würde ein Krieg ihre Leute und ihr Reich viel zu teuer zu stehen kommen. Sie konnte die Elgederianer nicht
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