Eine Zuflucht aus Rosen
Atem ging jetzt schneller und er las die Antwort an ihren Gesichtern ab, bevor Clem ihm antworten konnte. „Sie ist verschwunden? Sie ist verschwunden?“ Seine Stimme wurde lauter und er rüttelte am Gitter. „Bringt mich zum König! Ich muss ihn sehen! Bringt mich auf der Stelle zu ihm!“
Übelkeit schlug ihm wie eine Faust in den Magen und er spürte, wie der Schweiß ihm aus allen Poren rann. „Bringt mich zum König!“, befahl er und während er den Wachmann anstarrte, griff er durch das Gitter, um ihn an der Tunika zu fassen zu bekommen. „Ich muss ihn sehen!“ Er zog und der Mann prallte mit einem lauten Scheppern gegen die Stäbe. „Bringt mich zum König.“
Er ließ den Wachmann los, der mit einem entsetzten Blick nach hinten davonrannte. Gavin wandte sich nun Clem und Jube zu, wobei er verzweifelt versuchte die Panik unter Kontrolle zu halten, die ihn in jeder Faser seines Leibes erfasst hatte. „Erzählt mir, was passiert ist, Ihr Narren! Wo ist sie? Wie lange ist sie schon verschwunden?“
Clem trat vor, schwerer Kummer zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Das letzte Mal, das ich sie sah, war gestern am Morgen, als ich sie hierherbrachte, um Euch zu besuchen. Ich habe auf sie gewartet. Während sie bei Euch war, kam Rohan mit der Nachricht zu mir, dass Jube und Thomas meine Hilfe in den Ställen brauchen würden, wegen Rule. Er versicherte mir, dass er Lady Madelyne wieder sicher zu ihren Gemächern geleiten würde.“
Jube blickte Clem an und erzählte die Geschichte weiter. „Ich erhielt eine Nachricht von Rohan, dass Madelyne die vergangene Nacht bei der Lady Judith verbringen würde, so dass mir bis nach dem Mittagsmahle nicht der Gedanke kam sie zu suchen, als sie da nicht erschien.“
„Niemand hat Rohan und Madelyne seit dem gestrigen Morgen gesehen, Mylord.“
„Rohan. Er ist es.“ Gavin spuckte die Worte förmlich aus, auch wenn ihm der Mund vor Angst ganz trocken war. Wie er es auch in einer Schlacht täte, kämpfte er darum, seine Gedanken zu sammeln, sie wegzulenken von dem Grauen, das ihn zu lähmen drohte. Ruhig und klar. Er würde ruhig und klar bleiben, denn dies hier, das war die wichtigste Schlacht seines Lebens.
„Fantin hat sie nach Tricourten entführt, darauf würde ich mein Leben verwetten. Ihr müsste dorthin gehen, ihr nacheilen ... wenn der König mich nicht aus dem Kerker entlassen sollte...“ Die Stimme versagte ihm. Diese Möglichkeit wagte er sich nicht auszumalen ... Heinrich musste ihn gehen lassen. „Ihr müsst gehen! Jetzt, sofort!“
Gavin ging wie blind auf und ab. Würde Heinrich zu ihm kommen? Würde er die Dringlichkeit verstehen? Er hielt inne und packte wieder die Gitterstäbe, als er dachte, er hätte gehört, wie sich jemand näherte ... aber niemand kam.
Er ging weiterhin auf und ab, fühlte wie der Druck in seiner Brust immer schwerer wurde. Sein Herz hämmerte wie verrückt, sein Atem kam immer schneller, ein kurzes, raues Keuchen, während er versuchte nicht daran zu denken, was Madelyne gerade passierte ... was ihr verrückter Vater ihr gerade antat.
Es gelang ihm nicht, seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen, und bittere Magensäure sammelte sich hinten in seinem Mund. Er übergab sich in einer Ecke der Zelle, lehnte sich erschöpft gegen die Wand, drückte sich mit den Fingern gegen die Augen, um die Tränen zu unterdrücken.
* * *
Clem und Jube mussten sich die Zeit nehmen ihre Sachen einzusammeln, sowie die anderen Soldaten aus Gavins Gefolge, und dann waren sie schon auf dem Weg nach Tricourten.
Sie kamen schnell voran, mit einem Wagen, der mit ein paar Sachen der Grundversorgung beladen war ... und für den Transport von Lady Madelyne, sollten sie ihn dafür benötigen. Der Wagen konnte nicht so schnell wie sie vorankommen, aber auf der ersten Tagesreise würde er nicht allzu weit zurückbleiben.
Als sie gerade das erste Nachtlager aufschlugen, rollte der Wagen ins Lager – nur eine Stunde, nachdem die Männer abgestiegen waren. Clem und Jube saßen mit Thomas, Peter und Antoine sowie drei weiteren um ein Lagerfeuer, über dem ein Hase brutzelte. Als er mit einem Stöckchen in das Fleisch stach, um zu sehen, ob es durch war, sah Clem eine ihm unbekannte Silhouette hinten aus dem Wagen steigen.
Er sprang auf die Beine und ging darauf zu. „Wer da?“, rief er, dann hielt er abrupt an, als er die verführerisch mollige Figur von Patricka erkannte.
„Ich bin es.“ Sie trat aus den Schatten heraus, wobei sie die
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