Eine Zuflucht aus Rosen
Garten um. Er war klein und lag halb im Schatten der Schlossmauer, die – zusammen mit einigen anderen Gebäuden – den gesamten Garten umgab. Mehrere Bäume – Obstbäume, dachte sie bei sich, als sie die grünen Knospen unreifer Äpfel und Birnen erblickte – umringten eine Steinbank. Es war ihr ein Leichtes Pflanzen wie Lavendel, Basilikum, Thymian, Rosmarin, Ringelblumen und andere Kräuter zu erkennen, die in hübscher Unordnung an schmalen Kiespfaden entlang wucherten. Um den Garten kümmerte sich seit einiger Zeit offensichtlich niemand und sie konnte hören, wie er zu ihr sprach.
Sie wandte sich um und sah, dass er ein paar Schritte auf sie zu getan hatte. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, bis in die Kehle hinauf, und sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. “Mylord, es ist sehr aufmerksam von Euch, sich das hier auszudenken. Ich habe meinen eigenen Garten aufrichtig vermisst – und die Gärten auf Mal Verne – seit unserem Eintreffen hier. Aber ... gewiss habt Ihr mich nur zu einem Zweck hierher gebracht, nämlich dem, meine Zukunft zu erörtern.“ Ihr Lächeln erstarb, als ihr einfiel, wie ihre Zukunft aussehen würde.
„Um die Wahrheit zu sagen, Madelyne, ich brachte Euch aus zweierlei Gründen hierher“, sprach er zu ihr und machte ein Zeichen zur Bank hin. „Der erste war, dass ich wusste, es würde Euch freuen einen Ort für Euch alleine zu haben, den ihr aufsuchen könnt ... und wo die Schönheit vom Werk Gottes sich offenbart. Ich habe Eure Freude auf Mal Verne nicht vergessen, als Ihr Zeit in meinen Gärten zugebracht habt.“ Er räusperte sich und blickte wieder zur Bank hin, als sie sich weigerte sich auf seine Einladung hin dort hinzusetzen. „Es ist ein Verlobungsgeschenk an Euch ... in gewisser Weise ... da mich dünkt, Ihr würdet es Juwelen oder anderem Zierrat vorziehen.“
Das Herz schwoll Madelyne da schmerzhaft in der Brust an und Tränen drohten ihr aus dem Augen zu stürzen. Der einfältige Mann – wusste er denn nicht, wie bittersüß diese Geste war? Sie weigerte sich ihn anzublicken, als sie nach einem Stängel Lavendel griff und ihre Finger daran entlang gleiten ließ. Der süße Duft sprang auf die Luft über, als sie die dunkelvioletten Blüten zwischen den Fingern zerrieb und sie wieder zu Boden tröpfeln ließ. „Und der andere Grund?“, hakte sie nach und ließ in ihrer Stimme einen Hauch von Verärgerung mitschwingen.
Gavin schaute weg. „Ich wollte Euch an einem abgeschiedenen Ort – wo wir sicher vor neugierigen Ohren sind – mitteilen, was in den Gemächern des Königs vorgefallen ist.“ Er schob die weit ausgebreiteten Finger durch die wilde Masse Haar auf seinem Kopf. Dann fiel seine Hand wieder herab und er tat einen Schritt weg.
„Warum bringt Ihr mich hierher, um mir etwas mitzuteilen, was ich bereits weiß?“, fragte sie und riss eine leuchtend gelbe Ringelblume von ihrem haarigen Stängel. „Was der ganze Hof schon weiß – dass der König dem Lord Reginald meine Hand gegeben hat und dass die Eheverträge demnächst unterzeichnet werden.“ Sie fing an, die leicht pfeffrig duftende Blüte zu zerpflücken, und verstreute die leuchtend gelben Blütenblätter auf dem Boden.
„Madelyne, bitte setzt Euch.“
„Ich werde stehen, danke Mylord. Ich habe den ganzen Tag schon gesessen. Bitte, ich wünsche zu vernehmen, was auch immer Ihr zu sagen habt, damit ich dann wieder zu meiner Arbeit zurückkehren kann.“
Seine Brust hob sich, als er einmal tief Luft holte; dann kamen seine Worte schnell und unaufhaltsam. „Der König hat sich anders entschieden. Er hat entschieden, dass Ihr Euch mit mir vermählen sollt.“
Es dauerte einen Augenblick, bis der Sinn seiner Worte ihr klar wurden. Ihr wurde erst kalt am Leib, dann warm. Prickelnd warm. „Ihr? Ich soll mich mit Euch vermählen?“
Er trat auf sie zu, ergriff eine ihrer Hände. „So ist es, Madelyne ... der Hof wird schon bald wissen, dass wir beide die Ehe eingehen werden und dass die Werbung von D’Orrais vom König abgewiesen wurde.“
„Aber ... warum?“, fragte sie, als sie ihre Finger in seiner Hand einrollte und ihr das Herz wie rasend klopfte.
„Er glaubt, ich wäre der bessere Mann, um Euch vor Eurem Vater zu schützen ... und die Ländereien von Tricourten zu verwalten, wenn Sie dereinst die Euren werden.“ Er zog sie näher an sich und fand ihre andere Hand. „Madelyne, mir ist diese Lösung nicht unwillkommen ... und ich hoffe, dass dies auch für Euch keine
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