Eine zu wenig im Bett
ein paar Treffen arrangiert. Ihre Freundinnen in der Bank hatten Brüder, Cousins und Klienten beigesteuert. Und sogar Livia, Cecily und Gia Divine, die Besitzerinnen von Divine Events, wollten ein paar Kontakte vermitteln. Ihnen war offenbar aufgefallen, wie sehnsüchtig Lindsay das scharlachrote Buch beäugt hatte. Und wie sehr sie sich wünschte, einen Grund zu haben, um auch eine Seite herauszureißen.
Doch keine dieser Maßnahmen hatte ihr einen Mann beschert, der auch nur annähernd so anziehend war wie Hunter. Sie hatte beschlossen, lieber zu Hause zu bleiben und Hunter beim Sex zuzuhören, als ihre Zeit damit zu verschwenden, nach einem Hunter-Klon zu suchen. Es gab nur einen Hunter Jordan, und der war bereits vergeben. Manchmal war das Leben eben so.
Ihr neuer Plan sah vor, ein TV-Regal zu kaufen und aufzubauen. Dort würden der DVD-Player und das Lautsprechersystem, das morgen geliefert werden sollte, Platz finden. Doch schon dieser Teil schien dazu verdammt zu sein, niemals aus den Startlöchern zu kommen. Missmutig schleuderte sie die Aufbauanleitung in die Ecke und spielte mit einer der Spangen, mit denen sie ihr Haar zurückgesteckt hatte. Was sollte sie nun tun? Ob Hunter es mit seinem Angebot ernst gemeint hatte? Dann könnte sie doch eigentlich zu ihm gehen und ihn um Hilfe bitten.
Warum sollte sie ihn eigentlich nicht fragen? Hatte er nicht “jederzeit” gesagt? Und vielleicht hatte er ja auf der Highschool einen Kurs in Holzarbeiten belegt. Es war schließlich nicht so, als wäre das alles ein Plan, um ihn in ihr Apartment zu locken. Sie sprang auf die Füße, ging in die Küche und sah nach, ob sie noch Bier im Kühlschrank hatte.
Das reichte. Sie hatte noch drei Dosen. Aus ihrem begrenzten Erfahrungsschatz wusste sie, dass man Bier vorrätig haben muss, wenn man einen Mann um etwas bittet. Allmählich wuchs ihre Aufregung. Gleich würde sie Hunter fragen, ob er ihr half. Entschlossen öffnete sie die Tür, um zu ihm zu gehen.
Sie hatte die Tür kaum aufgemacht, da schlug sie sie auch schon wieder zu. Hunters Freundin kam den Flur entlang.
Verdammt.
Mit einem enttäuschten Seufzen ging sie in ihre winzige Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm eine der drei Bierdosen heraus. Diese Wendung schrie geradezu nach etwas Stärkerem als Sodawasser. In letzter Zeit war sie abends so oft aus gewesen, dass sie die Schlafzimmer-Symphonie der beiden schon lange nicht mehr gehört hatte. Und jetzt wollte sie sie auch nicht hören.
Unglücklicherweise hatte sie die Lautsprecher bereits von ihrer Anlage abgeklemmt, um alles in das neue TV-Regal zu räumen. Also würde sie ihre Musik nicht nutzen können, um sich dem, was kommen würde, zu entziehen. Wenigstens eines war sicher: Hunter hatte es nicht so gemeint, als er behauptet hatte, ihr “jederzeit” zu helfen. Er hätte hinzufügen müssen: “Jederzeit – wenn ich nicht gerade mit Silicon Sally schlafe.”
Während Lindsay darüber nachdachte, ob sie die Aufbauanleitung noch einmal in Angriff nehmen oder doch lieber ihre Schuhe anziehen und sich im Deli ein Sandwich gönnen sollte, hörte sie Hunters Freundin schreien. Allerdings war es diesmal ein anderes Schreien als sonst. Das hier klang wie ein Streit, nicht wie ein Liebesspiel.
Ein Streit?
Zwar schämte sie sich dafür, aber trotzdem lief Lindsay in die Küche und holte sich ein Glas aus dem Schrank. Sie wusste nicht, warum man die Geräusche aus der Nebenwohnung mit einem Glas an der Wand deutlicher hören konnte, aber aus irgendeinem Grund war es so. Niemand würde jemals erfahren, dass sie – wie erbärmlich! – auch ein paarmal ein Glas benutzt hatte, um noch mehr von Hunters heißen Liebesspielen mitzubekommen. Sie sozusagen … mitzuerleben.
Ups.
Es sah so aus, als hätte sie endlich zugegeben, was sie getan hatte, seit sie seine Nachbarin war. Sie hatte sich an die Stelle seiner Freundin geträumt. Autsch. Selbsterkenntnis konnte manchmal sehr schmerzhaft sein.
Heute hörte sie allerdings keine Sexgeräusche. Heute Abend war Hunters Freundin wütend. Lindsay drückte das Glas an die Wand, legte ihr Ohr gegen den Boden des Glases und nahm einen Schluck Bier, während sie lauschte.
“Du hast echt geglaubt, dass ich mir etwas aus dir mache?”, brüllte seine Freundin. Sie hatte ein beeindruckendes Organ. “Weißt du, warum ich mich für dich interessiert habe? Sex und deine guten Beziehungen zur Verlagsleitung! Das waren die einzigen Gründe, um bei dir zu
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