Eine Zuflucht aus Rosen
danach vonstatten gehen – vielleicht schon diesen Sonntag.“ Heinrich schmunzelte. „Für das Privileg, die Nonne zu ehelichen, wird er meinen Schatztruhen dann zwanzig Goldstücke schulden und zwei Jahre Dienst von fünfzig Männern.“
Gavin trank aus seinem eigenen Kelch, leerte diesen ganz und schickte sich dann an ihn wieder zu füllen. Ein seltsames Nagen kratzte ihn tief in der Magengegend und weder Speis noch Trank schienen hier Abhilfe zu schaffen.
Heinrich erhob sich und ging rasch dort hinüber, wo sein Schreiberling saß, der emsig mit der Feder über ein Pergament kratzte. Der Mann konnte nicht sprechen, auch wenn er schreiben und auch sehr gut hören konnte. Daher zog Heinrich seine Dienste denen aller anderen Schreiberlinge bei Hofe vor. „Ein Schreiben an Fantin de Belgrume, das ihn über die bevorstehende Heirat seiner Tochter in Kenntnis setzt, sowie über die Festsetzung einer Gebühr für unsere Dienste beim Arrangieren der Vermählung – das wäre wohl auch in Ordnung, würdet Ihr mir nicht zustimmen, Mylady? Einhundert Goldmünzen müssten ausreichen.“ Er lachte verschmitzt.
„Ja“, schnurrte Eleonore von ihrem Sessel im Thronsaal des Hofes, wo Madelyne nur zwei Wochen zuvor dem König begegnet war. „Der ganze Hof – und die Hofdamen ganz besonders – erwarten die Ankündigung einer Hochzeitsfeierlichkeit. Und fürwahr, je eher sie geehelicht ist und auf das Ehelager gebettet ist, desto besser werde ich mich fühlen. Ich mag das Mädchen – sie ist nicht wie Therese, jene törichte Schlampe“, sie warf Gavin einen hintergründigen Blick zu, der rasch einen weiteren Schluck von dem Wein nahm. „Den Heiligen sei Dank dafür, denn sie hat für genug Unruhe unter meinen Damen gesorgt, dass ich nur zu bereit bin, sie von dort fort zu haben.“ Sie strich sich über ihr Kleid und schaute dann hoch. „Gavin, mein Liebling, würdet Ihr mir bitte etwas von dem Wein einschenken, den Ihr da hortet?“
„Selbstverständlich, Eure Hoheit.“ Er fand seine Stimme wieder und machte sich daran, ihrem Wunsch nachzukommen.
„Gavin, habt Ihr D’Orrais hergebeten? Es ist höchste Zeit, dass wir das hier unter Dach und Fach bringen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stand Heinrich auf und schritt zu der Tür, die aus dem Saal in den großen Alkoven hinaus führte. Er stieß die Tür auf und brüllte nach einem Pagen.
Eleonore schaute amüsiert zu und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder Gavin zu. „Nun, Mylord, es ist der Moment, auf den Ihr schon so lange wartet. Ihr werdet damit dann Eurer Pflichten gegenüber der Lady Madelyne enthoben und seid frei, wieder auf Eure Ländereien zurückzukehren – oder zu Euren Kriegen, was auch immer es ist, was Ihr unterbrochen habt, um sie hierher zu uns zu bringen.“ Ein schlaues Licht blitzte in ihren Augen auf, als sie ihren wunderschönen Mund zu einem Lächeln verzog. „Ihr habt uns gute Dienste geleistet, Lord Gavin, jetzt und auch in den letzten Jahren. Ich bin sicher mein Gemahl wird mir hierin zustimmen, würdet Ihr das, Mylord?“
Heinrich, der einem Pagen seinen Befehl aufgetragen hatte, Lord Reginald D’Orrais zu holen, mit der Aufforderung zu höchster Eile, kehrte an die Seite seiner Frau zurück und legte ihr eine Hand auf die Schulter, während er nickte. „Natürlich. Mal Verne weiß, dass ich seine Dienste schätze.“ Unruhig ging er wieder zu dem Tisch und nahm sich ein Stück Apfel, schob es sich in den Mund und kaute wie eine Kuh.
Eleonore blickte zu Gavin, der etwas betreten dastand. Die Königin sprach die Wahrheit ... sein Wunsch, die Verantwortung für Madelynes Wohlergehen los zu sein, stand kurz vor der Erfüllung. Und dennoch... Er schaute Eleonore an. Sie fing seinen Blick ein und neigte den Kopf zur Seite.
Plötzlich entfuhr es ihm. „Ich werde Madelyne de Belgrume ehelichen.“ Die Worte waren raus, bevor Gavin sie wieder runterschlucken konnte, und er stand schweigend da, ebenso schockiert von dieser Aussage, wie Heinrich es zu sein schien.
„Was?“, brüllte der König und schlug mit der Hand auf den Tisch sowie auf den Rand des Tellers. Die Platte stürzte da zu Boden und Essen flog in alle Richtungen, vor die unruhigen Füße des Königs. „Gavin, von was zum Teufel sprecht Ihr da?“
„D’Orrais ist den Listen von Fantin hoffnungslos unterlegen“, erklärte Gavin und die Worte strömten ihm nur so von der plötzlich gelösten Zunge. Die Fakten und die Argumente reihten sich eines ans andere, als
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